Unter dem Motto »App-solut im Trend: Nutzen und Grenzen von Apps für das mobile Arbeiten im Krankenhaus« lud das ZTG am Anfang Juli zum Symposium ein. Es ging um praktische Anwendungsszenarien für den medizinischen Alltag, aber auch über Anforderungen zur Implementierung und Nutzung von Apps.
Dass das Thema »Mobile Health« hoch im Kurs steht, verdeutlichte gleich zu Beginn des Symposiums, das vom Zentrum für Telematik und Telemedizin (ZTG) veranstaltet wird, Prof. Dr. Thomas Jäschke (smartcircles) verdeutlicht, der einführend die Relevanz des Themas mit der hohen Verbreitung und enormen Varianz von Gesundheits-Apps herleitete. Die zahlreichen Potenziale der App-Nutzung, wie eine Workflow-Erleichterung und Komplexitätsreduktion durch innovative Konzepte, stehen dabei akuten Herausforderungen beispielsweise in den Bereichen Datenschutz und App-Selektion gegenüber.
Die Notwendigkeit von mobilen Lösungen auch im sektorenübergreifenden Versorgungsmanagement betonte Dr. med. Dominik Deimel (com2health). Laut Deimel profitieren alle beteiligten Akteurinnen und Akteure, ob im Krankenhaus, in der Pflege oder in der Hausarztpraxis, vom Zugriff auf eine gemeinsame IT-Plattform.
Einblicke in die Praxis erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Dr. Burkard Rudlof (Kliniken
St. Antonius Wuppertal) und Dr. med. Udo Simson (Gelderland-Klinik, Geldern). Dr. Rudlof berichtete aus Anwendersicht von seinen Erfahrungen mit Gesundheits-Apps und zeigte Potenziale, aber auch gravierende Mängel einzelner Anwendungen für Laien sowie Medizinerinnen und Mediziner auf. Simson stellte eine App zur telemedizinischen Begleitung im Adipositas-Nachsorgeprogramm der Gelderland-Klinik vor, welche die vorangegangene Versorgung in der Klinik ergänzt. Die Funktionen der App, die sich derzeit in der Erprobung befindet, liegen im Bereich der Ernährung, Bewegung und dem Umgang mit Notfallsituationen sowie einem Tagebuch.
Dr. Bernd Schütze (Universitätsklinikum Düsseldorf) referierte über Aspekte von Datenschutz und Datensicherheit beim Einsatz mobiler Devices im Krankenhaus. Speicherung und Übermittlung der Daten unterliegen vielen Vorgaben, die es zu beachten gilt, beispielsweise mit Richtlinien für mobile Geräte, Betriebsvereinbarungen für die Nutzung privater Geräte (bring your own device) sowie dem verschlüsselten Ablegen von Daten auf mobilen Geräten.
Mit Vertragskonstellationen und Haftungsrisiken beim Einsatz medizinischer Apps setzte sich
Dr. Meyer-van Raay (Fachanwalt für IT-Recht) auseinander. Haftungsfragen rund um den Einsatz medizinischer Apps sind komplex und größtenteils noch ungeklärt. Dies beginnt zum Beispiel mit der Frage, wer beim Download einer App überhaupt Vertragspartner (und damit potenzieller Anspruchsgegner von Schadensersatzansprüchen) der Nutzerinnen und Nutzer wird.
Armin Gärtner (Ingenieurbüro für Medizintechnik) stellte im Kontext des Medizinproduktegesetzes (MPG) klar, dass die entsprechenden Regularien heute ausnahmslos auch für Apps gelten. Die Hersteller einer App legen die Zweckbestimmung fest, an die sich der Anwender/Betreiber halten muss.
Mit der Frage, was bei der Entwicklung einer App unter Beachtung des MPG zu tun ist, beschäftigte sich Michael Engler (IT-Consulting). Ist die App als Medizinprodukt zu entwickeln, muss von Anfang an ein Risikomanagement durchgeführt werden, das den größten Unterschied zu anderen App-Entwicklungen darstellt. Hinzu kommen abgeleitete Aspekte wie Qualitätssicherung, Lebenszyklus und Usability.
Dr. med. Urs Vito Albrecht (PI PLRIMedAppLab) berichtete über die Arbeitsgruppe MedAppLab, die sich seit 2012 mit Aspekten rund um den Einsatz von Mobilgeräten und deren Anwendungen beschäftigt sowie eigene Apps entwickelt und evaluiert. Wünschenswert wäre es laut Albrecht, wenn nur offiziell genehmigte, zertifizierte und vertrauenswürdige Health Apps zur Verfügung stehen und von Patientinnen und Patienten sowie medizinischem Fachpersonal eingesetzt werden.
Das Thema Evaluation von Gesundheits-Apps griff auch Eva Diercks (ZTG) in ihrem Vortrag über die Informations- und Bewertungsplattform »AppCheck« auf. Die Sensibilisierung der Anwenderinnen und Anwender für den verantwortungsvollen Umgang mit Gesundheits-Apps ist ein wichtiges Anliegen der ZTG.