Also keine Panikreaktionen bei Future?
Aber nein! Für uns ist das alles doch nicht neu. Unser Eigentümer kennt solche Situationen, die über die Jahre immer wieder kommen, und gerät dabei natürlich nicht in Panik. Wir denken nicht in Quartalen, sondern langfristig. Und unser großer Vorteil ist: Wir haben keine einseitigen Abhängigkeiten; weder nach Regionen noch bei Kunden. Das ist der Vorteil, wenn man wie wir privat geführt und im industriellen Massenmarkt verortet ist.
Das Automotive-Geschäft leidet derzeit dennoch sehr. Ficht das Future nicht an?
Automotive ist nach wie vor ein interessantes Geschäft und auf lange Sicht immer noch sehr erfolgversprechend. Man darf Automotive nicht nur von Quartal zu Quartal betrachten. Bei uns ist Automotive ein Teil des Transportation-Bereichs. Und in diesem Segment haben wir jede Menge Applikationen und Marktfelder, die nach wie vor sehr gut florieren. Zu Transportation gehören bei uns neben Automotive auch Aerospace & Defense, Avionics, Bahntechnik oder auch Applikationen für die Landwirtschaft, E-Bikes und so weiter.
Neben Industrial, Transportation und Lighting ist Future auch im Konsumgütermarkt aktiv. Was macht dieses Geschäft für einen Distributor attraktiv?
Ihre Frage deutet es schon an: Consumer ist traditionell eigentlich kein distributionsfreundliches Segment, zumindest wenn man die ganz großen Consumer-Konzerne im Blick hat. Aber in den letzten zehn Jahren sind viele Unternehmen aufgetaucht, die mit einer guten Idee schnell erfolgreich am Markt waren, aber genauso schnell von den Mitbewerbern überflügelt wurden. Solche Firmen brauchen sehr schnell Unterstützung und eine große Flexibilität beim Supply Chain Management und der Lagerhaltung.
Also unterstützen Sie in diesem Bereich vor allem Startups?
Wir unterstützen Startups, aber es sind durchaus auch etablierte Firmen, die mit Consumer-Produkten an den Markt gehen. Und auch sie stehen vor der Herausforderung, dass sie flexible Supply-Chain-Modelle benötigen.
Future ist darüber hinaus auch als Lieferant im EMS-Geschäft aktiv. Das EMS-Business ist sehr volatil und herausfordernd. Wie unterstützt Future dieses Geschäft?
Wir haben globale EMS-Groups, die sich um Tier 1 und 2 aus diesem Bereich kümmern. Tier 3 und 4 werden direkt von den lokalen Niederlassungen aus betreut. Das EMS-Geschäft ist sehr wichtig für uns.
Für uns gibt es dabei zwei Ansatzpunkte: Das OEM-Business, wo wir durch die Designphase unterstützen und die Projekte dann weiter zum EMS gehen, und das klassische EMS-Geschäft, das wir durch sehr individuelle Inventory-Modelle unterstützen. Wir unterstützen EMS darüber hinaus durch besondere Finanzierungs- und Zahlungsmodelle. Und wie schon vorhin erwähnt, hat unser Produktmarketing ein tiefes Verständnis von Markt und Roadmaps, Herausforderungen bei der Herstellung, der Lieferkette etc. Auch diese Expertise kommt den EMS-Firmen zugute.
Future hat über 500 Hersteller auf der Linecard. Gibt es noch Erweiterungspläne für die Linecard?
Wir haben keine „White Spots“ auf der Linecard. Es geht vielmehr darum, den sich verändernden Markt abzubilden. Das heißt, wir nehmen auch weiterhin Partner auf, die zum Beispiel neue interessante Technologien auf den Markt bringen, etwa im Bereich Wireless oder Image Sensing.
Wie viel Prozent der Hersteller-Franchises bei Future sind inzwischen global?
Nur noch wenige Franchises, die wir schon sehr lange haben, stehen zum Teil noch auf regionaler Basis. Aber der Großteil unserer Vertriebsvereinbarungen ist global. Wie ich vorhin schon erläutert habe, sind die Hersteller selbst sehr daran interessiert, dass wir ihren globalen Aktionsradius auch bei uns abbilden. Und neue Vertriebsvereinbarungen schließen wir nur noch auf globaler Basis ab.