Was heute anders ist als vor einigen Jahren und warum die MRAMs jetzt den Durchbruch schaffen, erklärt Sanjeev Aggarval, CEO von Everspin, im Interview mit Markt&Technik.
Haben die MRAMs den Marktdurchbruch nun endlich geschafft?
Sanjeev Aggarwal: Dafür spricht einiges, nicht zuletzt unsere Zahlen. Trotz des Abschwungs am Markt konnten wir unsere ursprünglichen Ziele halten und wir sind profitabel. Dass wir mit den neuen STT-Typen (Spin-Transfer-Torque) den Storage-Markt auf breiter Front angehen können, wird uns künftig viele neue Wachstumschancen eröffnen.
Was genau ist so interessant an den neuen STT-Typen?
Kürzlich haben wir unser Angebot auf SST-MRAMs der »EMxxLX«-Familie um Typen mit Speicherkapazitäten bis 128 Mbit erweitert. Das ist beispielsweise für den Einsatz in Datenlogger-Systemen sehr wichtig. Diese Typen sind sehr attraktiv für den Einsatz in Autos. Deshalb hat sich Rimac kürzlich entschlossen, unsere MRAMs einzusetzen. Außerdem werden wir auch an kleineren Speicherkapazitäten arbeiten.
Auf welche Marktsektoren zielen die STT-MRAMs ab?
Weil die STT-Speicher um den Faktor 1000 weniger Energie als vergleichbare Speicher-ICs in anderen Technologien aufnehmen, sind sie für viele Anwendungen sehr attraktiv. Mit 400 MB/s sind sie die schnellsten Speicher ihrer Klasse, arbeiten über den Temperaturbereich von –40 bis +85 °C und sitzen in sehr kleinen Gehäusen. Der EM128LX steht im 24-Ball-BGA und im 8-Pin-DFN zur Verfügung. Weil sie den gängigen Industriestandards wie SPI, QSPI und xSPI entsprechen, sind sie sehr bequem einzudesignen. Das vereinfacht das Systemdesign im Umfeld aller auf Prozessoren, Controllern und FPGAs basierenden Plattformen. Deshalb werden die EMxxLX-Typen sowohl SRAMs als auch NOR-Flash-Speicher ersetzen.
Je höher die Kapazitäten, umso besser?
Nein, auch die kleinen Kapazitäten sind interessant. Gerade haben wir das Tape-out unserer 16-Mbit-Typen an unsere Foundry weitergegeben; in der zweiten Hälfte 2022 wollen wir in Produktion gehen.
Werden die STT-Typen die MRAMs auf Basis der älteren Toggle-Technik ersetzen?
Hier müssen wir zwischen den parallelen und den seriellen Typen unterscheiden. Die parallelen Typen mit Kapazitäten von 256 kbit und mehr werden wir noch lange Jahre im Programm führen. Die seriellen Low-Density-Toggle-MRAMs im Bereich von 1 Mbit und 4 Mbit bleiben nach wie vor gefragt. Doch auch wenn die seriellen Typen mit Speicherkapazitäten von über 4 Mbit teilweise durch die STT-Typen ersetzt werden, wollen wir auch Toggle-Speicher mit höheren Kapazitäten auf den Markt bringen. Wir kannibalisieren uns also keineswegs selber.
Wie steht es um die Verfügbarkeit der MRAMs?
Die STT-Typen fertigt GlobalFoundries, dort stehen genügend Kapazitäten zur Verfügung. Bei den Toggle-MRAMs, die mithilfe von 130-nm-Prozessen gefertigt werden, sieht es ebenfalls entspannt aus. Lediglich die 130-nm-Toggle-MRAMs sind in der ersten Hälfte 2023 noch ausverkauft.
Der MRAM-Speicher-IC-Spezialist Everspin ist ein regelmäßiger Aussteller auf der embedded world. Was war auf der Messe interessant und was erwarten Sie sich in diesem Jahr?
Europa ist für uns sehr wichtig, weil unsere MRAMs auf den Industrie-Märkten und zunehmend auch auf den Automotive-Märkten eingesetzt werden. In der Industrie arbeiten wir mit einigen europäischen Kunden schon seit über zehn Jahren zusammen. Mit unseren neuen STT-Produkten konnten wir bereits Design-Wins in Deutschland erzielen; die embedded world ist sehr gut geeignet, um neue Kundenkontakte zu knüpfen und ein breiteres Publikum von den Vorteilen unserer MRAM-Typen zu überzeugen.