Helge Puhlmann, Yamaichi Electronics

»Das typisch deutsche Geschäft ist das Rückgrat unserer Firma«

30. Januar 2019, 13:30 Uhr | Anja Zierler
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Kein anderer Fertigungsstandort als Frankfurt denkbar

Stichwort Werkserweiterung: Schon seit 2006 fertigen Sie in Frankfurt/Oder auf dem Gelände des ehemaligen Halbleiterwerkes, jetzt wollen Sie erweitern. Wie ist der aktuelle Stand?

Gegründet wurde die Fertigungsstätte in Frankfurt an der Oder, um einerseits speziell Halbleiterkunden mit unseren Testfassungen zu bedienen und andererseits den Industriekunden einen Schnelldienst für Kabelkonfektionen zur Verfügung zu stellen. Mittlerweile hat sich das Werk aber extrem gut entwickelt, was zu dem Entschluss geführt hat, eine weitere Fertigungsfläche aufzubauen. Die Grundsteinlegung des Werks ist für Ende Januar geplant, bezugsfertig wird es dann im Frühjahr 2020 sein.

Den Fertigungsschwerpunkt legen wir dort auf Rundsteckverbinder für die Instrumentierung und Industrieautomatisierung sowie auf Testfassungen für die Halbleiterindustrie. Bei Letzterem wollen wir uns einem neuen Bereich widmen, den Interface-Solutions, das heißt, wir fertigen zukünftig Mikrokontaktierungstechnologien für den Bereich ATE. Dabei handelt es sich nicht um Testsockel, wie wir sie bisher entwickeln, sondern um wesentlich aufwändigere Lösungen. Die Mikrokontaktierungstechnologie betreiben wir schon seit knapp vier Jahren und mit unserem Know-how aus der Sockel-Herstellung ist das ein sehr interessantes Arbeitsgebiet, das wir in Frankfurt/Oder zukünftig intensiv weiter voranbringen werden.

Welches Marktvolumen erhoffen Sie sich von der Mikrokontaktierung?

Der Umsatz für den gesamten ATE-Bereich in Europa ist als solches ein Milliardengeschäft. Noch ist die Mikrokontaktierung bei Yamaichi zwar ein Subbereich, aber wir haben den Anspruch, mit unserem Know-how an der Spitze mitzuspielen.

Gab es eine Alternative zu Frankfurt/Oder?

In den letzten zwölf Jahren hat unser starkes Team vor Ort in den Bereichen der Fräs- und Zerspanungstechnik so viel Know-how aufgebaut, dass für uns schlussendlich kein anderer Standort in Frage kam.

Mit der neuen Frankfurter Fabrik bringt Yamaichi auch eine Produktion für flexible Flachkabel (FFC) nach Deutschland. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Wir entwickeln und fertigen schon seit Jahren Steckverbinder für FFC, zum Beispiel für den Bereich Energiemanagement von Batterien in Autos. Daher haben wir uns gefragt: Warum nicht auch die Kabel selbst herstellen? Bei neuen Projekten ist das unsere übliche Vorgehensweise: Man muss den Mut haben, auch unbekannte Herausforderungen anzugehen. Nur damit gelingt uns ein Schritt nach vorne.

Ein ungewöhnlicher Schritt…

Ja, mit einer eigenen FFC-Produktion haben wir sozusagen einen Dinosaurier ausgegraben, denn so was macht in Deutschland sonst kein anderes Unternehmen. Die Idee kam aber auch bei unseren Kunden gut an, weshalb wir im Frühjahr 2018 eine knapp 20 Meter lange Fertigungsmaschine orderten. Die Massenproduktion der Kabel ist in der ersten Dezemberwoche gestartet. Die finale Assemblierung übernimmt einer unserer Partner auf unseren Maschinen in Tunesien.

Wie wichtig ist der Bereich Automotive für Ihre Strategie?

Trotz eigener FFC-Produktion wollen wir nicht ein hundertprozentig abhängiger Automotive-Lieferant werden. Aber wir wollen unsere Stärken ausspielen, und die liegen in unserer Expertise, hohe Datenraten mit einer anspruchsvollen Steckverbinder-Technologie zu übertragen. Wir sehen uns also vielmehr als Partner bei der Übertragung großer Datenmengen, zum Beispiel beim autonomen Fahren im 5G-Bereich. Aber eines ist ganz klar: Das Rückgrat unserer Firma ist immer noch das typisch deutsche Geschäft, sprich: die Industrieautomatisierung. Von dort aus haben wir uns in viele andere Bereiche eingearbeitet.


  1. »Das typisch deutsche Geschäft ist das Rückgrat unserer Firma«
  2. Kein anderer Fertigungsstandort als Frankfurt denkbar
  3. »Wir wollen zukünftig alle für uns relevanten Kernbereiche abdecken«

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