Katek zum Ukraine-Krieg

"Starke Lieferschwierigkeiten und Einbußen"

7. März 2022, 13:56 Uhr | Karin Zühlke
© Katek Group

„Die Wirtschaft muss sich darauf vorbereiten, dass es in den nächsten Wochen und Monaten zu starken Lieferschwierigkeiten und Einbußen kommt", so Rainer Koppitz CEO von Katek. Er bezieht Stellung zu Auswirkungen der Sanktionen und des Kriegs in der Ukraine auf die europäische Industrie:

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Die Sanktionen gegen Russland sind richtig und wichtig. Die Katek-Gruppe hat keine direkten Kunden in der Ukraine, Weißrussland oder Russland und nur wenige Lieferanten, die teils in der Ukraine produzieren. Insofern halten sich die direkten Auswirkungen nach jetzigem Stand für Katek noch stark in Grenzen.

Dennoch muss sich die gesamte europäische Industrie auf große Herausforderungen einstellen:

•    Halbleiter und Chipproduktion: Für die Vorproduktion werden Bauteile und zum Beispiel das sogenannte Neon-Gas aus Russland benötigt, aktuell beziehen die führenden Halbleiterhersteller in Taiwan, Südkorea etc ca 80 Prozent dieses Gases aus Russland. Das kann die Materialkrise im wichtigen Halbleiterbereich - die sich aktuell leicht zu entspannen schien - wieder zuspitzen, wenn es hier zu Unterbrechungen der Lieferkette kommen sollte.

•    Logistik-Schwierigkeiten: Es droht, dass osteuropäische und westdeutsche Unternehmen, die sehr viele osteuropäische Fahrer beschäftigen, darunter auch viele Ukrainer, weitere Personalausfälle haben werden, die den Personalmangel speziell bei Fahrern weiter verschärfen könnten. Ukrainische Männer werden derzeit verstärkt zur Wehrpflicht gerufen, beziehungsweise müssen sich um ihre bedrohten Familien kümmern.

•    Fachkräfte-Mangel: Auch hier spitzt sich die Situation weiter zu, da viele europäische Unternehmen, unter anderem auch Katek Mitarbeitende aus Russland, Belarus und Ukraine beschäftigen, die nun ihrem Land dienen möchten oder für die Familie da sein wollen. Die Katek-Gruppe hat allen ukrainischen Mitarbeitern Sonderurlaub eingeräumt, um ihnen den Rücken freizuhalten.

•    Energie: Wir rechnen nicht mit Energieengpässen in den nächsten Monaten, die Bundesregierung hat hier alle erforderlichen Maßnahmen eingeleitet - jedoch wird die aktuelle Krise die Energiepreise massiv weiter nach oben treiben, was sich in weiter steigenden Erzeuger- und Konsumentenpreisen niederschlagen wird. Deutschland hat heute bereits mit die höchsten Energiepreise und dies wird die produzierenden Unternehmen weiter belasten.

•    Lieferketten-Disruption: Auch wenn man als Unternehmen sehr gut aufgestellt ist, um die Lieferfähigkeit aufrechtzuerhalten, bringt der Ukraine-Krieg andere Lieferanten unserer Kunden in Schwierigkeiten, die beispielsweise in der Ukraine produzieren.

Erste Auswirkungen sieht man im Automotive-Bereich, wo es bereits zu Produktionsstopps wegen Zuliefer-Ausfällen in der Ukraine kommt. Dies betrifft dann alle anderen Lieferanten gleichermaßen, da im Resultat, wie in diesem Beispiel, weniger Fahrzeuge gebaut werden können als geplant und nachgefragt: „Die Wirtschaft muss sich darauf vorbereiten, dass es in den nächsten Wochen und Monaten zu starken Lieferschwierigkeiten und Einbußen kommt. Zudem werden die Preise weiter steigen. Die zweite Krise innerhalb von zwei Jahren zeigt, wie wichtig es ist, in Europa als Produktionsstandort zu investieren und hier entlang der gesamten Elektronik-Wertschöpfungskette “from silicon to system” eine höhere Unabhängigkeit zu erlangen. Dies fängt mit den Chips an - darum ist der European Chips Act auch so wichtig – muss aber weitergehen und sich auch auf PCB-Entwicklung und Herstellung sowie die Entwicklung und Fertigung komplexer Elektronik erstrecken. Nur dann kann in wichtigen Branchen wie Medizintechnik, Maschinenbau, eMobility und Renewables die europäische Industrie künftig ihre führende Rolle verteidigen “, so Rainer Koppitz.


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