Dass neue und insbesondere digitale Anwendungen schneller verfügbar sind, ist nicht nur wünschenswert, sondern angesichts des demografischen Wandels notwendig. Durch sinkende Geburtenraten und eine steigende Lebenserwartung altert die Bevölkerung zunehmend. Dadurch ändert sich der qualitative Bedarf an ärztlicher Versorgung. Gerade in ländlichen, strukturschwachen Regionen zeichnet sich schon heute ab, dass eine immer geringere Anzahl an Ärzten einer stetig wachsenden Anzahl an (älteren) Patienten gegenübersteht. Produkte für die dezentrale Diagnostik (Point-of-Care) werden daher immer wichtiger.
Point-of-Care, das heißt, einfache und schnelle Diagnostik vor Ort – direkt beim Hausarzt. Bisher nimmt dieser lediglich die Blutprobe, schickt diese an ein Labor und dann passiert erst einmal lange nichts. Bis das Labor die Probe untersucht hat, kann es unter Umständen Wochen dauern. Zeit, die Patienten womöglich nicht haben. »Daher geht der Trend zu kompakten und leichten Systemen, die direkt in der Praxis stehen«, erklärt Sami Badawi von S.I.E. Diese müssten trotz aller Technik benutzerfreundlich bleiben: »Am Ende müssen auch Arzt oder Krankenschwester die Gräte bedienen können.«
Ein Beispiel für ein solches System präsentierte in Düsseldorf das Fraunhofer-Institut für Siliziumtechnologie ISIT. Der Campton Reader 100 erleichtert die Messung von Biomarkern. Deren Nachweis basiert derzeit auf immunologischen Assays (»enzyme-linked immunosorbent assay« [ELISA] und »recombinant immunoblot assay« [RIA]). Diese Tests erfordern in der Regel Labore, geschultes Personal und sind zeitaufwendig; tragbare Diagnostikgeräte liefern deutlich schneller Ergebnisse.
Der Campton Reader 100 enthält eine Biochipkartusche für den ELISA-basierten dezentralen Nachweis von Biomarkern (Bild 2). Innerhalb weniger Minuten lassen sich so mehrere Biomarker in wenigen Mikrolitern Serum oder Vollblut direkt auf einem Goldelektroden-Array detektieren. Mögliche Anwendungen sind neben Allergien und Infektionskrankheiten auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Borreliose sowie Prostatakrebs.
Fazit
Digitalisierung und Miniaturisierung waren auch in diesem Jahr die vorherrschenden Trends in Düsseldorf. Die Wunschformel: Kleine Bauform und viel Leistung für wenig Geld. Denn Medizin muss trotz aller Technik bezahlbar bleiben, nur so setzen sich neue Entwicklungen durch. Damit diese dazu überhaupt die Chance haben, müssen sie es jedoch erst einmal in den Markt schaffen. Technische Fortschritte dürfen am Ende nicht an bürokratischen Hürden scheitern.