Weltweit gibt es gerade eine Handvoll Menschen, die als von HIV geheilt gelten. In Deutschland waren es bisher zwei Patienten. Ein dritter Fall überraschte jetzt selbst die Ärzte. Trotz guter Chancen auf ein Überleben mit HIV bleibt Schutz die wichtigste Vorsorge.
Wird die Vorstufe von Aids heilbar? Die Berliner Charité hat bekanntgegeben, dass ein weiterer Patient von der seit den 1980iger Jahren bekannnten Immunschwäche-Krankheit HIV geheilt sei. Ein 60-jähriger Mann, der als »zweiter Berliner Patient« bezeichnet wird, zeigt infolge seiner antiviralen Behandlung seit über fünf Jahren keine Anzeichen des HI-Virus mehr. Dies macht ihn zum dritten geheilten Fall in Deutschland und je nach Zählweise zum sechsten oder siebten weltweit.
Der Patient wurde 2009 als HIV-positiv diagnostiziert und entwickelte 2015 zusätzlich eine akute myeloische Leukämie (AML). Seine Behandlung umfasste seitdem eine Chemotherapie und eine Stammzelltransplantation. Nach der Transplantation erhielt der Patient zunächst weiterhin antiretrovirale Therapie. 2018 setzte er diese eigenständig ab, da er sich selbst als geheilt ansah. Zum Erstaunen und zur Freude der Ärzte, konnte seitdem keine Virusvermehrung mehr festgestellt werden.
Das Besondere an diesem Fall ist die Methode der Stammzellspende. Anders als bei früheren Heilungen stammten die Zellen nicht von einem HIV-immunen Spender. Stattdessen trug die Spenderin sowohl normale als auch mutierte CCR5-Rezeptoren auf ihren Zellen. Diese Mutation, bekannt als Delta-32, kann HIV-Immunität verleihen, wenn sie von beiden Elternteilen vererbt wird.
Die Forscher untersuchen nun, warum diese Methode erfolgreich war. Eine mögliche Erklärung könnte die schnelle Übernahme des Immunsystems durch die Spenderzellen sein. Der Fall wird auf der kommenden Welt-Aids-Konferenz in München vorgestellt.
Diese Art der Heilung ist äußerst selten. Von geschätzten 39 Millionen HIV-Infizierten weltweit gelten bisher nur sechs bzw. sieben Menschen als geheilt. Die Forscher hoffen, dass die Erkenntnisse aus diesem Fall zur Entwicklung neuer Behandlungsansätze beitragen können, wie zellbasierte Immuntherapien oder therapeutische Impfstoffe. Trotz einer möglichen Heilung und Chancen auf ein gutes Leben mit HIV gilt Safer Sex nach wie vor als sicherster Schutz und Vorbeugung gegenüber einer Ansteckung mit dem lebensgefährlichen Virus. (uh)