Betriebssysteme

Mauerfall bei Microsoft

20. November 2013, 16:33 Uhr | Joachim Kroll
Mike Schutz hält die Keynote auf der Microsoft TechNet Conference.
© Microsoft

Bisher wollte Microsoft alle Belange der Unternehmens-IT mit Windows abdecken. Die neue Version von Windows Server öffnet jetzt aber auch die Tür zu Android und iOS. Denn die mobilen Geräte sind längst in den Unternehmen angekommen.

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Die Computing-Trends der letzten Jahre – weg von PC und Notebook, hin zu Smartphones und Tablets – sind an Microsoft weitgehend spurlos vorübergegangen. Zwar hat es nicht an Anstregungen gefehlt, diesem Trend Rechnung zu tragen, doch weder die Windows Phones noch der Tablet-Computer Surface konnten bedeutende Marktanteile erlangen. Deshalb hatte Noch-Chef Steve Ballmer im Juli 2013 einen Strategiewechsel hin zu einem Geräte- und Dienstanbieter angekündigt. Erste Konsequenzen dieser neuen Strategie wurden auf Microsofts TechNet-Konferenz Mitte November in Berlin sichtbar.

»Bring your own Device« heißt ein wichtiger Trend in der Unternehmens-IT: Mitarbeiter müssen sich nicht mehr mit der langweiligen Auswahl von Geräten begnügen, die Ihnen eine IT-Abteilung vorschreibt, sondern sie können selbst entscheiden, mit welchen Geräten sie arbeiten möchten. Bisher versuchte Microsoft, das gesamte denkbare Gerätespektrum in der eigenen Windows-Welt gefangen zu halten. Wer mit dem Smartphone auf Unternehmensdaten zugreifen wollte, musste das mit einem Windows Phone tun und wer dazu ein Tablet benutzen wollte, sollte der »reinen Lehre« zufolge ein »Surface« oder anderes Windows-Tablet benutzen. Inzwischen scheint Microsoft aber einzusehen, dass man die mittlerweile unendliche Gerätevielfalt nicht allein im eigenen Universum wird abbilden können. Jedenfalls manifestiert sich in den neuen Versionen von Windows Server 2012 R2 und dem zugehörigen Verwaltungstool System Center ein Strategiewechsel, der eine Öffnung hin zu anderen Plattformen bedeutet.

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Die schöne neue Vielfalt bringt nämlich für die Verantwortlichen in der Unternehmens-IT auch viele Probleme mit sich, derer sich Microsoft mit den neuen Versionen annimmt. Wenn jeder Mitarbeiter seine eigenen Geräte mit in die Firma bringt und mit dem Firmennetz verbindet, wird aus dem ehemals überschaubaren und gut wartbaren Gerätepool ein chaotisches Sammelsurium, das es zu bändigen gilt. Dazu soll das »System Center« dienen, das nicht nur Windows-Clients kennt, sondern z.B. auch Android-, iOS- und Symbian-Geräte, ja sogar MacOS-Clients.

Eine der Grundfunktionen der Systemverwaltung ist das Bereitstellen von Anwendungen. Unter Windows funktioniert das meist so, dass auf den PC des Endnutzers ein Image aufgespielt wird, das alle oder zumindest einen Grundstock von Anwendungsprogrammen enthält, die der Mitarbeiter braucht. Durch Scripte oder Remote Access lassen sich Updates und Zusatzprogramme installieren. Bei Tablets und Smartphones läuft das grundsätzlich anders: Die Anwendungen werden hier nicht von einem Administrator installiert (push), sondern vom Anwender aus einem App-Store geholt (pull). Diese unterschiedlichen Installationsmechanismen berücksichtigt Microsoft bei seinen neuen Verwaltungswerkzeugen.

Dazu kommt mit »Intune« ein neuer Cloud-Dienst, der für ein einheitliches Management aller Gerätearten sorgt. Intune ist eine Art »privater App Store«. Der Nutzer meldet sich an und erhält dann eine Auswahl von Anwendungen und Daten, auf die er zugreifen kann. Der Administrator des Unternehmens stellt ein, welche Berechtigungen die Nutzer haben bzw. welche Apps ihnen zur Verfügung gestellt werden.

Mit Intune lassen sich zwar auch Windows-PCs verwalten, allerdings nur auf sehr unflexible Weise. Da Intune ein Cloud-Service ist, muss man hier nehmen, was man vorfindet. Für die Verwaltung von PCs gibt es von Microsoft das zu Windows Server gehörende »System Center«, in dem sich – anders als bei Intune – viele Einstellungen anpassen lassen. Die Verwaltungswerkzeuge von Intune können auch in System Center eingeblendet werden, so dass sich durch diese Integration sowohl PCs als auch mobile Geräte flexibel verwalten lassen. Für den Intune-Dienst verlangt Microsoft ca. 4 US-Dollar, wenn man eine System-Center-Lizenz hat, ansonsten ca. 6 US-Dollar pro Nutzer und Monat.


  1. Mauerfall bei Microsoft
  2. Am App Store vorbei
  3. Microsofts Strategie – getrieben von vier Trends

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