Akkreditierte Messmittel-Kalibrierung

DAkkS verschärft die Regeln

5. September 2016, 14:06 Uhr | Nicole Wörner
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Schnäppchen Werkskalibrierung?

Neben der Automobilindustrie kommen mittlerweile auch andere Industriebereiche vermehrt vom Prinzip des Werkskalibrierscheins ab. Dieser Trend wird noch dadurch befeuert, dass auch das bisherige Hauptargument für eine Werkskalibrierung, die geringeren Kosten, immer mehr ins Wanken gerät. »So stellt sich beispielsweise die Frage, wie die Werkskalibrierung billiger sein kann, wenn gleichzeitig damit geworben wird, dass man ja ein akkreditiertes Labor sei und die Qualität der einer akkreditierten Kalibrierung entspreche«, gibt Wolf zu bedenken. Tatsächlich verursache das scheinbar günstige Verfahren mitunter deutliche Folgenkosten, insbesondere dann wenn nachträglich eine Begutachtung durch die Akkreditierungsstelle notwendig werde, damit Kunden oder potentielle Auftraggeber den Kalibrierschein anerkennen. 

Kai Welle, Geschäftsführer der Melutec Metrology GmbH, die ab 2017 nur noch DAkkS-Kalibrierscheine anbieten will: »Die Umstellung auf akkreditierte Kalibrierung ist im Grunde nicht schwer, man muss sie nur anpacken.«
Kai Welle, Geschäftsführer der Melutec Metrology GmbH, die ab 2017 nur noch DAkkS-Kalibrierscheine anbieten will: »Die Umstellung auf akkreditierte Kalibrierung ist im Grunde nicht schwer, man muss sie nur anpacken.«
© Melutec Metrology

Je nach Situation müssen der DAkkS dafür nicht nur alle zum Vorgang gehörigen Unterlagen der den Schein ausgebenden Einrichtung zur Verfügung gestellt werden, sondern auch Vor-Ort-Termine zur Besichtigung und Überprüfung können unter Umständen anfallen, um sicherzustellen, dass die Kalibrierung in Übereinstimmung mit der DIN EN ISO/IEC 17025:2005 erfolgte. Kontrolliert werden unter anderem die Validierung des Kalibrierverfahrens, das Verfahren zur Schätzung der Messunsicherheit, die Kompetenz des Personals und die Eignung der Umgebungsbedingungen. Entsprechend zeit- und kostenintensiv fällt eine derartige Begutachtung aus. »Wer das vermeiden will, sollte sich daher überlegen, ob er nicht von vornherein eine akkreditierte Kalibrierung durchführen lässt«, so der Metrologie-Leiter der DAkkS.

DAkkS-akkreditierte Qualität zum Werkspreis 

Für weite Bereiche der Messtechnik sind qualifizierte Dienstleister längst vorhanden – zumal auch die Akkreditierung kein unüberwindliches Hindernis darstellt. »Im Grunde ist die Umstellung leicht, man muss sich nur dazu aufraffen«, bestätigt Kai Welle, Geschäftsführer der Melutec Metrology GmbH. Sein Kalibrierlabor bietet für 64 verschiedene Messgrößen bzw. Kalibriergegenstände im stationären Labor und für 27 vor Ort die akkreditierte Kalibrierung von Messmitteln an, hauptsächlich im Bereich der dimensionellen Messtechnik, aber auch für Temperatur, Drehmoment, Waagen und Feuchte. »Natürlich muss man im Rahmen der Akkreditierungsbestrebungen investieren, vor allem in Schulungen für das Personal und meist auch in die Technik, aber davon profitiert das Unternehmen selbst als allererstes. Wir haben dadurch selbst noch im Warenein- und -ausgang sowie im Service Verbesserungen festgestellt. Vor allem aber schafft man sich damit eine verlässliche und abgesicherte Verfahrensstruktur.«

Das Unternehmen nutzt diese Strukturen auch bei den wenigen Werkskalibrierscheinen, die es auf Kundenanfragen noch ausstellt, wobei der Preis für die akkreditierte Kalibrierung konsequenterweise ebenso niedrig ausfällt wie für die nicht-akkreditierte. »Wir arbeiten in beiden Fällen gleich sorgfältig und nutzen dieselben Prozesse, die – wenn man korrekt vorgeht – gleich aufwändig sein sollten. Deshalb halten wir es nicht für gerechtfertigt, die DAkkS-Scheine teurer zu machen«, so Welle. 

Bald soll es zu diesen Konditionen bei Melutec sogar nur noch akkreditierte Scheine geben: Für 2017 ist geplant, sich das Siegel auch für die restlichen Messgrößen im Angebot des Labors, speziell für die Vor-Ort-Kalibrierungen, zu erarbeiten: »Es ergibt einfach keinen Sinn, zwei Klassen anzubieten, wenn beide gleich verlässlich sind und dasselbe kosten.«


  1. DAkkS verschärft die Regeln
  2. Ohne Siegel keine internationale Anerkennung
  3. Schnäppchen Werkskalibrierung?
  4. Trendwandel im Kalibrierstreit

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