Single Pair Ethernet ist auf dem Vormarsch und erste Applikationen werden in Betrieb genommen. Neben Verkabelung und Schnittstellen müssen auch passende Testgeräte für Abnahmemessungen verfügbar sein. Softing IT Networks bietet entsprechendes Equipment für die sichere Inbetriebnahme schon heute an.
Mittlerweile gibt es schon einige IEEE Single Pair Ethernet (SPE) Applikationen und die dafür notwendigen Normen für Komponenten und Verkabelungen – doch wie sieht es hierzu mit der Messtechnik aus?
Genauso wie die Applikationen und die gesamte Verkabelung inklusiver aller Komponenten spezifiziert sein müssen, um eine fehlerfreie Kommunikation zu ermöglichen, so muss auch die dazugehörige Messtechnik spezifiziert sein.
Die „klassische“ Messtechnik für 2 und 4 paarige Verkabelungen ist in der ISO/IEC 61935-1 definiert. In dieser Norm wird im Detail jede Messung spezifiziert und die dazugehörigen Genauigkeiten in Klassen festgehalten.
Leider kann die aktuelle Norm ISO/IEC 61935-1 nicht für SPE zitieren werden, da zum einen die SPE-Verkabelung nicht ab 1MHz sondern schon ab 100kHz gemessen werden muss und zum anderen auch die oberen Grenzen der Frequenzbereiche nicht zu den SPE-Verkabelungsklassen passen.
Um diese Lücke zu schließen, hatte die IEC Arbeitsgruppe TC46 WG9 im April 2019 ein weiteres Normenprojekt auf den Weg gebracht, die ISO/IEC 61935-4. Diese Norm wird die notwendigen Messungen für SPE-Verkabelung inklusiver aller Genauigkeitsklassen definieren.
Folgende Veränderungen gegenüber der „klassischen“ ISO/IEC 61935-1 müssen vorgenommen werden:
1) Änderung des Frequenzbereichs von 1-2000MHz auf 0,1-1250MHz.
2) Anpassung der Genauigkeitsklassen zu den Verkabelungsklassen
Genauigkeitsklasse | Frequenzbereich | Verkabelungsklasse nach ISO/IEC |
---|---|---|
I | 0,1-20MHz | T1-A |
II | 0,1-600MHz | T1-B |
III | 0,1-1250MHz | T1-C |
3) Anpassen der notwendigen Messungen an 1 paarige Verkabelung.
Im Wesentlichen werden alle Messwerte, welche mit Übersprechen verbunden sind (Next, ACR-N, ACR-F und zugehörige Power-Sum Werte) weggelassen, außer natürlich Übersprechen zwischen Verkabelungsstrecken (Alien Crosstalk) in z. B. Kabelbündeln.
4) 10Base-T1, also 10Mbit Ethernet über SPE-Verkabelung, soll bis mindestens 1000m funktionieren. Die klassische Messtechnik für 4 paarige Verkabelung geht jedoch von einer Referenzlänge von 100m aus. Die neue Messtechnik Norm muss hier sicherstellen, dass alle geforderten Messparameter in dem neuen Längenbereich spezifiziert sind.
Die Arbeitsgruppe TC46WG9 wird voraussichtlich Ende des Jahres die Arbeit an der neuen ISO/IEC 61935-4 beenden können. Nach deren Veröffentlichung kann dann endlich eine Normkonforme Abnahmemessung erfolgen um sicherzustellen, dass die installierte Verkabelung den neuen Normen entspricht.
Mit der Entwicklung von SPE eröffnet sich eine große Anzahl von neuen Anwendungsmöglichkeiten für strukturierte Verkabelungen, die neue Impulse für das Industrie-, Büro- und RZ-Umfeld geben wird und das Thema „IoE“ (Internet of Everything) weiter vorantreiben wird.
Bis alle Normen für SPE definiert sind und somit auch eine Abnahmemessung möglich ist, wird es zwar noch ein paar Monate dauern, eines scheint jedoch klar zu sein: SPE wird kommen und was zuerst einmal so aussieht wie die Rückkehr des Klingeldrahtes wird für alle Beteiligten eher ein „Zurück in die Zukunft“ mit vielfältigen neuen Chancen und Herausforderungen werden.
Konstantin Hüdepohl ist Produkt- und Standardisierungsmanager bei der Softing IT Networks GmbH – einem der Gründungsmitglieder des SPE Industrial Partner Network, dem größten internationalen Netzwerk für Single Pair Ethernet-Technologie.