Elektromechanische Bedienelemente

Blindes Vertrauen

20. April 2018, 9:30 Uhr | Melanie Ehrhardt
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Brandherd für Keime

Haptische Rückmeldung und Blindbedienung sind jedoch nicht die einzigen Anforderungen, denen Bedienelemente in der Medizintechnik begegnen. Denn während wir unser Handydisplay regelmäßig putzen, wird die Computertastatur im Büro gerne vergessen. Die Folge: Mit der Zeit verwandelt sich diese in eine mikrobiologische Müllhalde. Das ist sowohl für die Gesundheit des Menschen als auch für die Technik nicht ungefährlich.

Im Krankenhaus sind jedoch nicht nur Staub und Essensreste das Problem, sondern auch Bakterien, Viren und andere Keime. Um zu verhindern, dass diese in das Gerät eindringen und dieses beschädigen, sollte die Oberfläche der Bedienelemente möglichst spaltfrei sowie gegenüber Reinigungs- und Desinfektionsmitteln resistent sein. Hinzu kommt, dass die angebrachten Symbole möglichst lange lesbar sein sollten, sich mit der Zeit nicht abnutzen. Laut Bock geht der Trend daher hin zu einer möglichst geschlossenen Bedienoberfläche mit darunter liegenden elektromechanischen Bedienelementen.

Immer dann, wenn der Begriff Safety ins Spiel kommt (z. B. Patiententisch-Bewegungen oder Strahlungsauslösung), wird es laut Bock mit Touch-Anwendungen schwierig. »Neben dem Problem, dass es bisher keine sicheren Touch-Bibliotheken gibt, stellt sich auch die Schwierigkeit der Redundanz, die eventuelle Störungen abfängt und möglichst vermeidet.« Elektromechanische Bedienungen enthalten keine Software. Das macht sie für Bock zu einem klar überschaubaren System, mit dem sich Vorgänge einfach nachvollziehen lassen und dessen Sicherheit objektiv beurteilt werden kann.

Beide Welten kombinieren

Die Welt der Eingabe- und Bedienvorrichtungen ist jedoch nicht nur schwarz und weiß bzw. Touch und elektromechanisch. »Es wird auch immer mehr Geräte geben, in denen die verschiedensten Bedientechnologien nebeneinander integriert sind, je nachdem, was die Technologien am besten können«, sagt Bock. Für Safety-Anwendungen eignen sich seiner Meinung nach vor alle elektromechanische Bedienelemente unter einer geschlossenen Fläche. Daneben kapazitive Bedienelemente und Touches vor einem Display, um die benötigten Flexibilität abzubilden. Dabei kommen unter anderem die Dreh-Drückgeber aus der Flexscape-Reihe von Rafi zum Einsatz (Bild). Hier werden die Bedienelemente auf die geschlossene Oberfläche des Touchscreens geklebt und »bilden so eine Kombination aus den Vorteilen beider Eingabewelten«. Über das Display können flexible Skalenanzeigen wiedergegeben werden – abhängig vom Eingabekontext. Optimal kann der Dreh-/Drückknopf mit Keramik beschichtet werden und hält so auch härteren Anforderungen stand. Insgesamt 24 Rastungen sorgen für eine zuverlässige haptische Rückmeldung, die Bestätigung erfolgt über die Push-Funktion. Bisher kommt diese Technik vor allem im industriellen Umfeld zum Einsatz, zum Beispiel beim Spritzgießen oder in Fräsanalangen

Allerdings sei es nicht immer sinnvoll, mehrere Bedienelemente miteinander zu kombinieren, warnt Bock: »Prinzipiell sollte man von dem logischen bedientechnischen Zusammenhang ausgehen«. Nur was logisch zusammen gehört, sollte auch zusammen sein. Zu komplexe Systeme, die sich nicht mehr vernünftig zusammenbauen lassen, werden sich demnach nicht durchsetzen.

Blick- und Sprach­steuerung 

»Elektromechanische Bedienelemente wird man bei allen sicherheitskritischen Funktionen noch relativ lange sehen«, ist sich Bock sicher. Je höher der Sicherheitslevel, umso länger. Auch bei allen Bedienelementen, bei denen es auf eine Blindbedienung und ein haptisches Feedback ankommt, wird man seiner Meinung nach noch auf elektromechanische Bedienelemente zurückgreifen. Allerdings lassen sich hier schon Versuche erkennen, solche Möglichkeiten durch Sensorik und Aktorik sowie durch entsprechendes Oberflächendesign zu ersetzen.

Schalter, Tasten und Hebel haben also noch nicht ausgedient. Und je nachdem, welches Gerät benutzt wird, sind sie teilweise immer noch unverzichtbar. Technisch sind sie ausgereift, wirkliche Neuentwicklungen wird es in diesem Bereich in naher Zukunft wohl nicht geben. Ganz anders verhält es sich bei den Touscreens, die sich manche Eigenschaft sogar abgucken – zum Beispiel das haptische Feedback.

Ob via Touch oder elektromechanisch, selbst die beste Steuereinheit nützt einem nichts, wenn man in seiner Bewegungsfähigkeit eingeschränkt ist. Dann müssen sich Geräte anders bedienen lassen, durch Sprache, Gesten oder Blicke. Wie sieht die Steuerungseinheit der Zukunft also aus? Im besten Fall verfügt sie über so viele verschiedene Techniken wie möglich, aber nur so viele wie tatsächlich auch nötig.


  1. Blindes Vertrauen
  2. Brandherd für Keime

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu RAFI GmbH & Co. KG