Man wolle das Ganze aber »richtig hinbekommen«, bevor sie für die Nutzer verfügbar sein werde, erklärte Sundar Pichai. Einen konkreten Starttermin gab er deshalb nicht. Aber die Konsequenzen sind klar: Wir werden es in absehbarer Zukunft mit Maschinen zu tun haben, die am Telefon nicht von Menschen zu unterscheiden sind. Damit kündigen sich neue Fragen an. Sollten Computer verpflichtet werden, sich als solche zu erkennen zu geben? Was bedeutet das für Medien wie das Radio? Und wenn irgendwann an beiden Enden der Telefonleitung solche Computer-Assistenten aufeinandertreffen, sollten sie einfach die Sprache ablegen und die Daten non-verbal austauschen?
Gesellschaftlicher Konsens erforderlich
Pichai betont, am Ende müsse die Gesellschaft zu einem Einverständis kommen, wann und wie solche Software eingesetzt werden dürfe. Google jedenfalls versuche, mit Bedacht vorzugehen und sehr gezielt passende Einsatzfälle herauszusuchen, die das Leben einfacher machen, ohne für Konflikte zu sorgen.
Bei Google Duplex kommen in einem Service Spracherkennung, Sprachausgabe und maschinelles Lernen zusammen. Es war das aufsehenerregendste Beispiel für den Einsatz künstlicher Intelligenz bei Google, die ansonsten auch automatisch Fotos bearbeitet, Sätze in E-Mails vorschlägt oder durch ein smartes App-Management die Laufzeit von Smartphone-Batterien verlängert.
Google-Chef Pichai ging in seinem Auftritt zugleich nicht auf das Klima des allgemeinen Misstrauens gegenüber Technologie-Riesen ein, das einen Höhepunkt im Facebook-Datenskandal fand. Seine Eröffnungs-Keynote der Google I/O war von einer heutzutage ungewöhnlichen, nahezu fröhlichen Technik-Begeisterung geprägt. Datenschutz war kein prominentes Thema – schließlich laufen die ganzen coolen Funktionen auch nicht ohne den Zugriff auf Nutzerinformationen. Zugleich versicherte Pichai, dass Google bei künstlicher Intelligenz vorsichtig und verantwortungsvoll vorgehen werde.
Digitales Wohlergehen statt Computer-Abhängigkeit
Einen ungewöhnlichen neuen Ton brachte in die jährliche I/O-Konferenz aber die Debatte um eine Abhängigkeit von Technik wie vor allem Smartphones. Google verschrieb sich dem »digitalen Wohlergehen«. Sprich: Nutzer sollen auch mal abschalten – und Google wird ihnen dabei helfen. So wird man Zeitlimits für die tägliche Nutzung einzelner Apps festlegen können. Und das Smartphone auf dem Tisch mit dem Display nach unten zu drehen, kann den Nicht-Stören-Modus aktivieren, zum Beispiel wenn man beim Abendessen mit der Familie sitzt und nicht ständig durch ein brummendes Handy gestört werden möchte.
In einer weiteren Reaktion auf jüngste öffentliche Debatten lässt Google seinen Assistenten auch Kindern Manieren beibringen. Bei Eltern geht nämlich die Sorge um, dass ihre Sprösslinge sich einen rüden Umgangston angewöhnen, weil die digitalen Helfer wie Googles Assistant, Amazons Alexa oder Apples Siri sich beliebig herumkommandieren lassen. Die Google-Software wird nun die Kinder loben, wenn sie höflich bitte sagen.