Von der Vorsorge bis zur Nachsorge

Was haben Patienten von Künstlicher Intelligenz?

19. September 2024, 15:25 Uhr | von Dr.-Ing. Marten Neubauer, Dell
Wie kann KI die Patientenreise von der Vorsorge bis zur Nachsorgen verbessern?
© Dell

KI kann nicht nur Krankheiten früh erkennen, die Technologie kann auch dringende Probleme der ambulanten und klinischen Gesundheitsversorgung lösen oder zumindest abmildern. Doch wie profitieren Patienten zwischen Vorsorge und Nachsorge genau? Fünf Use Cases einer KI-unterstützten Patientenreise.

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Das Gesundheitswesen wird zunehmend digitaler. Vor allem in Künstlicher Intelligenz steckt ein enormes Potenzial, Erkrankungen zu verhindern oder so früh zu erkennen, dass sie sich behandeln lassen, bevor sie kritisch werden. Ebenso kann KI als Schlüsseltechnologie helfen, eine optimale Gesundheitsversorgung sicherzustellen. Denn das deutsche Gesundheitswesen steht angesichts hoher Kosten, fehlender Fachkräfte und einer älter werdenden Bevölkerung vor großen Herausforderungen. Doch in welchen Bereichen und wie genau kann KI Patienten auf ihrem Weg von der Vorsorge, der Diagnose, über die Therapie bis zum Nachcheck begleiten und unterstützen?

Prävention

Derzeit liegt der Fokus im Gesundheitswesen vor allem auf der Behandlung von Erkrankungen. Es gibt zwar Vorsorgeuntersuchungen, doch die orientieren sich kaum an individuellen Bedürfnissen, sondern richten sich in erster Linie nach Alter und Geschlecht. Mit KI könnten die Krankenkassen jedoch ganz individuelle Vorsorgepläne erstellen – vorausgesetzt, es besteht die Bereitschaft, die benötigten Informationen für Auswertungen mit ihnen zu teilen. Smarte Algorithmen wären dann in der Lage, aus selbst erfassten Gesundheitsdaten, den Ergebnissen früherer ärztlicher Untersuchungen und der Familienhistorie beispielsweise Risikofaktoren zu ermitteln und passende Vorsorgeangebote zu empfehlen. Das würde helfen, bestimmte Erkrankungen im Frühstadium zu erkennen und einen Arztbesuch anzuraten, um mit der Behandlung zu starten, bevor Krankheiten sich verschlimmern oder chronisch werden.

Arzt- und Krankenhausbesuch

Sind Arztbesuche notwendig, können KI-basierte Chat- und Sprachbots künftig die Organisation von Terminen erheblich erleichtern. Sie sind rund um die Uhr verfügbar und sprechen mehrere Sprachen. Im Dialog klären sie Beschwerden ab und erfragen den Schmerzgrad sowie die derzeitige Medikation, um anschließend passende Fachärzte und Termine herauszusuchen. Vor Ort – sowohl in der Arztpraxis als auch im Krankenhaus – könnten sie zudem die Patientenaufnahme übernehmen und Veränderungen am Gesundheitszustand erfassen, aber auch organisatorische Fragen beantworten. Damit würden sie das Personal entlasten und helfen, den Fachkräftemangel im Gesundheitswesen zu lindern. Wie die Bots in Arztpraxen und Krankenhäusern aussehen sollten, damit sie optimal angenommen werden, muss allerdings noch erprobt werden. Möglich ist vieles – selbst menschlich aussehende und agierende KI-Assistenten lassen sich mit Lösungen wie der "Generative AI Solution for Digital Assistants" von Dell Technologies als Referenzbeispiel schnell umsetzen.

Diagnostik

Die Auswertung von medizinischen Aufnahmen ist ein mühsamer und zeitaufwendiger Prozess, bei dem KI bereits heute sehr gut unterstützen kann. Entsprechend trainierte Algorithmen können Ultraschall-, Röntgen-, CT- und MRT-Bilder in Sekundenschnelle analysieren und beispielsweise Schlaganfälle, Herz- und Lungenerkrankungen sowie Tumore erkennen. Sie weisen Ärzte nicht nur auf Erkrankungen und Auffälligkeiten hin, sondern helfen auch, präziser innerhalb einzelner Krankheitsbilder zu unterscheiden und Krankheitsverläufe genauer zu prognostizieren. Eine Herausforderung ist noch, dass insbesondere für seltene Erkrankungen nur wenige Aufnahmen für das Training der Algorithmen verfügbar sind. 

Behandlung

Geht es um die Auswahl der Medikationen und Therapien, kann KI beispielsweise Vergleiche mit früheren Fällen anstellen und dabei auswerten, welche Erfolge dort mit welchen Behandlungen erzielt wurden. Ebenso ist sie in der Lage, verschiedene Behandlungsoptionen an einem digitalen Zwilling des Patienten zu simulieren, um eine an die individuellen Bedürfnisse angepasste Behandlung zu ermöglichen – ohne einzelne Therapien am echten Patienten ausprobieren zu müssen, was nicht nur viel Zeit kosten, sondern auch mit Nebenwirkungen einhergehen kann. Bei sogenannten Tumorboards, in denen Ärzte verschiedener Fachrichtungen medizinische Befunde und Behandlungsmöglichkeiten von Krebspatienten diskutie ren, kann KI zudem mithören und im Hintergrund schnell benötigte Aufnahmen, Studien und ähnlich gelagerte Fälle heraussuchen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass Krankenhäuser ihre medizinischen Daten zusammenführen, damit die KI auf alle relevanten Informationen zugreifen kann.

Nachsorge

Wie schon das Aufnahmegespräch, könnten KI-Assistenten künftig auch Entlassungs- und Nachsorgegespräche übernehmen und das menschliche Krankenhauspersonal entlasten. Dabei würden sie organisatorische Fragen etwa zu Nachuntersuchungen klären, Ernährungspläne aufstellen oder Reha-Übungen empfehlen. Dabei könnte KI nicht nur individuelle Übungen zusammenstellen und bei Bedarf komplett neue Videos generieren. Sie könnte mittels Webcam oder Smartphone-Kamera sogar überprüfen, ob die Bewegungen korrekt durchgeführt werden und ob sich Fortschritte zeigen, etwa bei der Beweglichkeit eines Gelenks.

KI als Assistenz von Arzt und Klinik

„Künstliche Intelligenz hebt die Gesundheitsversorgung auf ein ganz neues Level und ermöglicht einen Wandel von reaktiver Pauschalmedizin hin zu einer individualisierten Präventionsmedizin mit genau angepassten Behandlungsmöglichkeiten“, betont Marten Neubauer, Bereichsleiter Healthcare bei Dell Technologies in Deutschland. „Darüber hinaus entlastet KI das Personal im Gesundheitswesen und hilft, dem Fachkräftemangel und demografischen Wandel zu trotzen. Dennoch wird sie auf absehbare Zeit keine Ärzte ersetzen – die wirklich wichtigen Entscheidungen über Diagnosen und Behandlungen muss immer ein Mensch treffen. Mit KI-Unterstützung gelingt dies allerdings schneller und besser.“

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