Gesundheit am Arbeitsplatz

Homeoffice verstärkt Selbstzweifel und kann krank machen

9. Februar 2022, 8:52 Uhr | Corinne Schindlbeck
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Führungskräfte spielen eine Schlüsselrolle

Führungskräfte spielen dabei eine Schlüsselrolle; es reiche nicht aus, die Mitarbeiter über die potenziellen »Krankmacher« zu informieren, sagt Machwürth. Denn die Führungskräfte prägten weitgehend die Arbeitsbedingungen ihrer Mitarbeiter – egal, wo sie arbeiten. Gebe ein Chef keine klaren Anweisungen, wissen seine Mitarbeiter nicht, was sie zu tun haben; stelle der oder die Vorgesetzte Mitarbeiter bei Fehlern gar an den Pranger, dann erzeuge dies Stress und erhöhe das Risiko zu erkranken. Diese Gefahr sei beim Arbeiten im Homeoffice besonders groß. 

Das Homeoffice schaffe neue Rahmenbedingungen, erklärt Machwürth. So steigt die Gefahr, dass Führungskräfte aufgrund der gesunkenen persönlichen Begegnungen Stress-Symptome bei den Mitarbeitern erst spät wahrnehmen. Auch weil sie im Homeoffice nur bedingt checken können, inwieweit das Arbeitsumfeld eines Mitarbeiters adäquat und arbeitsfördernd gestaltet ist. Machwürth: »Und schon gar nicht geraten solche Krankmacher wie Mängel in der Online-Kommunikation in den Blick. Also können die Führungskräfte – mit ihren Mitarbeitern – diese auch nicht beheben.«

Homeoffice gesellt sich also als Päckchen an die ohnehin schon durch neue Rollen geforderten Führungskräfte hinzu, für die die veränderte Arbeits- und Führungssituation ja oft auch noch relativ neu ist, wie Sabine Machwürth auch konstatiert. Doch das nehme nicht den Handlungsdruck: »Deshalb sollten die Unternehmen ihre Führungskräfte ja dafür sensibilisieren, wie schnell das Arbeiten im Homeoffice zu einem Ausbrennen der Mitarbeiter – zum Beispiel aufgrund von Überforderung oder sozialer Isolierung – führen kann. Zudem sollten sie ihnen Techniken vermitteln, wie sie auch online ermitteln können, wie es ihren Mitarbeitern gerade geht. Denn nur dann können sie ihre Fürsorgepflicht für diese wahrnehmen.«
Wegschauen sei meist die schlechteste Lösung, wenn Anzeichen dafür sprechen, dass ein Mitarbeiter psychisch überlastet oder gar erkrankt ist, erklärt die Beraterin. »Dann sollten Führungskräfte aktiv werden, auch wenn sie Sorge haben, ob sie dem Mitarbeiter etwa zu nahe treten und der es gar als ein Einmischen in seine Privatsphäre empfinden könnte. Führungskräfte tragen Mit-Verantwortung, es ist ihre Aufgabe, Verhaltensänderungen bei Mitarbeitern nicht nur zu erkennen, sondern hierauf auch adäquat zu reagieren. Das setzt voraus, dass die Führungskraft in einem regelmäßigen Kontakt mit den Mitarbeitern steht.«

Sabine Machwürth, Mitglied der Geschäftsleitung der international agierenden Managementberatung Machwürth Team International (MTI Consultancy)
Führungskräfte tragen Mit-Verantwortung, es ist ihre Aufgabe, Verhaltensänderungen bei Mitarbeitern nicht nur zu erkennen, sondern hierauf auch adäquat zu reagieren.


  1. Homeoffice verstärkt Selbstzweifel und kann krank machen
  2. Stress und Erkrankungen im Homeoffice vorbeugen
  3. Führungskräfte spielen eine Schlüsselrolle
  4. Führungstipps

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