Rechnergestütztes Messen

Messtechnik mit dem Tablet

7. Mai 2013, 15:20 Uhr | Von Chris Delvizis
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Eigene mobile Thin Clients erstellen

In manchen Fällen werden mehr Möglichkeiten zur Anpassung oder zusätzliche Funktionen benötigt, die das Data Dashboard for LabVIEW nicht bietet. Als weitere Option kann der Anwender einen eigenen Thin Client erstellen und mit Messsystemen über Webdienste kommunizieren.  Ein solcher Webdienst ist eine Programmierschnittstelle (API), die im Internet existiert. Ein Client schickt eine HTTP-Anfrage an einen dezentralen Server, welcher die Anfrage verarbeitet und eine Antwort darauf  zurücksendet (gewöhnlich als XML). Die Antwort wird wiederum vom Client interpretiert und von der Client-Anwendung angezeigt. Diese Kommunikationsmethode wird für alltägliche Dinge wie das Suchen im Internet, das Prüfen des E-Mail-Eingangs und das Lesen von Artikeln online eingesetzt.

Ein Webdienst umfasst folgende Bestandteile:

  • Server: Ein Server ist eine Anwendung, die das Analysieren/Extrahieren/Parsen einer Anfrage, das Ausführen der entsprechenden Methode oder Aktion und das Versenden einer Antwort an den Client übernimmt.
  • Client: Ein Client ist eine Anwendung, die eine Anfrage an den Server schickt und auf den Empfang einer Antwort wartet, die dann von ihm interpretiert wird.
  • Standardprotokolle: Internetgestützte Protokolle wie HTTP leiten Daten über physikalische Netzwerke vom Client zum entsprechenden Server und anschließend wieder an den Client zurück.
  • Netzwerk: Damit wird die Bitübertragungsschicht, wie z. B. Ethernet oder IEEE 802.11, bezeichnet, über die Daten übertragen werden.

LabVIEW umfasst auch einen integrierten Webserver, mit dem VIs (virtuelle Instrumente) als Webdienste eingesetzt werden können. Solche LabVIEW-Webdienste nutzen Standard-HTTP und Standarddatenformate wie XML. Somit können Anwender jede auf Client-Seite vorhandene Technologie nutzen, darunter HTML, JavaScript, Flash, Java oder Objective C, um Thin-Client-Apps für Web-Browser oder mobile Geräte zu erstellen. Die Apps werden dann auf Smartphones und Tablet-PCs ausgeführt und kommunizieren mit dem LabVIEW-Messsystem.

SMS-Benachrichtigungen

Besonders einfach lässt sich ein System mit Textnachrichten dezentral überwachen. Diese können an jedes beliebige Mobiltelefon geschickt werden. LabVIEW bietet integrierte Funktionen für den E-Mail-Versand, die auch für das Versenden von SMS-Nachrichten eingesetzt werden können. Dies ist bei den meisten wichtigen Mobilfunkanbietern möglich, indem sie eine Schnittstelle zwischen E-Mail- und SMS-Gateways herstellen. Beispielcode dazu steht auf der NI Community (ni.com/community) über den Suchbegriff „sms LabVIEW“ bereit.

Desktop-Sharing

Desktop-Sharing bzw. Desktop-Monitoring bezeichnet Software, mit deren Hilfe der sichtbare Bildschirminhalt eines dezentralen Systems lokal angesehen bzw. gesteuert werden kann. Üblich war dies von PC zu PC, aber inzwischen sind auch mobile Apps erhältlich, die eine Übertragung mit einem Smartphone oder Tablet-PC ermöglichen. Software für das Desktop-Sharing und ein LabVIEW-Messsystem sorgen für eine relativ einfache Möglichkeit, ein mobiles Gerät um dezentrale Überwachung oder Verwaltung des Systems zu erweitern.

Die gängigste Desktop-Sharing-Software sind die Remote Desktop Services von Microsoft Windows sowie ein Protokoll namens Virtual Network Computing (VNC). Diese Dienste lassen sich leicht für den Einsatz in lokalen Netzwerken konfigurieren. Für einen sicheren Zugriff von außen ist das jedoch schon schwieriger. Dienste wie LogMeIn, TeamViewer und GoToMyPC vereinfachen das Einrichten, da sie mit Standard-Internetprotokollen arbeiten und den gesamten Datenverkehr über ihre Server schleusen. Dadurch wird die IT-Abteilung entlastet, denn sie muss keinen Zugriff mehr von außerhalb der Firewall konfigurieren. Außerdem ist ein sicherer, einfacher Zugang zu einem PC von überall möglich.

Ein potenzieller Nachteil des Desktop-Sharing ist, dass der dezentrale Rechner nur ein Abbild eines aktiven Desktop überträgt. Der Client-Rechner hat keinen lokalen Zugriff auf die eigentlichen Messdaten, und das Übertragen großer Abbildungen kann zudem sehr hohe Bandbreiten erfordern.

 

Der Autor

Chris Delvizis
 studierte „Wireless Engineering“ an der Auburn University in Alabama, USA, und ist Produktmanager für Datenerfassungsprodukte bei National Instruments.

  1. Messtechnik mit dem Tablet
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