Mitarbeiter-Benefits

Was sich Mitarbeiter wünschen und Unternehmen bieten

25. April 2022, 9:40 Uhr | Corinne Schindlbeck
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Viele Unternehmen setzen auf Zusatzleistungen. Nicht alle aber entsprechen den Bedürfnissen ihrer Mitarbeiter, zeigt eine aktuelle Befragung.

Die betriebliche Altersvorsorge ist derzeit die gängigste Zusatzleistung in deutschen Unternehmen. Gute die Hälfte (50,6 Prozent) der befragten Beschäftigten geben an, dass ihr Arbeitgeber ihre Altersrente füttert. Auf dem zweiten Platz folgen Impfangebote (38,5 Prozent) vor der betrieblichen Kantine (33,7 Prozent), Rabatten für Mitarbeitende (27,4 Prozent), Jobtickets (27,2 Prozent) sowie kostenlosem Obst (26,7 Prozent).

Wer als Arbeitgeber glaubt, damit besonders fortschrittlich zu sein, liegt womöglich falsch – zumindest laut einer repräsentativen, aktuellen Befragung. Das skizzierte Angebot stößt laut Studie des HR-Startup voiio gemeinsam mit kununu unter 1500 Beschäftigten und 109 Arbeitgebern auf wenig Gegenliebe. Statt der klassischen Benefits wünschen sich Mitarbeiter offenbar ganz andere Unterstützung, wie das Ranking zeigt. Die Frage dazu lautete, inwieweit sich bestimmte Benefits auf die Zufriedenheit mit dem Arbeitgeber auswirken.

Mit weitem Abstand auf Platz 1 wählten die Befragten (46 Prozent) Zusatzleistungen für Familie und Work-Life Balance. Nur sind gerade solche Angebote laut voiio in den wenigsten Unternehmen Standard; gerade einmal knapp 12 Prozent der Mitarbeiter profitieren von Zusatzleistungen zur familiären Freizeitgestaltung. Nur jeder Zehnte wird in der Pflege von Angehörigen unterstützt, und in den Genuss von sogenannten Concierge-Serviceleistungen (Umzugshilfe oder Haushaltsdienstleistungen) kommen gerade einmal 3,4 Prozent.

Mitarbeiter würden Budget anders verteilen

Laut Statistik geben deutsche Unternehmen derzeit im Schnitt etwas mehr als 1000 Euro pro Mitarbeiter und Jahr für Benefits aus. Im Rahmen der Studie wurden die Befragten daher gebeten, diesen finanziellen Spielraum selbst für ihr gewünschtes Mitarbeiterprogramm einzusetzen. Das Ergebnis: Den Löwenanteil von 293 Euro bekam die Kategorie »Familie und Work-Life Balance«, knapp 15 Prozent gingen in Gesundheitsprogramme sowie 13 Prozent Angebote zur Mobilität. Für den Bereich »Finanzen und Recht«, dem zum Beispiel betriebliche Altersvorsorge oder vermögenswirksame Leistungen zugeordnet werden, würden die Befragten dagegen nur 9 Prozent des Budgets locker machen.

Sollten Arbeitgeber ihre Benefit-Programme also auf den Prüfstand stellen?

Womöglich, denn laut einer Erhebung des Arbeitgeberbewertungsportals kununu spielen Mitarbeiter-Benefits bei der Suche nach neuen beruflichen Herausforderungen eine immer größere Rolle: Laut Analyse von mehr als 5 Millionen Bewertungen in den letzten drei Jahren stieg deren Bedeutung um 62 Prozent an.

Doch was verstehen Beschäftigte unter familienfreundlichen Zusatzleistungen? Auch das fragte die Studie ab. Von den genannten 293 Euro, die Mitarbeiter in diese Benefit-Kategorie investieren würden, gingen 41 Prozent in die Unterstützung von familienfreundlicher Freizeitgestaltung wie Ausflüge oder spezielle Events – fast dreimal mehr als Unternehmen eigenen Angaben zufolge gegenwärtig dafür investieren. Für die direkte Kinderbetreuung würden sie genau ein Viertel des Familien-Benefit-Budgets veranschlagen. Der Pflege von Angehörigen würden 14 Prozent zugeordnet und der Unterstützung in besonderen Lebenslagen, etwa durch psychologische Betreuung, 12 Prozent.

»Obstkörbe oder vermögenswirksame Leistungen sind keine Attraktivitätsmerkmale, sondern leider nur ein arbeitgeberseitiges Alibi. Wer aber über die vielbeschworene New Work spricht, muss auch Zusatzleistungen neu denken, und zwar so, dass diese den Nerv von umworbenen Arbeitskräften treffen. Denn nur wer sich von standardisierten Benefits verabschiedet, kann (…) als Arbeitgeber überzeugen«, so Björn Wind, CEO und einer der voiio-Gründer. Interessierte Arbeitgeber können die komplette Studie unter voiio.de erhalten. 


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