Sie nannten die Stichwörter “Connectivity und Security” – wobei geht es dabei konkret?
Darunter fällt nicht nur rein die technische/physikalische Betrachtung, die Geräte/Systeme miteinander zu vernetzen, sondern vor allem auch die Entscheidung, welche Kommunikationstopologie zielführend ist. Dabei muss zusätzlich berücksichtigt werden: Nimmt der Kunde und der Markt dies an, und ist die Technologie auch für einen bestimmten Zeitraum zukunftssicher? – Gerade in der Kommunikationstopologie sehen sich viele Kunden derzeit überfragt und erwarten von BMK als Partner, unter Berücksichtigung der aktuellen Marktsituation und des bestehenden Kundensystems, die Ausarbeitung und Umsetzung eines zukunftsfähigen konzeptionellen Lösungsansatzes.
Ein weiterer Schwerpunkt ist in diesem Zusammenhang das Identifizieren von tatsächlichem Kundennutzen durch das Thema „Big Data“. Mit vielen unserer Kunden sind wir von Beginn an eingebunden und definieren gemeinsam, welche Daten erfasst werden müssen und tatsächlich zu einem Mehrwert führen.
Durch die Vernetzung ergeben sich verschiedene Aspekte, die im Bereich Security abgedeckt werden müssen. Hierbei ist es nicht ausreichend, sich beispielsweise nur auf das Produkt zu fokussieren, sondern die komplette Kette des Systems muss betrachtet werden. Genau das erwarten unsere Kunde in der Zusammenarbeit.
Die EMS-Branche hat in punkto “Entwicklungsdienstleistungen” insgesamt eine steile Lernkurve hingelegt. Noch vor fünf Jahren beschränkte sich die Entwicklungs-Unterstützung bei vielen EMS auf Engineering-Services. Das hat sich inzwischen grundlegend geändert: Der EMS ist zum Optimierungsdienstleister avanciert, wie Sie auf unserem letzten Forum ja so schön formuliert haben. Welche neuen Herausforderungen ergeben sich dadurch?
Als wir mit unseren Entwicklungs-Dienstleistungen begonnen haben, entfielen auch bei uns die meisten Anfragen auf Engineering Services wie Layout- und Schaltplan-Erstellung. Inzwischen gehen die Anforderungen stark zur kompletten Produktentwicklung. Hier gibt es eine umfassende Bandbreite. Das bedingt für uns aber natürlich ganz neue Anforderungen. Man muss als EMS bzw. Entwicklungsdienstleister sehr genau und sauber definieren, wer wofür die Liability hat. Ein abgestimmtes Requirement-Engineering ist daher sehr wichtig. Wir setzen dazu „Polarion“ ein, um uns mit unseren Kunden optimal abzustimmen.
BMK hat vor ca. 3 Jahren einen dedizierten Automotive-Bereich aufgebaut – inklusive eigenständiger Organisation und Infrastruktur. Wie ist hier der Stand der Dinge?
Unser Automotive-Bereich hat drei Ansätze: Zusammenarbeit mit TIER 1 und OEMs im Bereich Prototypenbau, die klassische Serie sowie die Auslaufproduktion/Ersatzteilfertigung.
Wir stellen in den zu fertigenden Produkten einen starke Wende in der Mobilität fest. Inzwischen haben wir viele innovative Prototypen produziert, zum Beispiel Sensorik für Fahr-Assistenzsysteme, Lidar-Systeme, Radar, Batteriemanagement-Systeme, Kameras, Ultraschallsensoren. Wir fertigen aber auch für Verbrennungsmotor-Systeme zur Emissions-Reduzierung. Ein weiteres Thema ist die Ersatzteilteilproduktion. Durch den zunehmenden Einzug von Elektronik in die Autos müssen nach Automotive-Standards Elektronikbaugruppen länger produziert werden können. Wir bieten daher auch teilautomatisierte Fertigungslösungen für die Automo-tive-gerechte Ersatzteilproduktion. Das kommt sehr gut an und geht teils in sehr hohe Stückzahlen.
Das klingt alles sehr erfreulich. Die Zeiten könnten aufgrund makroökonomischer Rahmenbedingungen – gemeint ist beispielsweise Herr Trump und seine haarsträubenden Ideen – allerdings unruhiger werden. Wie lautet Ihr Ausblick für 2017?
Business as usual: Protektionismus, der unweigerlich zu einem Rückzug der USA als Wirtschafts-Weltmacht führen wird, kann ich mir beim besten Willen für 2017 nicht vorstellen. „Amercia first!“ heißt auch „rest of the world last“. Wer würde in die Bresche springen, wenn die USA aus der transpazifischen Partnerschaft aussteigen würde? China. Und wer würde von einem Zerfall Europas profitieren? Russland. An einem Bedeutungsverlust in der Welt kann Amerika kein Interesse haben.