Spanische Ingenieure in Deutschland

Hola, Alemania!

8. Oktober 2013, 12:55 Uhr | Corinne Schindlbeck
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"Ich vermisse nur das spanische Wetter"

„Die Menschen reagieren anders in Spanien“, sagt sie, „sowohl privat als auch im Beruf. Aber es ist nicht schwer, sich bei der Arbeit anzupassen.“ Die 26-Jährige ist Leitsystem Administratorin bei der Deutsche Bahn (DB) Energie in Frankfurt, eine „kleine, aber sehr internationale Stadt“, wie sie findet.

Das einzige, was sie in Mainhattan vermisse, sei das spanische Wetter: „Aber“, tröstet sie sich, „im Urlaub kann ich ja immer wieder nach Spanien fliegen.“

Dass sie in Deutschland arbeitet, verdankt die junge Ingenieurin ihrem Studienfach und ihrer frischen Unbekümmertheit. „Ein Bekannter sagte mir, es gäbe viele Job-Optionen in Deutschland, gerade in meinem Arbeitsfeld als Elektro-Ingenieurin.“ Also hat sie es einfach mal versucht.

„Ich konnte zwar kaum Deutsch und kannte das Land nicht, aber ich wollte mein Wissen erweitern.“ Ab mit dem Lebenslauf, ab in den Flieger nach Frankfurt zum Bewerbungsgespräch, und auf Anhieb die Zusage. „Man bot mir sogar an, mir bei der Wohnungssuche und mit einem Sprachkurs zu helfen. Das hatte mich zusätzlich zu den Jobinhalten überzeugt.“

Was Amanda Garcia Muñoz besonders an Deutschland gefällt, zeugt von ihrer Offenheit. „Zurzeit die Beschäftigungsmöglichkeiten“, sagt die Spanierin lachend, „aber natürlich auch meine Arbeit und ganz besonders der wertschätzende Umgang mit mir als Mitarbeiterin im Unternehmen.“

Genau dieses Pfund wirft Frank Bröcker, Niederlassungsleiter Ratingen im Hightech-Consultingunternehmen Salt and Pepper, in die Waagschale, wenn er in Südeuropa nach Ingenieuren Ausschau hält. Er bereitet die neuen Kollegen gründlich auf die Arbeit in Deutschland vor, auf die straffen Prozesse, auf die vielen Formulare und darauf, dass man hierzulande nicht so viel vom Improvisieren hält wie zu Hause.

Vor etwa einem Jahr ging Bröcker in Spanien, Griechenland und Italien auf Rekrutierungstour. Denn zwei und zwei sind für ihn, selbst Ingenieur, eindeutig vier: „In diesen Ländern gibt es eine hohe Arbeitslosigkeit, auch unter den hochqualifizierten Ingenieuren, und bei uns gibt es Bedarf.“

Für die Niederlassung Stuttgart fand er binnen kurzem drei passende Kandidaten und hat sie zunächst ein halbes Jahr lang sprachlich, fachlich und mit einer Einführung in die deutsche Mentalität fit gemacht. „Das war erforderlich“, sagt Bröcker, „obwohl die südeuropäischen Ingenieure fachlich durchaus auf demselben Niveau stehen wie die deutschen Kollegen.“

Das gilt selbst für Berufseinsteiger, wofür Ismael Nistal aus Madrid das beste Beispiel liefert. Der Elektroingenieur der Fachrichtung Telekommunikation arbeitet seit seinem Masterabschluss Im Februar 2011 beim Institut für Mobilfunk- und Satellitentechnik (IMST) in Kamp-Lintfort.

„Mein Professor ist auf mich zugekommen“, erzählt der 26-Jährige, der wusste von einer freien Stelle beim deutschen Institut. Ismael Nistal hatte Lust darauf, und das IMST hatte Lust, es mit ihm zu versuchen. „Zunächst habe ich eine Stelle für ein Jahr bekommen, eine Art Praktikum“, berichtet der Spanier.

An dessen Ende stand ein befristeter Arbeitsvertrag, so Nistal, „jetzt sprechen wir über eine unbefristete Stelle.“ Derzeit arbeitet der Ingenieur, der mitsamt seiner Freundin, die gleichfalls Elektroingenieurin ist, nach Nordrhein-Westfalen gekommen ist, entwickelt zusammen mit Kollegen von der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt (DLR) eine neue Antenne für Satellitenkommunikation.

„Meine Arbeit gefällt mir sehr“, sagt er. „Eigentlich ist es wie in einer Universität: Wir machen Forschung und Entwicklung.“ Persönlich gilt das für den jungen Spanier auch: Sein frisches Hochschulwissen bekommt in Deutschland nun den letzten Schliff.


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