Auf der Sensor+Test standen Erfindergeist und Sensorik im Fokus. Der heimliche Protagonist war aber China: Brennpunkt IP-Schutz.
Mit Eröffnung der Messe wurde der Sieger des AMA Innovationspreises bekannt gegeben. Von den allesamt vielversprechenden vier Nominierten für die Endrunde setzte sich am Ende der Außenseiter Senorics mit einem preisgünstigen Nahinfrarot-Spektrometer durch. Damit ging das Unternehmen sogar als Doppelsieger von der Messe: Als Ausgründung der TU Dresden gewann das Team um Geschäftsführer Dr. Ronny Timmreck auch den Preis für das beste junge Unternehmen.
Zu der Konkurrenz um den Innovationspreis gehörten insgesamt 38 Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus dem In- und Ausland, darunter namhafte Größen wie BASF, das Fraunhofer-Institut für Physikalische Messtechnik und STMicroelectronics.
Auf der Messe zeigten mehrere Hersteller und Entwicklungsdienstleister Sensormodule mit Funk-Erweiterung. Viel Aufwand betreibt hier aktuell TE Connectivity. Für die Erweiterung ihrer Sensoren mit Funkchips beschäftigt das Schweizer Unternehmen ein Entwicklerteam in Frankreich.
Auf der Sensor + Test wurden die ersten industrie- und gewerbetauglichen Sensoren gezeigt (Bild). Dazu gehört ein autarker Sensor im Metallgehäuse zur Vibrationsmessung unter rauen Betriebsbedingungen. Die Antenne befindet sich außerhalb des Metallgehäuses, unter eine Kunststoff-Abdeckung.
Um Funk-Übertragung hat auch MSR seine Datenlogger erweitert. Nach Bluetooth Low Energy (BLE) unterstützen die Logger jetzt auch WLAN. In diesem Zuge wurde auch die Steuersoftware überarbeitet und hat eine neue grafische Benutzeroberfläche erhalten.
Im Konferenzraum Lissabon, abseits des Messegeschehens, rückte der AMA Verband ein anderes Thema in den Vordergrund. Statt um den Sensor ging es um das geistige Eigentum (Intellectual Property, IP) hinter dem Sensor. Es ist kein Geheimnis, dass die meisten Plagiate aus China stammen und dort zu wenig für den Patentschutz getan wird. Auf der anderen Seite betont China den Willen zur Zusammenarbeit mit ausländischen Unternehmen. Dazu gehören auch die deutschen Sensorik- und Messtechnik-Hersteller.
Die wären auch durchaus interessiert. Für sie hat China großes Marktpotenzial für Automatisierungstechnik und ist aktuell die Fertigungsschmiede der Welt. AMA Geschäftsführer Dr. Thomas Simmons malte die Situation wie folgt vor Augen: »90 Prozent aller Smartphones kommen aus China. Von der Wertschöpfung bleiben aber nur 10 Prozent im Land. Fachwissen aus dem Ausland wird also benötigt«.
Der AMA Verband lud deshalb mehrere Sprecher aus China ein, um den aktuellen Stand des IP-Schutzes vorzustellen und den Dialog mit betroffenen deutschen Unternehmen zu suchen. Der Eindruck: Es tut sich etwas in China, aber es reicht noch nicht aus. Es gebe mittlerweile etablierte Verfahren zur Patenterteilung, was sich laut Sprecher an der hohen Zahl von Patentanmeldungen ablesen lasse. Dass auch etwas für den Schutz getan werde, zeigten die gelisteten Fallzahlen der drei großen Patentgerichte in Guangzhou, Beijing und Shanghai. Dort gingen 2018 knapp 20.000 Fälle ein, über 13.000 wurden zu Jahresende als abgeschlossen angesehen.
Auf der andere Seite stehen negative Erfahrungen von deutschen Herstellern. Aus dem Publikum meldete sich der Geschäftsführer eines mittelständischen Chipherstellers zu Wort und schilderte, wie nach einer Kooperation mit einem regierungsnahen chinesischen Partner Plagiate einiger seiner Chip-Modelle in Umlauf gingen. »So lange solche Dinge passieren, kann ich mit meinem Unternehmen leider nicht nach China gehen.«
Eine befriedigende Perspektive konnte zwar nicht aufgezeigt werden, aber man werde Fälle wie diese und die damit verbundenen »high-level-questions« mit zurück nach China nehmen und dort in entsprechenden Kreisen vorbringen. »Das ist auch das Maximum, was ich von der Veranstaltung erwarten konnte«, so Dr. Simmons. Das Problem wurde also auf Verbandsebene direkt angesprochen. Wie genau es nun weiter geht, muss in China besprochen und initiiert werden. Und das wird vermutlich noch etwas dauern.