Raus aus dem Tal der Tränen

Es geht aufwärts in der Produktion

7. Juli 2020, 12:14 Uhr | Karin Zühlke
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Die Entwicklung der EMI-Teilindizes im Überblick

Industrieproduktion: Der saisonbereinigte Teilindex Leistung entfernte sich im Juni weiter von seinem historischen Tief im April und notierte auf dem höchsten Stand seit Februar. Der Rückgang der Produktionsrate schwächte sich damit erneut merklich ab. Dennoch, obwohl zunehmend mehr Umfrageteilnehmer von einer Belebung der Geschäftstätigkeit berichteten, drückt der Mangel an Neuaufträgen die Produktionsniveaus deutlich nach unten. Abermals schrumpften alle drei Teilbereiche der Industrie, wenn auch weniger stark als zuletzt. Am schlechtesten schnitt der Investitionsgüterbereich ab.

Auftragseingang insgesamt/Export: Das Minus beim Auftragseingang fiel im Juni so gering aus wie seit Februar nicht mehr, als die Coronavirus-Pandemie gerade anfing. Überall dort, wo ein Rückgang verbucht wurde (aktuell bei 38 Prozent der befragten Unternehmen gegenüber 61 Prozent im Mai), hing dies häufig mit der Verschiebung oder Stornierung von Aufträgen sowie hohen Lagerbeständen bei den Kunden zusammen. Den Daten zufolge war die Nachfrage nach Investitionsgütern besonders schwach. Im Gegensatz dazu verzeichneten Konsumgüterhersteller ein leichtes Umsatzplus nach starken Einbußen zu Beginn des zweiten Quartals.
Auch im Juni schrumpfte die Anzahl der Exportneuaufträge im deutschen Industriesektor. Der saisonbereinigte Teilindex entfernte sich zwar weiter von seinem Rekordtief im April und notierte auf einem Viermonatshoch, die Verbesserung fiel aber nicht so stark aus wie beim Gesamt-Auftragseingang. Laut einigen Umfrageteilnehmern gingen vor allem die Neuaufträge aus Europa stark zurück. Aus Asien (und insbesondere China) wurde dagegen mehrfach ein Nachfrageanstieg gemeldet.

Beschäftigung: Der kräftige Personalabbau im Verarbeitenden Gewerbe setzte sich auch im Juni fort. Zwar verlangsamte sich die Rate gegenüber April und Mai etwas, sie blieb aber dennoch eine der stärksten seit Beginn der Datenerfassung 1996. Die Kürzungen wurden erneut durch betriebsbedingte Kündigungen, die Reduzierung von Leiharbeitern sowie die Nichtbesetzung von offenen Stellen erreicht.

Einkaufs-/Verkaufspreise: Der seit Mai 2019 anhaltende Trend der fallenden Einkaufspreise war auch im Juni zu beobachten. Die Rückgangsrate schwächte sich auf den niedrigsten Wert seit Februar ab, fiel aber dennoch insgesamt kräftig aus. Erneut war die schwache weltweite Nachfrage laut Umfrageteilnehmern der entscheidende Faktor für die Reduzierung. Dies führte zu Rabatten seitens der Zulieferer sowie zu niedrigeren Preisen auf den Weltmärkten für Rohstoffe wie Metalle (insbesondere Stahl), Kunststoffe und Produkte auf Ölbasis.
Der Druck auf die Verkaufspreise war auch Ende des zweiten Quartals deutlich spürbar, denn der Wettbewerb um Neuaufträge blieb unvermindert hart. Im Vormonatsvergleich gab es keine Änderung, womit die Rate weiter eine der stärksten seit der globalen Finanzkrise war. Vor allem im Investitionsgüterbereich kam es zu Reduzierungen, während die Hersteller von Konsumgütern (im Durchschnitt) keine Veränderung meldeten.

Jahresausblick: Die Erwartungen der Hersteller hinsichtlich ihrer zukünftigen Produktionsniveaus verbesserten sich im Juni signifikant. So schnellte der Teilindex Geschäftsausblick mit Rekordrate nach oben und signalisierte erstmals seit Februar wieder Optimismus. Auch wenn sich mehr und mehr Firmen grundsätzlich zuversichtlich zeigen, so gibt es doch immer noch eine ganze Reihe, die pessimistisch in die Zukunft blicken. Der Grad an Optimismus ist daher im historischen Vergleich betrachtet noch gering.

Über den EMI: Der IHS Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) gibt einen allgemeinen Überblick über die konjunkturelle Lage in der deutschen Industrie. Er ist eine Momentaufnahme des Verarbeitenden Gewerbes – errechnet aus den Teilindizes für Auftragseingang, Produktion, Beschäftigung, Lieferzeiten und Vormaterialbeständen. Der Index erscheint seit 1996 unter Schirmherrschaft des BME. Er wird vom Anbieter von Unternehmens-, Finanz- und Wirtschaftsinformationen IHS Markit mit Hauptsitz in London erstellt und beruht auf der Befragung von 500 Einkaufsleitern und Geschäftsführern der verarbeitenden Industrie in Deutschland (nach Branche, Größe, Region repräsentativ für die deutsche Wirtschaft ausgewählt). Der EMI orientiert sich am Vorbild des US-Purchasing Manager´s Index (Markit U.S.-PMI).


  1. Es geht aufwärts in der Produktion
  2. Die Entwicklung der EMI-Teilindizes im Überblick

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