Eine von den Embedded-Anbietern sehr sorgfältig beobachtete Entwicklung ist der Tablet-PC. Er wirkt sich nicht nur erheblich auf die Produktlinien der Halbleiterhersteller aus, sondern dominiert mit der Gestensteuerung auch die Diskussion um neue Bedienkonzepte. Wie sieht es aber mit den Geräten an sich für den Embedded-Markt aus? »Der Embedded-Tablet-PC ist ein Nischenprodukt, aber eines für mehrere Nischen! Das macht es ja so interessant«, betont Dirk Finstel, CEO EMEA von Adlink Technology. »Zudem haben Consumer-Tablets einfach nicht die Lebensdauer, die Schnittstellen und den Betriebssystem-Support, der von den vertikalen Märkten gefordert wird.« In diesen Bereichen spielt auch die Software eine gewichtige Rolle und entscheidet häufig über die Prozessorarchitektur. »Der Markt teilt sich momentan in circa 60% x86 und 40% ARM auf, da viele ’alte‘ Applikation auf x86 laufen. Aber durch den Trend der dezentralen Datenerfassung ist ARM durch längere Batterielaufzeiten und niedrigere Plattformkosten stark im Kommen«, erläutert Finstel.
ARM ist nicht nur bei den Tablet-PCs sehr erfolgreich, sondern gewinnt auch bei Boards und Modulen weiter an Bedeutung. Nach welchem Betriebssystem-Support fragen die Kunden von ARM-Boards- und -Modulen daher am häufigsten? »Linux dominiert bei ARM-Baugruppen. WIN CE kommt vereinzelt bei neuen Projekten zum Einsatz, vor allem bei Kunden, die schon Erfahrungen mit diesem Betriebssystem haben« fasst Jens Plachetka die Situation zusammen, Manager Product Business Unit Board Platforms, MSC Technologies.
Überraschend ist, das viele Anbieter von Embedded-Baugruppen bislang recht wenige Anfragen nach Android verzeichnen, dem Schwergewicht der Tablet-PC- und Smartphone-Branche. Da Android eigentlich ein Linux-Derivat ist, scheinen viele Entwickler im Embedded-Bereich noch lieber auf das »Original« zu setzen. Langfristig kann sich die Situation verändern - auch durch den Zufluss neuer Talente aus den Hochschulen. »Android kommt«, ist sich Finstel sicher, »es dauert aber noch drei bis fünf Jahre, bis wir hier volle Traktion sehen.«