EU-Forschungsförderung

Wer wird Millionär?

20. März 2015, 14:48 Uhr | Joachim Kroll
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Im Wirrwarr der Organisationen

Bei ARTEMIS spielt auch noch die EU-Kommission mit und das macht die Sache wesentlich komplizierter. Bis zum Auslaufen des bisherigen ARTEMIS-Programms 2013 hatte die ARTEMIS Industry Association einen eigenen Etat und finanzierte ein sechstel des jeweiligen Projektvolumens. Die Nationalstaaten schossen dann ein Drittel zu, so dass das Projekt zu 50 Prozent finanziert war.

Ganz richtig hat man in der vergangenen Jahren erkannt, dass ITEA und ARTEMIS sich im wesentlichen den gleichen Themen widmen. Deshalb wurde ein „Cooperation Coucil“ gegründet, das 2012 eine „High-Level Vision“ vorgestellt hat, in der Bereiche des gesellschaftlichen Wandels und Ziele für die Forschung dargestellt werden. Das Entscheidungsgremium von ARTEMIS ist die ARTEMIS Industry Association, in der Vertreter der Industrie und der EU-Kommission über die eingereichten Projektvorschläge befinden. Allerdings ist ARTEMIS mit Ende des Jahres 2013 ausgelaufen, so dass die Industry Association jetzt ohne ein eigenes Förderinstrument dasteht. Die EU-Kommission hat ARTEMIS nun aber nicht mit ITEA zusammengelegt – dann hätte sie entweder auch ITEA fördern müssen oder ihren Einfluss abgeben. Stattdessen wurde ARTEMIS als Interessenvertretung der Embedded-Industrie in die ECSEL-Gemeinschaftsinitiative eingegliedert. Weitere ECSEL-Mitglieder sind EPoSS (Themenbereich: Smart Systems Integration) und AENEAS (Themenbereich: Nanoelektronik). ECSEL wiederum operiert unter dem Dach von „Horizon 2020“, dem Nachfolger des 7. EU-Forschungsrahmenförderungsporgramms (FP7).

Von Halbleiterunternehmen übervorteilt?

Die ARTEMIS-IA muss sich nun also mit den anderen ECSEL-Parteien über die Projektförderung abstimmen. Und das führt zu Konflikten. Denn AENEAS ist geprägt von den in Europa tätigen Halbleiterunternehmen, die in Brüssel offensichtlich bestens vernetzt sind. Prof. Heinrich Dambkes, ARTEMIS-IA-Präsident ist verärgert: „70 bis 80 Prozent der Fördermittel gingen letztes Jahr in den Bereich der Nanoelektronik“.
Khalil Rouhana sagt dagegen: „Von den eingereichten Projektvorschlägen hätten wir uns mehr erwartet. Das war eher ein ‚Weiter so‘. Was wir brauchen, sind wirklich visionäre Projekte, die zeigen, wie unsere traditionellen Industrien in das digitale Zeitalter transferiert werden“. Denn schon heute geben diese Industriezweige viel Geld für Forschung in Informatik und Telekommunikation aus (Tabelle).

 

passend zum Thema

 F&E-AusgabenAnteil für ICT
Luftfahrt und Verteidigung 150 Mrd. Euro 37 %
Automobilwirtschaft 700 Mrd. Euro 38 %
Elektroindustrie 160 Mrd. Euro 75 %
Medizintechnik (Geräte, Services) 65 Mrd. Euro 55 %
Maschinenbau 240 Mrd. Euro 55 %

Embedded- und Softwaretechnologien werden immer wichtiger. Traditionelle Industriebereiche geben einen deutlichen Anteil ihrer Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen für Informations- und Kommunikationstechnologie aus.



  1. Wer wird Millionär?
  2. Im Wirrwarr der Organisationen
  3. ARTEMIS-IA – nur noch ein Diskutierclub?

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