Die Sorgen um Nachwuchs sind nicht ausreichend groß, dass sich daran etwas ändert, denn die Zahl der inserierten Stellen übersteigt die tatsächliche um ein Vielfaches, und zwar aus folgendem Grund:
Personalvermittler und Zeitarbeitsfirmen sichten zeitnah alle Stelleninserate der »echten« Arbeitgeber und schreiben diese auf eigene Initiative und in veränderter Form unter eigenem Namen aus, um die Kandidaten eigeninitiativ beim Arbeitgeber präsentieren zu können. Dabei können aus einer Position schon mal locker fünf werden.
Weiterhin benötigen Vermittler aller Art einen »frischen« Kandidatenpool. Es werden also auch »generische« Stellen ausgeschrieben, die nicht wirklich existieren, aber den Kandidatenpool des Vermittlers auf Stand halten sollen.
Für Kandidatenvorschläge von Vermittlern und Zeitarbeitsfirmen gilt i.d.R. eine Karenzfrist von einem Jahr, d.h. der Auftraggeber kann diesen Kandidaten weder anderweitig noch direkt einstellen, ohne den Erstlieferanten des Vorschlags zu vergüten.
Sofern die Stelle auch direkt vom Arbeitgeber ausgeschrieben ist, strebt dieser natürlich eine provisionsfreie Personalbeschaffung an und Vermittlervorschläge sind in jedem Fall »zweite Wahl«. Normalerweise ist dabei der eigene Name für diese Stelle »verbrannt«.
Besonders übel wird es dann bei der Arbeitsagentur, denn diese geht den Weg des geringsten Widerstands und liefert fast ausschließlich Vermittlungsvorschläge von Zeitarbeitsfirmen, unabhängig davon, ob diese auch als Direkteinstellung verfügbar wären. In der Regel ist das dann eine »Aufforderung zur Bewerbung«, also verpflichtend und nach dem oben beschriebenen Mechanismus auch der sichere Tod des eigeninitiativen Bewerbungserfolgs.
Auch wenn Ingenieurdienstleister um einen neuen Auftrag beim Fahrzeughersteller kämpfen, steht eine benötigte Spezialisten-Position vielfach in den Jobportalen, obwohl der Auftrag nur an ein Unternehmen ergeht und auch nur dieses die Fachkraft tatsächlich einstellen wird.
Das Wachstum bei den Personaldienstleistern erfolgt auf Rechnung der Zeitarbeiter, die weniger Rücklagen bilden bzw. ihre privaten Reserven vorzeitig aufzehren müssen. Mehr Jobs entstehen dadurch nicht.