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»Gezockt hat Infineon nie – und wird es nicht tun«

28. September 2012, 9:12 Uhr | Heinz Arnold
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

»Gezockt hat Infineon nie – und wird es nicht tun«

…ich sehe die Energiewende als eine Notwendigkeit. Sie wird kommen. Die Frage ist nur, wie schnell.

…also muss man doch Spielernatur sein….

…eben gerade nicht, weil es sich um Entwicklungen handelt, die notwendig sind. Mit dem Einsatz moderner Halbleiterlösungen ließen sich bis zu 30% des weltweiten Energieverbrauchs einsparen. Dass erneuerbare Energien kommen, dass Lastmanagement und Netzausbau eine daraus notwendige Folge sind, ist allen klar. Wenn Infineon sehr stark auf Energieeffizienz setzt, ist das kein Risiko; wir sitzen da nicht am Roulette-Tisch. Die Fragen, die zu beantworten sind, lauten: Wie schnell kommen welche Ausbaustufen, was kommt zuerst, mit welchen Technologiesprüngen ist zu rechnen und wo sind deshalb die Investitionen über die nächsten drei Jahre zu allokieren?

Off-Shore-Windenergieanlagen finden keinen Netzanschluss, Photovoltaik destabilisiert die Netze, der Netzausbau kommt nicht voran, die Anzahl der Elektroautos wurde zu euphorisch geschätzt, vom Smart Grid über Smart Metering bis zu Smart Home und Smart Cities, um mal alle Schlagwörter durchzuspielen, entwickelt sich alles sehr zögerlich und aus allen Ecken ist der Schrei nach staatlichen Hilfen zu hören – zugegeben, diese Aufzählung ist etwas einseitig, aber sind nicht doch gewisse Risiken vorhanden?

Die Energiewende bietet weltweit enorme Chancen für deutsche Unternehmen, wenn sie erfolgreich gestaltet wird. Die Integration der erneuerbaren Energien in die Netze ist dabei eine Herausforderung – aber eher eine Übergangsherausforderung. Sie verlangt nach Veränderung und Innovationen. Prozesse müssen und werden sich verändern, neue Geschäftsmodelle werden die heutigen ablösen und ohne staatliche Eingriffe wird es nicht funktionieren. Ich bin mir sicher: All das wird geschehen, weil einfach die Notwendigkeit besteht. Nicht nur in Deutschland, sondern weltweit.

In der Halbleiterindustrie stehen wieder einmal einschneidende Veränderungen vor der Tür. Die 450-mm-Wafer-Generation kommt, 450-mm-Fabs können sich aber nur mehr sehr wenige große IDMs und Foundries leisten. Befürchten Sie, dass alle anderen Halbleiterhersteller – technisch abgeschlagen – in eine gefährliche Abhängigkeit von den führenden Unternehmen geraten?

Für Infineon fürchte ich das nicht. CMOS-ICs lässt das Unternehmen heute zunehmend in Foundries fertigen und ich sehe für die Zukunft keine Foundry-Engpässe. Für Analog- und Leistungshalbleiter ist die Prozesstechnik ganz eng mit dem Design verbunden, deshalb wird Infineon diese Produkte weiter in eigenen Fabs produzieren. Wir sind die ersten, die Leistungshalbleiter auf 300-mm-Wafern fertigen und sind damit dem Wettbewerb um einige Jahre voraus; 450-mm-Wafer werden dafür nicht erforderlich sein. Strukturgrößen, die neue, extrem teure Lithographietechniken erforderlich machen, benötigt Infineon ebenfalls nicht.

Vor welchen technischen Herausforderungen steht ein Hersteller wie Infineon heute?

Infineon muss analoge und Leistungshalbleiter in sehr hohen Stückzahlen fertigen, die stark auf die Zielsysteme und Zielapplikationen zugeschnitten sind, und dafür sehr viel Systemverständnis aufbauen, bis hin zur Verifikation auf Systemebene. Für rein digitale ICs mag eine solche Entwicklungsebene bereits erreicht sein. Für Analog- und Leistungshalbleiter gilt das noch nicht. Ich kann mich erinnern, dass ich schon vor 20 Jahren für Mikrocontroller die Anforderung für eine Hardware-Software-Codesign-Methodik auf Folien brachte. Es hat bis heute gedauert, um von der Idee so langsam in die Phase der Realisierung zu kommen. Null-Fehler-Anforderungen in immer applikationssensiblere Transistoren und ICs einzudesignen und sie auf 300-mm-Wafern in hohen Stückzahlen zu fertigen, das bleibt weiterhin die Herausforderung.

Können Sie Beispiele dafür nennen, wo es Potenzial für Verbesserungen gibt?

Leistungstransistoren z.B. werden noch sehr viel applikationsspezifischer, grundsätzlich muss man noch mehr auf Systemebene denken und die applikationsspezifische Leistungsfähigkeit im System optimieren.

Ab 1. Oktober scheiden Sie wegen der Osteoporose-Erkrankung offiziell als Vorstandsvorsitzender aus, ihr Amt übernimmt ihr langjähriger Weggefährte Dr. Reinhard Ploss. Haben Sie schon Pläne, was Sie nach dem 1. Oktober unternehmen werden?

Mein Plan ist, mich zunächst um meine Gesundheit zu kümmern, viel Sport zu treiben und Zeit mit meiner Familie nachzuholen. Je nachdem, wie sich meine Krankheit entwickelt, werde ich entscheiden, was ich machen kann und will.

 


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