»Wir holen den Bewerber dort ab, wo er sich beruflich aufhält«

14. Februar 2008, 9:23 Uhr | Christine Demmer, Markt&Technik
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Kandidatensuche in Blogs und Beziehungsnetzwerken

High Potentials wissen genau, dass der offensiv vorgehende Part bereit ist, dafür mitunter tief in die Tasche zu greifen. Denn wer webpräsente Mitarbeiter in spe nicht persönlich kontaktieren will, und das ist zweifellos die Mehrzahl der Personaler, muss entweder jede Menge Netze im Netz auswerfen oder einen Headhunter mit dem gezielten Fischzug beauftragen. Er wird ein Lächeln ernten. Denn die meisten Searcher haben ihre Kandidatensuche längst auf Blogs und Beziehungsnetzwerke ausgedehnt, sind in den weltweiten Communities ebenso zu Hause wie in engen, eigentlich nur bestimmten Erwerbstätigen vorbehaltenen Portalen. Unter ihrer wahren Berufsbezeichnung trifft man sie dort freilich eher selten an. Ebenso wie Direktverkäufer, Journalisten und einschlägige Professionelle werden Headhunter schon bei leisen Nutzerprotesten systemseitig aussortiert.

Richtig ab geht die stille Post im Web 2.0 beim Thema Employer Branding. »Zwar beruht die Arbeitgeberattraktivität bei den meisten Unternehmen auf dem Produktimage, aber wenn sich viele Internetnutzer positiv über eine Firma äußern, hat das natürlich auch eine Wirkung«, weiß Marcus Reif, stellvertretender Leiter des Personalmarketing bei Accenture in Kronberg. Auch für ihn ist das E-Recruiting viel mehr als das Inserieren einer Stellenausschreibung in einem Onlinestellenmarkt: »Wir verstehen darunter sämtliche webbasierte Technologien, über die mit dem Bewerber kommuniziert wird. Wesentlicher Teil dessen ist eine zielgerichtete Führung von aktiv, latent und passiv Suchenden hin zu einer Bewerbung.« Entsprechend sei die Karrierewebsite ein »Landeplatz für Maßnahmen aus dem Personalmarketing: Sämtliche Broschüren, Print- und Online-Anzeigen, Werbemittel, Poster, Streuartikel, Print- und Onlinewerbung weisen zielgerichtet darauf hin.«

Einprasselnde Anwerbeversuche

Unwillkürlich erinnert das anhebende Rekrutierungs-Bombardement an solche Geister, derer man – obwohl einst mit Vergnügen herbeigerufen – über kurz oder lang überdrüssig werden könnte. Fachlich nachgefragte Talente, die ihre Ansichten, Gedanken und Gefühle über das Internet multiplizieren, die eifrig in elektronischen Tagebüchern schreiben und die oft von Kollegen zitiert werden, dürften es künftig schwer haben, sich den von allen Seiten auf sie einprasselnden Anwerbeversuchen zu entziehen.

Hans-Christoph Kürn von Siemens wäre kein gelernter Soziologe, wenn er nicht auch vor dem vermeintlichen Allheilmittel für den leergefegten Bewerbermarkt warnen würde. »Web 2.0 impliziert den Niedergang der Privatheit «, sagt er, es verkörpere den Anspruch: Mein Web gehört mir! »Hier geht es um eine neue Ökonomie der Aufmerksamkeit – wer viel von sich im Netz preisgibt, der wird interessant, der kommt in Blogs und wird in ‚comments’ erwähnt ... und hier möchten Sie jetzt nach Bewerbern suchen?« Christine Demmer


  1. »Wir holen den Bewerber dort ab, wo er sich beruflich aufhält«
  2. Zielgruppenspezifisches Posting<b
  3. Kandidatensuche in Blogs und Beziehungsnetzwerken

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