Eine hohe diagnostische Bildqualität ist in der Strahlentherapie die Voraussetzung für eine exakte Therapieplanung und damit für eine erfolgreiche Krebsbehandlung. Dabei kommt es nicht nur darauf an, den Tumor präzise zu lokalisieren, um die Dosis der Bestrahlung genau berechnen zu können, ist es unerlässlich, die Außenkonturen des Patienten zu sehen. Und zwar auch dann, wenn diese außerhalb des normalen Bildgebungsbereichs liegen – etwa bei adipösen Patienten.
Doch es gibt noch andere potenzielle Schwierigkeiten bei der Strahlentherapie: Bei vielen Patienten führen Metallimplantate – künstliche Hüftgelenke, Zahnfüllungen oder Herzschrittmacher – zu Artefakten in den Bildern. Dies beeinträchtigt die Darstellung des Tumors und der umgebenden Organe. Darüber hinaus verändern Atembewegungen die Position der zu behandelnden Gewebestrukturen. Das erschwert es, das zu bestrahlende Tumorvolumen zu definieren und das umgebende gesunde Gewebe zu schonen.
Diesen Problemfeldern widmet sich Siemens Healthcare mit der aktuellen »RT Pro Edition« des Computertomographen »Somatom Definition AS Open 20/64«. Diese Variante wurde speziell für den Einsatz in der Strahlentherapie entwickelt und soll eine präzisere Therapieplanung und Krebsbehandlung unterstützen, gerade unter schwierigen Bedingungen. Das gilt bei adipösen Patienten ebenso wie im Fall von Artefakten durch Metallimplantate oder Tumorbewegungen. Darüber hinaus macht die RT Pro Edition erstmals die Vorteile der Dual-Energy-Computertomographie für die Strahlentherapie nutzbar.
Wenn etwa die Außenkonturen des Patienten außerhalb des normalen Bildgebungsbereichs (Scan Field-of-View, FoV) liegen, wie bei adipösen Patienten, greift die Funktion »HD FoV Pro« des Systems. Sie bedient sich spezieller Algorithmen zur Abschätzung der Körperkonturen und der Gewebeabschwächung außerhalb des normalen Scanbereichs. Ergebnis sind, so der Hersteller, die verbesserte, geometrisch korrekte Darstellung der Körperumrisse und ein konsistentes Bild der Gewebedichte innerhalb und außerhalb des FoV. Strahlenmediziner erhalten damit selbst bei stark adipösen Patienten aussagekräftige Bilder zur Therapieplanung.
Den Stolperstein der Metallartefakte soll die Funktion »Maris« (Metal Artifact Reduction in Image Space) aus dem Weg räumen. So lässt sich die Verortung und Konturierung der Gewebestrukturen verbessern und damit die Therapieplanung vereinfachen.
Das Modul »Motion Management Pro« des CT-Geräts schließlich analysiert die Tumorbewegungen im Verlauf des Atemzyklus'. Das trägt etwa im Fall der Therapieplanung bei Lungenkrebs dazu bei, dass der Tumor im richtigen Umfang, zum richtigen Zeitpunkt innerhalb des Atemzyklus und mit der richtigen Dosis bestrahlt werden kann.
Darüber hinaus besteht hier nun auch die Möglichkeit, bei einem solchen Computertomographen mit der großen Scanneröffnung von 80 Zentimetern die Vorteile der Zwei-Spektren-CT-Bildgebung (Dual Energy) zu nutzen. Hierbei werden zwei aufeinanderfolgende Spiralscans mit unterschiedlichem Energieniveau durchgeführt und in der Nachverarbeitung wieder zu einem Datensatz zusammengeführt. Die Dual-Energy-Aufnahmen können zur Reduzierung von Metallartefakten oder einer exakten Abschätzung der Gewebedichte genutzt werden und damit zur Optimierung der Dosiskalkulation. Der Hersteller plant, Neugeräte Ende April in der RT Pro Edition auszuliefern und für die installierte Basis ab Mitte Mai ein Upgrade anzubieten.