Zu lang, zu häufig, zu wenig zielführend – so empfinden viele Beschäftigte in Deutschland ihre beruflichen Besprechungen. Laut einer aktuellen, repräsentativen Studie sind zwei Drittel der Arbeitszeit, die in Meetings verbracht wird, aus Sicht der Befragten überflüssig.
Im Schnitt nehmen Beschäftigte wöchentlich an 4,4 Meetings teil. Davon halten sie 2,9 für verzichtbar. Das entspricht 3,2 Stunden verschenkter Arbeitszeit pro Woche. Fast die Hälfte der Befragten (48 %) findet, dass Meetings generell zu lange dauern. Für viele bedeutet das nicht nur Zeitverlust: 50 % empfinden dadurch mehr Stress, bei 38 % führen schlecht geplante Termine sogar zu Überstunden.
23 % der Befragten sind täglich in Besprechungen eingebunden, 13 % sogar mehrfach am Tag. Besonders stark betroffen sind Beschäftigte mit akademischem Hintergrund. Auffällig ist der geschlechtsspezifische Unterschied: Während 32 % der Männer angeben, täglich an Meetings teilzunehmen, sind es bei den Frauen nur 14 %.
Interne Meetings machen mit durchschnittlich 2,6 von 4,4 Terminen pro Woche den größten Anteil aus. Die restlichen 1,8 entfallen auf Gespräche mit externen Partnern oder Kunden.
Ein zentraler Kritikpunkt: der mangelnde Fokus vieler Meetings. 24 % der Befragten berichten, dass es in ihren Besprechungen selten oder nie eine klare Agenda gibt. 31 % erleben, dass Entscheidungen häufig ausbleiben. „Ineffiziente Meetings beeinträchtigen nicht nur die Produktivität, sondern auch die Zufriedenheit der Mitarbeitenden“, sagt Ivana Baumann, Director HR & Recruiting bei HR WORKS, der die Studie in Auftrag gegeben hat. Ihre Empfehlung: Kürzere Meetings mit klaren Zielen und Verantwortlichkeiten könnten hier gegensteuern.
Trotz zunehmender Digitalisierung finden 55 % der Meetings in Präsenz statt. 37 % laufen online, meist aus dem Homeoffice. Persönliche Besprechungen gelten bei der Mehrheit (56 %) als produktiver, während nur 28 % virtuelle Formate bevorzugen.
Die Zunahme von Online-Meetings hat aber auch positive Effekte: 51 % geben an, dass sie seit der Pandemie häufiger virtuell tagen. Das hat bei 60 % die Zahl der Geschäftsreisen reduziert und bei 43 % die Arbeitsbelastung gesenkt. Trotzdem würden mehr als die Hälfte der Befragten nach wie vor Präsenzmeetings bevorzugen – wenn sie die Wahl hätten.