Arbeitsmarktchancen für Absolventen und Young Professionals

Prima Zeiten für Jobwechsler

22. Februar 2011, 13:18 Uhr | Christine Demmer
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"Es ist der absolute Wahnsinn"

Das sind allerdings eher die kleinen und mittleren Firmen als die auf der Wolke der Exporterfolge segelnden Konzerne. Sie laufen Frank Hensgens förmlich die Bude ein. „Im Januar 2010 bekamen wir 6500 Stellenangebote für Ingenieure herein“, sagt der Geschäftsführer des Stellenportals Stepstone Central Europe, „und in diesem Januar 13000. Es ist der absolute Wahnsinn.“ Besonders gesucht seien Elektroingenieure, Luft- und Raumfahrtspezialisten, Entwicklungsingenieure sowie Prozess- und Verfahrenstechniker. Weniger gut „liefen“ Vertriebsingenieure. Und obwohl grundsätzlich die Nachfrage nach Computerexperten die nach Ingenieuren übersteige, blieben IT-Manager zäh in den Regalen mit den Stellengesuchen liegen. Begehrt sei, was Werte schöpft, sprich: wessen Leistung dem Kunden direkt fakturiert werden könne.

Trotzdem registriert auch der Stepstone-Manager keine großen Gehaltssprünge, „wenn man im Unternehmen bleibt.“ Nur gesuchte Spezialisten, die sich jetzt auf die Socken machten, könnten ihr Jahreseinkommen um 20,30, in Ausnahmefällen sogar um 50 Prozent steigern. „Der Fachkräftemangel schlägt jetzt voll durch“, sagt Hensgens und rechnet damit, dass sich die Angehörigen der I-Berufe auf absehbare Zeit keine Sorgen um einen gut bezahlten Arbeitsplatz zu machen brauchten.

Dass Stellenwechsler bis zu einem Drittel Gehaltszuschlag verlangten und gewährt bekämen, versichert auch Isabella Schale von der SCS Personalberatung in Frankfurt: „Das ist tatsächlich so.“ Und stelle die Konzerne mit ihren fest gefügten Gehaltsstrukturen vor Riesenprobleme. „Manche Firmen bezahlen den Jobwechslern sogar schon einen Sign-on-Bonus, da kriegen die Wechselwilligen allein für die Unterschrift auf dem Arbeitsvertrag manchmal 20000 oder 30000 Euro.“ Der Bonus soll das Monatseinkommen in die Nähe dessen drücken, was für die befindlichen Mitarbeiter bezahlt wird. Insbesondere den Großunternehmen fehlen die Leute, aber sie wollen den Neuen keinesfalls erlauben, das Gehaltsgefüge zur Explosion zu bringen. „Deshalb entwickeln sie ganz neue Karrierepfade, um die gesuchten Spezialisten trotz der starren Gehaltsbänder einstellen zu können.“

Diese Botschaft sei bei den Gesuchten durchaus angekommen. „Die Spezialisten konfrontieren uns mit Gehaltsvorstellungen“, sagt Schale, „da schnappe ich schon manchmal nach Luft.“ Kriegen sie die auch durch? „Na ja“, zögert Schale und zieht die Stirn kraus, „längst nicht immer. Noch sind die Firmen nicht am Limit. Aber sie sind schon besorgt, was in Zukunft auf sie zukommen wird.“


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