Konjunktur

Fachkräftemangel gefährlicher als Brexit

1. April 2019, 10:05 Uhr | Corinne Schindlbeck
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VDE-Umfrage zur Hannover Messe: 60 Prozent der VDE-Mitgliedsunternehmen befürchten keine Konjunkturdelle, 26 Prozent erwarten sogar einen Aufschwung. Und wenn doch, dann am ehesten durch Fachkräftemangel, nicht etwa durch den Brexit, glaubt die Mehrheit der Befragten.

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Faktoren, die die wirtschaftliche Entwicklung 2019/20 laut VDE-Mitgliedsunternehmen gefährden könnten.
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Allen Warnungen vor einer konjunkturellen Abkühlung zum Trotz, rechnen 60 Prozent der Unternehmen der Elektroindustrie für das kommende Jahr mit einer gleichbleibenden Entwicklung, 26 Prozent erwarten sogar einen Aufschwung. Als größte Gefahr für eine Abkühlung der Konjunktur nennen die Unternehmen den Fachkräftemangel (60 Prozent), noch vor den Auswirkungen des Brexits (39 Prozent), politischen Unsicherheiten (35 Prozent) oder dem wirtschaftlichen Schwächeln Europas (33 Prozent).

Das sind Ergebnisse des VDE Tec Reports 2019 „KI – Die nächste Stufe der Industrialisierung?“, einer Umfrage des Technologieverbandes VDE unter den 1.300 Mitgliedsunternehmen und Hochschulen der Elektro- und Informationstechnik.

Branchenunternehmen, aber auch Hochschulen finden laut VDE hierzulande nicht mehr genügend Fachkräfte, also Ingenieure und IT-Fachleute. Dabei sind Konzerne mit mehr als 5.000 Mitarbeitern (36 Prozent), mittelständische Unternehmen mit 501 bis 1.000 Beschäftigten (33 Prozent), Start-ups mit bis zu 50 Beschäftigten (26 Prozent), und Hochschulen (33 Prozent) gleichermaßen betroffen: „Um ihren Bedarf an qualifizierten Mitarbeitenden zu decken, haben Konzerne, der Mittelstand, Start-ups und Hochschulen nur eine Chance: Sie müssen ihr Personal auch aus dem Ausland rekrutieren. Fast jeder Vierte ist dazu gezwungen“, sagt der CEO des VDE, Ansgar Hinz. Damit sei der Mangel an geeigneten Fachkräften immer noch virulent.

Unternehmen setzen auf Fortbildung ihrer Belegschaft

Vor allem IT-Sicherheitsexperten seien gefragt bzw. “verzweifelt gesucht”: 87 Prozent der Hochschulen und 70 Prozent der Unternehmen hätten Schwierigkeiten, IT-Sicherheitsfachleute zu bekommen.

„In der Studie „E-Ing 2025: Technologien, Arbeitsmarkt, Ingenieurberuf“, die der VDE zusammen mit dem Institut für Wirtschaft in Köln erstellt hat, warnte der VDE bereits letzten November davor, dass wir auf die größte Ingenieurslücke in der Elektro- und Informationstechnik aller Zeiten zusteuern. In den kommenden zehn Jahren werden in Deutschland deutlich über 100.000 junge E-Ingenieure mehr benötigt, als hierzulande ausgebildet werden“, erklärt Ansgar Hinz. „Der Groschen ist sprichwörtlich gefallen. In der aktuellen Umfrage haben 83 Prozent der Unternehmen und Hochschulen eingesehen, dass wir durch die Digitalisierung über Jahrzehnte gravierende Arbeitsmarktprobleme bekommen werden, wenn wir es nicht schaffen, die heute Berufstätigen fortzubilden“, fügt Hinz hinzu.

Die digitale Bildung müsse auf allen Stufen der Schul- und Hochschulbildung, aber auch der beruflichen Weiterbildung in Form und Inhalt massiv verbessert werden, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

 

 

 


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