Eine Branche ärgert sich

»Grenzwertiges Geschäftsgebaren«

26. April 2018, 13:14 Uhr | Manne Kreuzer

Die Embedded-Computing-Branche hat volle Auftragsbücher und viele Anbieter konnten letztes Jahr Unternehmensrekorde aufstellen. Als Stimmungskiller erweist sich jedoch die Verfügbarkeit von Bauelementen.

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»Es wird momentan noch schlimmer, die Lieferzeiten ziehen an«, berichtet Christian Blersch, Geschäftsführer von E.E.P.D., im Rahmen eines M&T-Forums. »Am Anfang waren die klassischen Themen wie Speicher im Fokus, jetzt geht es hin bis zum Kondensator, der nicht kommt. Es gibt auch Hersteller, die nehmen faktisch keine Aufträge mehr an.« Dies spiegelt sich in offiziellen Lieferzeiten von 40 bis 70 Wochen wider.

Für die Verknappung der Bauteile ist nicht nur der weltweit hohe Bedarf verantwortlich, auch die Bauteile-Hersteller tragen dazu bei. »Die meisten Flash-Hersteller haben auf die 3D-Technologie umgestellt, unter anderem für den Handy-Markt. Die haben einfach die Produktionsanlagen umgebaut trotz laufender Verträge. Die Kunden haben bis zuletzt gehofft, die bestellten und bestätigten Mengen zu bekommen«, verdeutlicht Markus Mahl, Head of Product Marketing von Data Modul. »Dann sind sie nach Taiwan und China rüber geflogen und haben festgestellt, dass es die Maschinen nicht mehr gibt. Das heißt, die Ware kommt nicht. Das gab es bislang noch nicht – ich habe in meiner Laufbahn noch nie erlebt, dass es so extrem ist.«

Dies scheint leider kein Einzelfall zu sein, auch in anderen Komponentenbereichen häufen sich die schlechten Erfahrungen. »Wir haben laufende Verträge und Bestellungen über zwölf Monate, die während der Laufzeit von den Herstellern de facto gekündigt werden oder man zahlt das Dreifache, sonst bekommt man die Ware nicht – und das bei namhaften Herstellern. Das Geschäftsgebaren ist grenzwertig, wir reden dabei über Branchengrößen«, betont Blersch. »Eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Lieferanten gibt es natürlich auch, aber leider gibt es momentan diese Ausbrüche, die jenseits sind.« Zwar Versuchen die Embedded-Board-Hersteller die Schwierigkeiten möglichst gut für die Kunden abzupuffern, aber dies gelingt nicht vollständig.

»Wir können unseren Kunden leider keine langfristige Preisplanung vorlegen und müssen unsere Preise quartalsweise anpassen«, erklärt Karl Margraf, Key Account Manager Central Europe von Aaeon Europe; »anders können wir es nicht machen, sonst legen wir drauf«. Dies ist für die Embedded-Computing-Branche und ihre Kunden ein gleichermaßen unangenehmes wie ungewohntes Phänomen, denn in letzten Jahren und Jahrzehnten wurden die Baugruppen stetig günstiger oder boten mehr Leistung zum gleichen Preis. Mehr zu den aktuellen Branchenentwicklungen finden Sie in unserem Trend-Guide „Industriecomputer & Embedded-Systeme“.

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