Auf diesem Weg ist aber vor allem noch die Hürde der Standardisierung zu meistern. Hardwareseitig müssten beispielsweise die Benutzeroberflächen der SMT-Maschinen und Automaten einheitlich sein. Softwareseitig ist die Kommunikation zwischen den Maschinen nach wie vor ein großer Knackpunkt. Die Kommunikation existiert in unterschiedlichen Protokollen. Antonitsch fordert daher wie viele seiner EMS-Kollegen ein offenes Interface.
Ein Schritt in diese Richtung ist das vor etwa drei Jahren definierte ZVEI-Interface, das die Datenerfassung vereinheitlichen soll. Es ist bidirektional und lässt eine Verriegelung der Maschine zu. Die ZVEI-Schnittstelle beginnt, sich bei den ersten Maschinenlieferanten durchzusetzen, es könnten aber laut Antonitsch durchaus schon mehr sein. Noch findet man nur wenige MES-Lieferanten, die von Haus aus den ZVEI-Standard implementiert haben. Auch das MES von IBS implementiert den ZVEI-Standard erst im Rahmen dieses Projektes. »Der Druck vom Markt ist wohl noch nicht da«, vermutet Antonitsch, »weil im Elektronikfertigungsumfeld traditionell sehr viele proprietäre Systeme eingesetzt werden.« Die hauseigenen Automatisierungsentwicklungen von cms sollen jedenfalls nach dem ZVEI-De-facto-Standard umgesetzt werden, ein Benefit, der für Eigenentwicklungen spricht.
Automatisierung fängt beim Wareneingang an
Automatisiert werden soll aber nicht nur die Produktion, sondern auch der Wareneingang: »Wir müssen dort anfangen, Daten zu generieren, wo die Kette beginnt: am Wareneingang. Jede SMD-Rolle bekommt von uns eine eindeutige ID. Mit der können wir durch alle Prozesse den Materialfluss nachvollziehen«, so Antonitsch. Als herausfordernd erweist sich die kunterbunte Etikettenlandschaft der Rollen. Jeder Hersteller und jeder Distributor hat ein eigenes Label. cms electronics prüft mit einem automatischen Wareneingangssystem der Firma Modi anhand der Herstellerinformationen, ob es sich bei der eingegangen Rolle um die Ware handelt, die bestellt wurde. Das System kann die Etiketten automatisch auslesen und mit dem ERP-System abgleichen. »Grundsätzlich kann unser neues intelligentes Wareneingangssystem mit der Herausforderung unterschiedlicher Etiketten umgehen, aber das ist natürlich sehr aufwändig«, berichtet der Projektleiter. Abhilfe schaffen könnte hier das MAT-Label, ein De-facto-Standard, der von einer Interessensgruppe aus dem Automotive-Sektor etabliert wurde und für Zulieferer im Automotive-Markt obligatorisch ist. cms electronics ist seit kurzem Mitglied des Arbeitskreises und stellt derzeit auf das MAT-Label um.
Neben der Integration der ersten Maschinen inkl. Prozessverschränkung läuft derzeit die Übergangsphase zum neuen smarten Wareneingangssystem. Ein Teil des Wareneingangs wird noch manuell bearbeitet, d.h. die Daten werden per Hand eingegeben. Dass sich alle Lieferanten weltweit alle auf einen Etikettenstandard einigen, wird global gesehen wohl erst mal ein Wunschtraum bleiben.