Eine wichtige Funktion für Unternehmens-Geräte – und zukünftig sicher auch für Embedded-Geräte – ist das sog. »Side-Loading«. Damit sind Downloads gemeint, die Apps ohne Beteiligung eines App Stores auf das Gerät übertragen. Voraussetzung dafür ist selbstverständlich, dass der Administrator im Besitz des Installationspakets ist, bei Windows eine MSI-Datei, bei Windows-8-Apps ein App-Package, bei Android ein APK-Package, bei iOS eine IPA-Datei usw. Für iOS ist ferner ein »Apple Push Notification«-Zertifikat nötig, damit das Zielgerät die App installiert. Auch auf anderen Plattformen werden Firmen-Apps und -Daten über Zertifikate verwaltet.
Verliert ein Mitarbeiter ein Gerät oder scheidet aus der Firma aus, dann kann der Administrator die Zertifikate für ungültig erklären, sobald sich das Gerät wieder mit dem Internet verbindet. Danach sind Apps und Daten zwar noch physikalisch vorhanden, können aber nicht mehr entschlüsselt werden und sind somit wertlos. Vom partiellen Löschen bis zum Zurücksetzen auf den Auslieferungszustand des Geräts kann alles vom Administrator über Intune und auch vom Endanwender selbst gesteuert werden.
Auf diese Weise wird aus einem unverwalteten Gerät ein verwaltetes Gerät, das den IT-Richtlinien der Firma genügt. Über sog. »Compliance Settings« lässt sich steuern, was alles erlaubt ist und was nicht – z.B. lässt sich hier die eingebaute Kamera abschalten, es lässt sich steuern, ob In-App-Käufe erlaubt sind und bei Apple-Geräten kann das iCloud-Backup deaktiviert werden, damit Firmendaten nicht auf Apples Servern landen u.v.m.
In die Cloud – oder auch nicht
Im Sinne eines Dienstleisters hat Microsoft bereits einige Produkte in die Cloud transformiert und zu Diensten gemacht, z.B. den Mail-, Kontakt- und Termindienst Exchange oder sein »Office 365«. Dem Windows-Server-Geschäft hat das nicht so gut getan. Das jedenfalls berichtet wie Robin Wittland, Vorstandsmitglied der Wortmann AG, einem Hardware- und Microsoft-Händler: »Wir haben beobachtet, dass viele Kunden zu Online-Hostern abgewandert sind, also z.B. zu Strato oder zur Telekom« – um dort entsprechende Dienste anzumieten. Wortmann versorgt kleinere Systemintegratoren und IT-Dienstleister mit Hard- und Software, die dann ihrerseits die IT in kleinen bis mittleren Firmen betreuen. Zwar bietet auch Microsoft mit »Windows Azure« eine Cloud an, aber der Übergang ist für die Kunden nicht bruchlos: Server, die in der Cloud laufen, werden mit der Virtualisierungstechnik Hyper-V von Microsoft betrieben. Bisher lief auf Windows Azure allerdings eine andere Version, als die, die mit Windows Server 2012 mitgeliefert wird. Das ändert Microsoft ab sofort und stellt die Azure-Cloud auf dieselbe Hyper-V-Version um wie Windows Server. Damit können VHD-Dateien (Virtual Hard Disk) aus einem Server vor Ort »entnommen« werden und so wie sie sind auf einem virtuellen Server in der Cloud installiert werden. Für Dienstleister wie Wortmann oder andere ergibt sich die Möglichkeit, auf der Basis von Windows Server selbst einen Cloud-Dienst anzubieten, was das Geschäft hiesiger Dienstleister ankurbelt und den Kunden die Gewissheit gibt, dass der Server physikalisch in Europa steht.
Mit dem Release R2 erhält Hyper-V zusätzlich noch die Fähigkeit zur Netzwerk-Virtualisierung. Genauso wie ein Hypervisor die Maschinen-Software von der Hardware trennt, trennt die Netzwerk-Virtualisierung die logischen Verbindungen von den physikalischen Netzwerk-Verbindungen. Auf einem physikalischen Netzwerk können mehrere logische Netzwerke betrieben werden. Für die Maschinen bedeutet das, dass die virtuelle Maschine an einem anderen Ort auf einem anderen Host eingeschaltet werden kann, ohne dass an der Netzwerk-Konfiguration etwas geändert werden muss. Hyper-V-Maschinen können dadurch sogar im laufenden Betrieb von einer Maschine auf die andere umziehen.
Mit dieser Flexibilität will Microsoft dem Kundenwunsch nach Kontrolle über die eigenen Server gerecht werden. Mike Schutz, General Manager für das Server-Marketing bei Microsoft sagt: »Die meisten Kunden betreiben ihre Server heute noch auf der eigenen Hardware. Aber nach einer Forrester-Studie werden bis 2020 45 Prozent aller IT-Ausgaben in Cloud-Dienste und -Infrastruktur fließen.«