In der Pädiatrie und der Neonatologie sind aufgrund des geringen Körpergewichts der Patienten Durchflussraten von 1ml/h oder auch weniger die Regel. Dadurch wirken sich die bekannten und inhärenten Probleme der aktuellen Infusionstechnik– Startverzögerungen, Durchflussstörungen und Abhängigkeit vom hydrostatischen Druck – noch schädlicher auf das Therapieergebnis aus.
Die Infusion lebensrettender Medikamente mit kurzen Halbwertszeiten, wie zum Beispiel Adrenalin, darf auf keinen Fall durch das eingesetzte System verzögert oder ausgesetzt werden. Dennoch geschieht dies häufig. Grund dafür ist die Compliance der Schläuche und Spritzenkolben, die Bewegung und vertikale Verlagerung von Spritzenpumpen beim Transport des Patienten oder die Befüllung der Pumpe mit einer neuen Spritze.
Die Summe aller eingenommenen Flüssigkeiten, sei es in Form von Medikamenten oder als Nahrung, sowie der ausgeschiedenen Flüssigkeitsvolumina ist nicht nur für das Wohlbefinden des Kindes wichtig, sondern auch nach oben begrenzt. Daher muss der Flüssigkeitshaushalt des Kindes oder Neugeborenen täglich überwacht und neu berechnet werden. Werden Einweg-Durchflusssensoren in die Infusionssets integriert, lassen sich die verabreichten Durchflussraten präziser überwachen. Die bereits genannten Fehlermodi werden schnell und zuverlässig erkannt.
Frühe Erkennung von Nierenversagen
Für die kontinuierliche Urinflussmessung bei schwer kranken Patienten müssen Durchflussraten im Bereich von einem Milliliter bis 100 Milliliter pro Stunde gemessen werden. Akutes Nierenversagen (ANV) ist eine weit verbreitete Komplikation (mit einer Häufigkeit von 20 bis 30 %) bei schwer kranken Patienten auf der Intensivstation. Mit Eintreten eines ANV steigen die Patientenmortalität und das Risiko einer chronischen Nierenerkrankung erheblich.
Akutes Nierenversagen kann zwar aufgrund von Laborwerten wie der Änderung der Serumkreatinin-Konzentration oder dem Ausstoß von Abfallprodukten aus dem Stickstoffmetabolismus der Nieren diagnostiziert werden. Forschungsergebnisse haben jedoch gezeigt, dass die Menge produzierten Urins eines katheterisierten Patienten empfindlicher auf Veränderungen der Nierenfunktion reagiert als biochemische Marker. Eine Veränderung des produzierten Urinvolumens ist damit früher aussagekräftig als Veränderungen der biochemischen Zusammensetzung des Urins.
Ärzte steigern die Sensitivität und die Genauigkeit der ANV-Diagnose mithilfe der standardisierten RIFLE-Klassifikation (Risiko, Schädigung, Versagen [der Nieren], Verlust [der Nierenfunktion], terminales Nierenversagen). Diese Klassifikation besagt, dass ein Absinken der Urinausscheidung unter 0,5 ml pro Kilogramm Körpergewicht pro Stunde über mehr als sechs Stunden in Folge ein erstes Anzeichen eines erhöhten Risikos für Nierenversagen ist.
Das größte Problem bei der Bestimmung des vom Patienten ausgeschiedenen Urinvolumens besteht darin, dass dieses in regelmäßigen Abständen händisch vom Pflegepersonal der Intensivstation gemessen und notiert werden muss. Eine Trendanalyse kann also nur aufgrund dieser manuell erfassten Werte durchgeführt werden. Die automatische und kontinuierliche Messung mithilfe eines integrierten Einweg-Durchflusssensors und einer damit verbundenen Aufzeichnung der Urinausscheidungen sorgen für eine schnellere Diagnose. Nur so können Ärzte ein Nierenversagen zuverlässig erkennen oder bestenfalls sogar verhindern.
Fazit
Durch einen Einweg-Durchflusssensor können wichtige Messdaten und Vitalparameter automatisch erfasst und beispielsweise im elektronischen Patientendatenmanagementsystem (PDMS) gespeichert werden. Damit werden zeitaufwendige, ungenaue und von Hand geschriebene Patientenakten überflüssig. Unerwünschte Effekte werden zeitnah erkannt und die Daten stehen für eine spätere Analyse direkt zur Verfügung.
Susanne Jungmann, Product Manager Liquid Flow Sensors bei Sensirion
Sensirion auf der Compamed: Halle 8a, Stand H19