Deutschland ist nach wie vor eines der innovationsstärksten Länder der Welt und behauptet den vierten Platz aus dem Vorjahr. Allerdings wächst der Abstand zur Spitze, wo die Schweiz die Führung an Singapur verliert.
Der Innovationsindikator vergleicht 35 Volkswirtschaften untereinander und wird jährlich vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) in Auftrag gegeben. Nach 13 Jahren muss die Schweiz die Führung an Singapur als innovationsstärkstes Land der Welt abtreten. Die Bundesrepublik liegt deutlich hinter Singapur, der Schweiz und Belgien und steht an der Spitze eines hart umkämpften Mittelfeldes. Schweden, die USA und Großbritannien folgen mit nur geringem Abstand. China steht auf Platz 25, allerdings wächst deren Innovationsleistung etwa dreimal schneller als die der EU.
Der Grund für den großen Abstand zur Spitze ist die fehlende Dynamik in einigen Unter-Indikatoren. So rutscht die BRD im Bereich Wirtschaft auf Platz neun ab. Das Kriterium misst die Innovationskraft der Unternehmen, ihre Umsetzungskompetenz und den Innovationsoutput. Nach der Untersuchung sind es gerade mittelständische Unternehmen, die derzeit im Innovationswettbewerb zurückfallen und die Dynamik im Bereich Wirtschaft bremsen. Laut BDI-Präsident Kempf dürfe die Politik keine Zeit mehr verlieren und müsse die Weichen für künftige Innovationen stellen. Dazu zählen eine steuerliche Förderung von Forschung und Entwicklung im Zusammenhang mit einer effektiven Projektförderung. Weiterhin müsse die digitale Infrastruktur ausgebaut werden. Nur mit deutlich mehr Investitionen in Anwendungen zur künstlichen Intelligenz (KI) lasse sich die Durchschlagskraft von KI erhöhen. Zusätzlich müsse die Regierung die Förderung von Hightech-Gründungen anschieben und den Technologietransfer in den Mittelstand beschleunigen, erklärt Kempf weiter.
Die Schweiz, Irland und Österreich zeigen, dass besonders Kooperationen und Austausch die Innovation fördern. Das zeigt der neue Offenheits-Indikator. Hier liegt Deutschland auf Platz 21 von 35. Kempf erklärt dass Deutschland im Vergleich zu anderen weniger in der Lage sei Talente aus dem Ausland anzuziehen und ausländische Arbeitskräfte in den Arbeitsmarkt und die Gesellschaft zu integrieren. Eine klare Strategie sowie eine wissens- und innovationsorientierte Migrations- und Arbeitsmarktpolitik seien längst überfällig, kritisiert der BDI-Präsident weiter.
Das ist der Innovationsindikator: eine regelmäßige, vergleichende Studie zur Innovationsstärke – erstmals erschienen im Jahr 2005. Er erfasst 38 Einzelindikatoren und vergleicht sie in einem Ranking in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Staat und Gesellschaft sowie in einem Gesamtindikator mit den weltweit führenden Industrie- und Schwellenländern. Der Innovationsindikator dient als Grundlage für innovationspolitische Entscheidungen. Die Studie wird vom BDI herausgegeben und vom Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) erstellt.