Wearables werden immer leistungsfähiger, kompakter und energieeffizienter. Wie ICs diesen Größenbeschränkungen gerecht werden, zeigt das Design eines Beispielprodukts.
Die jahrzehntelange Entwicklung von Endverbraucherprodukten hat zu zahllosen Geräten für jeden erdenklichen Zweck – von professionell bis persönlich – geführt, Die Konsumerelektronik ist zwar vielfältig in Bezug auf Leistungsvermögen und Funktion, dennoch folgt sie tendenziell demselben Entwicklungstrend: Die Geräte werden immer noch leistungsfähiger, kompakter und energieeffizienter. Wearables versinnbildlichen diesen Trend durch die Anforderung, dass ein tragbares, batteriebetriebenes integriertes Gerät für alles verantwortlich ist, von der hochgenauen Analogmessung bis hin zu intuitiven menschlichen Schnittstellen. Die Entwickler von Wearable-Geräten müssen die Produktanforderung sorgfältig auf ein Cluster von integrierten Schaltungen (ICs) aufteilen, was gelegentlich zum einem Jonglieren mit widersprüchlichen Prioritäten zwingt.
Betrachten wir beispielsweise ein intelligentes Wearable-Design, das die Grenzen dessen, was hinsichtlich Größe, Batterielaufzeit und Funktionalität möglich ist, deutlich verschiebt, ohne dabei das Besondere der Wearables aus den Augen zu verlieren, nämlich ihre persönliche Funktionalität und ihr besonderer Reiz. Das Wearable-Gerät in unserem Beispiel fällt in die Kategorie "macht eine Sache gut". Es handelt sich um einen durch eine Knopfzelle gespeisten Schrittzähler ohne Bildschirm, der Anwender darauf aufmerksam macht, wenn sie sich bewegen sollten, und gleichzeitig wird die Anzahl der Schritte während des ganzen Tags verfolgt. Eine einfache kapazitive Berührungsschnittstelle ermöglicht Eingaben durch den User, und eine dreifarbige LED sorgt für gerade noch ausreichende aussagekräftige Ausgabewerte, um dem Produkt eine hilfreiche und aufmerksame Persönlichkeit zu verleihen. Das Design dieses Produkts zeigt, wie leistungsfähige ICs, in ein kleines Gehäuse gezwängt, zur Erleichterung von Innovation und Produktdifferenzierung beitragen.
Beginnen wir mit einer Skizzierung der grundlegenden Anforderungen an unser Produkt. Nach der Definition des Funktionsumfangs können wir die für jedes Feature verantwortlichen Bauelemente auswählen. Dieses Produkt ist ein auf das Wesentlichste beschränkter Schrittzähler. Ohne Bildschirme, Summer oder iPhone-Apps soll dieses Gerät durch seine Einfachheit und seine geringen Abmessungen herausragen. Und seine Anwenderschnittstelle muss ähnlich unkompliziert sein.
Zu den grundlegenden Anforderungen an die Entwicklung zählen:
Die Abmessungen einer CR2032-Batterie betragen 20 mm Durchmesser und 3 mm Dicke. Offensichtlich muss unser System etwas größer als dieser Wert sein, doch wie klein können wir ein tragbares Gerät wirklich machen? Nehmen wir einmal an, das Kunststoffgehäuse des Produkts kann so dünn ausfallen, dass es den Durchmesser um nicht mehr als 5 mm erhöht und dabei immer noch einen einfachen Batterieaustausch unterstützt. Bleibt noch die Dicke. Wie können wir die Dicke dieses Designs minimieren und es dennoch annähernd in der Größenordnung einer Knopfzelle halten? In dem Schichtaufbau des Produkts setzt sich seine Dicke aus vier Bestandteilen zusammen: der Batterie, der Leiterplatte (PCB), den Komponenten auf der PCB sowie dem Kunststoffgehäuse des Produkts. Die PCB-Dicke kann für eine vierlagige Leiterplatte bei nur ungefähr 0,5 mm liegen. Eine Minimierung der Dicke der Bauelemente, die auf diese PCB gelötet werden, setzt eine sorgfältige Auswahl der Teile voraus. Und an diesem Punkt werden die Vorteile, Hochleistungsbausteine mit Chip-Scale-Packages zu finden, von größter Bedeutung für unser Design.
Das Chip-Scale-Gehäuse auf Wafer-Ebene (WLCSP Wafer-Level Chip-Scale Package) repräsentiert den Gipfelpunkt von Jahren schrittweiser Fortschritte in der Fertigungs- und der Chipmontage-Technik. Beim WLCSP-Packaging wird das Silizium – der Halbleiter-Chip – direkt mit den Lötkugeln auf einer Seite des Gehäuses verbunden, im Gegensatz zu älteren Technologien, die Port-Pads des Siliziums über Bonddrähte zu den Gehäuse-Pins trassieren. Die Auswirkungen dieses Designs bestehen darin, dass Gehäuse mit einer Breite und Höhe entwickelt werden können, die nahezu so klein sind wie die innenliegenden Halbleiter-Dice selbst.
IC-Anbieter liefern sich Wettrennen, um die Vorteile derartiger winziger Gehäusetypen zu nutzen, indem sie Varianten bereits vorhandener Bausteine in WLCSP-Gehäusen auf den Markt bringen. Das Problem dabei: Das Silizium mancher Anbieter ist von beträchtlicher Größe, was der erreichbaren Gehäusegröße wettbewerbsunfähig niedrige Grenzen setzt. Der Mikrocontroller (MCU) EFM8SB1 von Silicon Labs eignet sich besonders gut für die CSP-Gehäuseform, weil er zwar in seiner Funktionalität extrem dicht gepackt ist, die MCU aber dennoch bereits in kleine Gehäuse passt, zum Beispiel ein 3 mm x 3 mm QFN-Gehäuse. Das WLCSP-Gehäuse des EFM8SB1 misst lediglich 1,78 mm x 1,66 mm.
Die Schlüsselmerkmale, welche die MCU EFM8SB1 zu einer guten Wahl für dieses Design und andere Wearables machen, umfassen:
Als nächstes folgt die Auswahl des Schrittzählers. Um das durch die CSP-gehäuste MCU gebotenen Vorteile voll zu nutzen sollten sämtliche integrierten Schaltungen auf einer Leiterplatte im Idealfall ebenfalls Bausteine im CSP-Gehäuse sein. Aus diesem Grund würde auch unser On-Board-Beschleunigungsmesser idealerweise in einem CSP-Gehäuse angeboten. Mit dem vor kurzem vorgestellten Bosch BMA355 erhält das Design einen hoch integrierten Sensor, der einen Großteil der 3-Achsen-Ereigniserfassung auf dem Chip übernimmt und qualifizierte Ereignisse über eine SPI-Schnittstelle kommuniziert, die durch Verwendung der MCU EFM8 angeschlossen werden kann.
Weil beide ICs zusammen mit den wenigen notwendigen diskreten passive Bausteinen eine geringe Bauhöhe aufweisen können, lässt sich das Kunststoffgehäuse des Produkts dünn gestalten und nahe der kapazitiven Sensoroberfläche unterbringen, was die Berührungsempfindlichkeit optimiert. Das Produktgehäuse könnte sogar im Bereich nahe der kapazitiven Erfassungs-Pads leicht konisch ausgeführt sein, um den kleinen entstehenden Luftspalt zwischen der Leiterplatte und den Komponenten auf dem Board zu schließen.