Den richtigen Riecher haben die Online-Distributoren auch bei der Erschließung der Zielgruppe „Maker und Education“ bewiesen. Stefan Fuchs, VP von Conrad Business Supplies, stellt fest, dass sich der Education-Sektor bestens entwickelt, was sich in der ansteigenden Anzahl und Bestellungen von Makern und jungen Ingenieuren zeigt, die sich aktiv mit Elektronik und ihrem Entstehungsprozess auseinandersetzen.
»Vor fünf Jahren interessierten sich die jungen Leute nicht mehr für Lötprozesse, heute machen wir etwa auf Maker-Fairs die Erfahrung, dass junge Leute wissbegierig sind und sich gerne auch mit der Funktionsweise eines Lötkolbens auseinandersetzen.« Auch Marie-Pierre Ducharme, Supplier Marketing Director von Mouser Electronics, pflichtet dieser Entwicklung bei: »Junge Ingenieure sind auch bei uns eine sehr interessante neue Zielgruppe. Hinzu kommt, dass durch das vielfältige Angebot an Dev-Kits und Design-Hilfen der Einstieg in das Elektronik-Design einfacher wird und dadurch einer breiteren Basis ermöglicht, sich als Maker zu betätigen.«
Was die Märkte anbelangt, ist den Worten Ducharmes zufolge kaum eine scharfe Trennlinie zwischen einzelnen Marktsegmenten möglich: »Wenn wir über IoT sprechen, dann umfasst das bei uns quasi alle anderen Märkte.« »Die großen Key-Themen sind sicher Health, Mobility und Industrie 4.0. Besonders in der Maker-Szene spielen aber Health und Non-Profit-Projekte eine große Rolle, wie wir aus eigener Erfahrung wissen«, resümiert Ralf Bühler, Chief Sales Officer von Farnell. »Dass sich Startups und nicht nur Pharma- und Medizintechnik-Firmen mit praktischen Lösungen für die Gesundheit beschäftigen, ist aus unserer Sicht eine schöne Demokratisierung der Supply-Chain.«
Die Projekte solcher Startups entstehen laut Bühler oft aus der eigenen persönlichen Motivation heraus, um eine Lösung für ein gesundheitliches Problem in der Familie oder im Freundeskreis zu finden. »Solche Erfinder machen sich erst einmal keine Gedanken über die Hardware und den Business-Case, sondern es geht darum, zu helfen.«
Wie wichtig diese Zielgruppe inzwischen geworden ist, zeigte auch die Präsenz vieler Distributoren in der electronica experience Area in Halle C6. Dort stand weniger die Geschäftsanbahnung über klassische Industrieprojekte im Vordergrund als der Game&Fun-Experience-Faktor, der den Besuchern spielerisch vor Augen führen sollte, was sich gemeinsam mit Distributoren als Partnern so alles realisieren lässt. Beliebte Exponate waren dabei Roboter, 3D-Drucker und smarte Maschinen aller Art.
An IoT geht (fast) kein Weg vorbei
Ein Aktionsfeld, in dem sich die Distribution gut profilieren und ihren Aktionsradius in der Wertschöpfungskette ausweiten kann, ist das Thema IoT, das jenseits hipper Maker-Projekte auch im klassischen B2B-Industriesektor immer mehr an Bedeutung gewinnt: »Wir haben inzwischen im Rahmen des IoT auch ganz neue Wege der Zusammenarbeit und sitzen zum Beispiel bei einem Kunden, der ein großes IoT-Projekt realisiert, bei Strategie-Workshops als Halbleiter-Consultant mit am Tisch«, berichtet Frank Stephan, Country Manager von Avnet Silica. »Unser Mehrwert ist, dass wir vom Sensor bis zur Cloud genau Auskunft geben können, welche Hersteller maßgeblich sind, und natürlich zusätzlich unsere Expertise bei Software und Security miteinbringen können.«