Die Datenkabel für das Forschungsprojekt stellt der Projektpartner Leoni zur Verfügung. Die Projektleitung hat die Hochschule Reutlingen unter der Leitung von Prof. Albrecht Oehler, die dabei auch das gesamte Übertragungssystem betrachtet.
Wie der Netzwerkstecker der Zukunft aussieht, darüber äußert sich zumindest Witte noch zurückhaltend: »Die in diesem Verbundprojekt gewonnen Ergebnisse sind für uns eine wichtige Grundlage für die Entwicklung neuer Verbindungstechnik und innovativer Lösungen für die nächsten Generationen von Ethernet-Komponenten. Durch das Projekt werden wichtige Vorarbeiten für Internationale Richtlinien und die Normung geleistet.«
Auch Yvan Engels hält das Ergebnis für relativ offen: »IEEE 802.3bq entscheidet unabhängig welcher Steckverbinder in der künftigen Aktivtechnologie vorgeschrieben wird. Tatsache ist aber bereits heute, ab 40 GBit/s muss geschirmt werden – hier stoßen ungeschirmte Verkabelungssysteme mit ungeschirmten RJ45-Steckern definitiv an ihre Grenzen. Im Rahmen der künftigen Kategorie 8.2 Komponentenanforderung werden sogenannte »Nicht-RJ45« Stecker (z.B GG45, Tera oder ARJ45) bis 1,6/2 GHz normiert.
IEEE 802.3bq hat aber noch nicht entschieden, ob die Vorteile hinsichtlich Energieeffizienz und Kompensationsaufwand bei Kategorie 8.2 Komponenten ausreichen, um eine Entscheidung gegen RJ45 am Server oder Switch zu treffen. Unabhängig davon bieten Kategorie 8.2 Stecker und Datenkabel deutliche technologische Vorteile und halten »Reserven« für die Zukunft nach 40 GBit/s hin zu 100 Gbit/s bereit. In der Regel, so Engels, setze sich immer der beste technische Kompromiss durch. »Der Markt für Rechenzentren, insbesondere für Aktiv-Komponenten wie Switches und Server, wird sich nach den Beschlüssen von IEEE 802.3bq richten«, sagt Engels. Die dafür erforderliche Verkabelungsinfrastruktur folgt dabei der Logik nach Zukunftssicherheit unter Berücksichtigung heutiger und künftiger Gerätegenerationen.
Soviel scheint klar: Der theoretische und praktische Nachweis einer Übertragung von 100 Gbit/s über symmetrische Kupferkabel mit mehr als 30 Metern Länge würde einen Technologiesprung bedeuten, die physikalische Obergrenze von Kupfer ausreizen und das Geschäftsmodell der Anbieter verlängern.
Leoni entwickelt im Rahmen des Projekts Datenkabelmodelle zur Einbindung in das 100-Gbit/s-Übertragungssystem. Die in dem Forschungsvorhaben gewonnenen Erkenntnisse sind die Basis für die Entwicklung neuer Kabeltechnik für die nächsten Generationen von Ethernet-Komponenten. Damit einher erhofft sich Leoni eine signifikante Stärkung seiner Wettbewerbssituation.
Lichtwellenleiter seien zwar übertragungstechnisch das bessere Medium – »die letzte Meile zum Gerät (also die Verbindung vom Switch zum Server) jedoch ist in der Regel über Kupfer wirtschaftlicher, sagt Engels.