Wie ist die Verteilung zwischen Industrie und Elektronik?
Der größere Teil entfällt derzeit auf die Industrieprodukte, etwa 25 Prozent macht die Elektronik aus. Aber eine scharfe Trennung zwischen den Bereichen ist eher schwierig. Wichtig ist, dass wir für den Kunden einen großen Bereich abdecken können, was in dieser Art im Markt einzigartig ist.
Durch die Aufstellung und unseren Background haben wir traditionell einen sehr großen Kundenstamm im industriellen Bereich. Inosfern ist das für uns einer der Fokusbereiche. Aber wir gehen mit den Trends wie 5G, KI , IoT usw. Das sind zum einen Schlagwörter, aber gerade in Bezug auf IoT ist Vieles schon in der Praxis angekommen. Wir sehen gerade bei unserer Kundenbasis auf industrieller Seite, dass für Applikationen viel mehr Elektronik benötigt wird als früher. Und wir können den Weg zur Elektronikseite für unsere Kunden mit unterstützen.
RS hat sich ja auch in der Education-Schiene einen Namen gemacht, u.a. mit dem Flaggschiff Raspberry Pi.
Dazu haben wir letztes Jahr die Tochter OKdo gegründet, die sich auf Single-Board Computers und IoT fokussiert. RS hat immer schon mit einem in die Zukunft gerichteten Blick agiert und die nächste Generation gesehen: Dabei geht es um Fragen, wo und wie werden die Entwickler der nächsten Generation arbeiten und wie können wir jüngere Entwickler unterstützen.
Wie gut gerüstet für die Zukunft sehen Sie die Online-Distribution in einem hochkompetitiven Distributionsumfeld?
Ich sehe die Zukunft in der High-Service-Distribution. Neuentwicklungen gibt es immer, denn die Ingenieure hören ja nicht auf zu entwickeln, weil Allokation ist oder die Konjunktur schwächelt. Dadurch wird unser Portfolio immer gebraucht werden. Die Entwickler und Einkäufer haben zudem immer weniger Zeit, sich um den Einkauf von Produkten zu kümmern. Man sieht, dass sich der Markt in Richtung High-Service-Distribution verschiebt.
Weniger Zeit für die Bestellung bedeutet mehr eCommerce.
Die Kunden kommen gar nicht mehr darum herum, ihre Bestellung zunehmend zu automatisieren. Wir haben ein sehr starkes digitales Modell, also kurz gesagt: alles, was die Kunden heutzutage für den eCommerce brauchen und wünschen.
Das heißt, der Kontaktpunkt zwischen Distribution und Kunden verschiebt sich vom persönlichen Kontakt hin zu Online?
Die Verfügbarkeit und sämtliche Infos und Wissen müssen allzeit online verfügbar sein. Diese Mentalität wird immer stärker. Das ist vom Markt und durch die Globalisierung getrieben. Aber: Wir haben auch eine große Sales Force mit über 1000 Innen- und Außendienstmitarbeitern weltweit. Der persönliche Kontakt ist immer noch wichtig. Manche Probleme und Fragen lassen sich einfach besser übers Telefon oder im persönlichen Kontakt klären.
Ein Aspekt, der uns 2019 intensiv beschäftigt hat, war die Verknappung, u.a. von MLCCs. Ist die Ihrer Ansicht nach beendet?
Zum größten Teil. Das gilt auch für MLCCs. Es war 2019 zu viel Ware am Markt. Aber das wird sich dieses Jahr meines Erachtens wieder einschwingen, je nachdem, wie schnell neue Technologien und die gehypten Bereiche wirklich umgesetzt werden. Ich denke, die Lage wird sich erst einmal wieder normalisieren und konjunkturell wieder aufwärts gehen. Ich sehe wie gesagt Vorteile für die High-Service-Distribution, da wir nicht so sehr von den Schwankungen abhängig sind. Und der gesamte Elektronik-Bedarf an sich nimmt ja wie gesagt nicht ab.
Wie sieht die Bilanz für RS im vergangenen Jahr aus?
Unser Fiskaljahr endet im März. Als börsennotiertes Unternehmen veröffentlichen wir unsere Ergebnisse regelmäßig, und für das Kalenderjahr 2019 konnten wir soweit positive Ergebnisse zeigen. Von den Produktbereichen her sieht es unterschiedlich aus. Ich denke aber, dass wir unser Fiskaljahr aus heutiger Sicht weiterhin positiv abschließen werden.
Und was erwartet uns von RS 2020?
Wir haben viele Pläne und Entwicklungen in petto. Es bleibt spannend. Ich sehe den Markt für uns als extrem positiv in den nächsten Jahren. Wir werden Deutschland weiter fokussieren mit einem breiten Portfolio und hervorragendem technischem Support. Und auch die neuen Features von DesignSpark werden zum Tragen kommen.
Welche Features sind das genau?
Es gibt inzwischen mehr Möglichkeiten, Videos und Webinars einzubinden. Ein schönes Beispiel ist “Ask the expert”. Hier werden live gefilmt vom Hersteller Fragen beantwortet. Wir haben in der Community umfassendes Feedback eingeholt, was die User wünschen, und das setzen wir sukzessive um. Dabei sei noch einmal ausdrücklich betont: DesignSpark ist definitiv nicht nur ein Marketing-Tool, sondern eine Community-Plattform zur Applikationsunterstützung.