Im Gesundheitswesen sind zunehmend Lab-on-a-Chip-Tests am Point-of-Care beliebt - diagnostische Mini-Labors auf kleinen Chips oder Disks, mit denen sich sehr schnell bestimmte Erreger oder Erkrankungen nachweisen lassen. Solche Mini-Labors auf einer Kunststoffkartusche stellt zum Beispiel RKT her.
Bei einem Lab-on-a-Chip müssen kleinste Flüssigkeitsmengen beziehungsweise Tropfen in einer Kartusche genau geführt werden. Dazu müssen präzise mikrofluidische Kanäle in einer komplexen Geometrie gefertigt werden. Der Kunststoffspritzguss-Spezialist Rodinger Kunststoff-Technik (RKT) bringt sich schon frühzeitig bei der Auslegung der Kartuschen ein, um aus Kunststoff-Sicht zu gewährleisten, dass die Flüssigkeiten später wie gewünscht fließen und reagieren können. Das Handling der verschiedenen Bestandteile und Reagenzien ist eine besondere Herausforderung, weil zum Beispiel Lyophilisate (gefriergetrocknete Substanzen) extrem brüchig sind und keiner hohen Luftfeuchtigkeit ausgesetzt sein dürfen.
Die Materialauswahl ist nicht trivial, denn der jeweilige Kunststoff muss die passende Viskosizität für den Spritzguss der mikrofeinen Strukturen aufweisen und absolut inert sein, um keine unerwünschten Reaktionen mit dem biochemischen Material einzugehen (auch längerfristig für die Haltbarkeitsdauer der Kartusche). Ebenso spielt Temperaturstabilität eine Rolle. Bestimmte COC-Kunststoffe erfüllen viele der gefordeten Kriterien.
RKT baute teils komplett neue Prozesse auf, zum Beispiel für die Verdeckelung der Disks, um das Innere atmosphärisch abzudichten. Hier gibt es verschiedenste Verfahren, um die Kartusche mit einem Kunststoffdeckel zu versehen, die im Hinblick auf die mikrofeinen Strukturen und das Handling der biochemischen Substanzen erst geprüft werden mussten.
Ein sicheres Verfahren ist das Thermobonding, bei dem eine Kunststofffolie auf die Disk mittels Heißprägung aufgebracht wird. Dabei muss sichergestellt sein, dass die Erwärmung keinen Einfluss auf die Reagenzien hat, das heißt, es muss die richtige Kombination aus Temperatur, Druck und Zeit gefunden werden.
Weitere Fertigungsherausforderungen für Lab-on-a-Chip-Kartuschen sind Reinraumbedingungen und besondere Anforderungen an die Umgebungsatmopshäre. In einem RKT-Projekt sind lediglich neun Prozent Luftfeuchtigkeit für das Handling der Lyophilisate erlaubt, für das spezielle eingekapselte Einheiten genutzt werden, da Menschen in einer solchen Atmosphäre nicht arbeiten könnten.
In den feinen Strukturen der Disk düfen zudem keinerlei Partikel vorhanden sein, um die Kanäle nicht zu verstopfen. Auch die Partikelgröße, die in der jeweiligen Reinraumklasse vorgegeben ist, spielt hier eine Rolle.
Aus der Begleitung erster medizintechnischer Start-up-Unternehmungen hat RKT reproduzierbare Prozesse entwickelt, die eine umfassende Serienproduktion von Lab-on-a-Chip-Produkten erlauben. Entscheidend ist, dass RKT seine Kunststoffexpertise bereits frühzeitig mit einbringen kann, um schon in der Auslegungsphase die Weichen für ein funktionierendes Produkt zu stellen. (kv)