Israelisches Silicon Valley

Ein Ausflug in die IT-Zukunft

19. Mai 2023, 14:09 Uhr | Von Carolina Heyder, freie Autorin
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Tel Aviv und Umgebung sind bekannt für ihre erfolgreiche Startup-Szene. Zahlreiche Neugründungen treiben dort die technologische Entwicklung voran – insbesondere im IT-Bereich. Wir stellen die Region und typische Startups vor.

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Das sogenannte Silicon Wadi (Wadi ist das arabische Wort für Tal) ist ein Gebiet mit einer hohen Dichte an IT-Unternehmen in der Küstenebene Israels rund um Tel Aviv sowie in weiteren Clustern wie beispielsweise um Haifa. Genau hierher führte eine von »IT Press Tour« organisierte internationale Pressereise. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen diesmal die Themen IT-Infrastruktur, Datenmanagement und Storage.

Die IT-Industrie spielt eine bedeutende Rolle für Israel. Günstige wirtschaftliche Bedingungen für Unternehmen (es gibt zahlreiche staatliche Anreize für Investitionen) gepaart mit hervorragender Technik-Ausbildung an den dortigen Hochschulen sind ein fruchtbarer Boden für neue Geschäftsideen. Die Universität Tel Aviv wird sogar von einem eigenen Wagniskapitalfonds unterstützt (Tau Ventures), der die nächste Generation von israelischen Technologieunternehmen fördert.

Am Puls der Zeit

Der gute Ruf der israelischen Ideenfabrik ist weltweit bekannt. Mittlerweile haben sich etliche Branchengroßen hier niedergelassen. So sind im Silicon Wadi zahlreiche Entwicklungs- und Forschungszentren internationaler Konzerne wie IBM, Intel, Yahoo und Google zu finden. Weitere Tech-Riesen wie Microsoft, Hewlett-Packard, Cisco und Oracle sind ebenso vor Ort, um nur einige zu nennen. Hinzu kommt eine blühende Startup-Szene, deren erfolgreiche Vertreter oft genug von den etablierten IT-Firmen übernommen werden.

Laut dem Tel Aviv Innovation Ecosystem Report zählen 2865 Technologie-Unternehmen zum Tech-Ökosystem, darunter 115 ausländische Forschungs- und Entwicklungszentren. Fast die Hälfte aller Tech-Firmen des Landes (47 Prozent) stammen aus dem Großraum Tel Aviv. Nach Themen sortiert sind KI, Fintech, Big Data und SaaS die führenden Bereiche sowohl bei Gesamtanzahl an Unternehmen als auch bei der Kapitalbeschaffung und gelungenen Exits. Ausländische Investoren aus 35 Ländern halten 68 Prozent der Gesamtinvestitionen in Tel Aviver Unternehmen.

Palmen, Sonne, gepflegte Nachbarschaft, moderne Gebäude, viel Glas und Transparenz und das azurblaue Meer als Rahmen – auf den ersten Blick gibt es viel Übereinstimmung zwischen Valley und Wadi. Aber die Israelis wollen keine bloße Kopie des kalifornischen High-Tech-Standortes sein. Zu unterschiedlich sind dafür auch die wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen. So gibt es etwa in Israel keinen großen Binnenmarkt, sodass Startups von Anfang an auf den Weltmarkt und nicht zuerst auf den Eigenbedarf zielen.

Ein weiterer Grund für den Erfolg des israelischen Tech-Tals ist das intensive Netzwerken. Das heißt, während woanders oft jeder für sich Ideen entwickelt und forscht, findet hier ein reger Austausch unter Jungunternehmen statt. Die Bereitschaft miteinander zu reden ist da, auch wenn man im Wettbewerb steht. Hinzu kommt, dass mögliche Kooperationspartner ohnehin um die Ecke und gute Ideen im besten Fall gleich nebenan sind.

Carolina Heyder
Ob in Kalifornien oder Israel: Bei einem Startup darf der Tischkicker natürlich nicht fehlen.
© Carolina Heyder

Daten wie Code

Ein typisches Beispiel für ein Startup aus der IT-Industrie ist der Daten-Spezialist Treeverse. Die beiden israelischen Gründer und CEOs Oz Katz und Einat Orr haben das Unternehmen im Januar 2020 aus der Taufe gehoben. Das israelische Startup bringt mit LakeFS eine Open-Source-Data-Lake-Anwendung an den Start, die es erlaubt, Daten wie Codes zu verwalten. LakeFS verspricht, Storage-Kosten beträchtlich zu reduzieren (um 20–80 Prozent laut Unternehmensangaben) sowie die Effizienz der Ingenieure zu steigern.

Das Problem, das LakeFS löst: Heute kopieren die meisten Unternehmen Daten und verbrauchen entsprechend mehr Speicherplatz. Der Unterschied bei dieser Anwendung ist, dass sie keine Daten kopiert und damit Storage-Kapazitäten spart. Da sich Daten ständig ändern, hilft das LakeFS zusätzlich bei deren Verwaltung und kann auch Versionen von Daten vergleichen. LakeFS ist ein Metadaten-Tool, das Daten repliziert und Zeiger auf einen Satz von Objekten erstellt. Es gibt eine klare Trennung von Daten und Metadaten. Diese werden unterstützt, unabhängig davon, ob sie sich in einem Objektspeicher oder einer Datenbank befinden.

Der Ansatz bietet ebenfalls Vorteile bei der Erfüllung der DSGVO und anderen Compliance-Vorgaben, weil man beweisen kann, was man verändert hat, und in der Lage ist, ursprüngliche Unterlagen abzusichern. Neuartig ist, dass die Anwendung komplett Open Source und damit kostenlos ist. Geld verdienen will das Startup mit Support-Angeboten.


  1. Ein Ausflug in die IT-Zukunft
  2. Software entwickeln mit Snapshots

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