Um alles noch ein wenig verzwickter zu machen, treten die unmittelbaren Folgen nicht immer direkt nach der Aushärtung und zudem in den unterschiedlichsten Erscheinungen auf. Tatsächlich ist es sogar noch die beste Option für Integratoren, wenn sie sofort sehen können, dass etwas nicht stimmt. Denn: In manchen Fällen, reagiert die chemische Zusammensetzung des Klebers schlichtweg nicht auf das LED-Licht und härtet gar nicht erst aus. In anderen Fällen treten diverse, auch sichtbare optische respektive mechanische Artefakte auf. Optische Artefakte zeigen sich beispielsweise jeweils über das gesamte Display oder nur lokal in Verschiebungen der CCT (Farbtemperatur), in Flecken und Wolken ganz unterschiedlicher Art, in Kontrastveränderungen, in Veränderungen der Gamma-Kurve oder ähnlichem. Mechanische Artefakte sind zum Beispiel Auffälligkeiten bei Schock- und Vibrationstests.
In manchen Fällen hält der Kleber nur kurz oder nur lange genug, um ein gescheitertes Verkleben festzustellen. Meist aber treten merk- beziehungsweise sichtbare Auswirkungen erst viel später – bis zu sehr vielen Monaten später – also beim Endkunden im Feld auf und damit erst nach vielen weiteren Stufen in der Wertschöpfungskette! Besonders letzteres Szenario ist kritisch, da nicht mehr reparabel, und verursacht so erhebliche Probleme und Kosten. Diese steigen drastisch schnell, wenn es um Systeme mit kritischen Zulassungen geht oder die Fehlersuche nicht sofort beim Optical Bonding beginnt beziehungsweise ein Fehler im Optical Bonding zunächst gar nicht vermutet wird.
Fazit
Fehler beim Optical Bonding passieren leicht. In letzter Zeit werden dabei immer mehr Fälle bekannt, bei denen der Wechsel der UV-Lichtquelle für das Scheitern des Bonds verantwortlich ist. Hintergrund ist, dass ein direkter Austausch von alt zu neu nicht ganz trivial ist und hierbei aus diversen Gründen sowohl die Messgeräte, die eigentlichen Tests als auch die Klebevorrichtung samt Bestrahlungszeit oder -intensität an das neue Spektrum der LEDs angepasst werden müssen.
Gleichzeitig ist jetzt auch der geeignete Moment die Aktivierung der Grenzflächen der zu bondenden Materialien zu überprüfen. Denn ohne Quecksilber-UV gibt es allermeist auch keinen UVC-Anteil mehr, der zumindest anteilig eine Aktivierung dieser Oberflächen für eine notwendige gute Benetzung mit dem Bonding-Kleber übernehmen könnte.
Kostspielig werden diese Fehler umso mehr, wenn die unvollständige Aushärtung nicht unmittelbar erkannt wird, sondern sich die vorhandenen Probleme erst nach einer gewissen Zeit offenbaren, das heißt nach weiteren Wertschöpfungsschritten oder im Feld beim Kunden. Leider ist die Wahrscheinlichkeit aktuell ziemlich groß, dass in nächster Zeit immer mehr solcher Troubleshooting-Themen auftreten werden, bei denen Displays plötzlich unerwartete oder seltsame Effekte aufweisen, die man erst aufwendig und teuer nachweisen und zuordnen muss.
Nicht umsonst hat auch das DFF (Deutsches Flachdisplay Forum) zu diesem Thema eine Ad-hoc-Meldung herausgegeben. Aktuell arbeiten die Wammes und Partner GmbH zusammen mit einem Messgerätehersteller und einem Fraunhofer-Institut an einer neuartigen und zerstörungsfreien Untersuchungsmethode, die solche Bonding-Probleme in allen Stadien nachweisbar und bewertbar macht.