Quo vadis Distribution?

Dünne Margenluft in großen Umsatzhöhen

15. Januar 2018, 14:30 Uhr | Karin Zühlke
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Im nächsten Jahr

Wie geht das im nächsten Jahr weiter?

Die Berufsoptimisten glauben auch 2018 an zweistellige Zuwachsraten; die Pessimisten denken, dass der Backlog – die Summe der bestätigten Aufträge – aufgebläht ist. Umgerechnet in Zahlen – vorausgesetzt die Politik kommt nicht noch in die Quere mit globalen politischen Zerwürfnissen – bedeutet das zwischen 5 und 15 % Plus, mit einer sich verbessernden Liefersituation. Aber: blanke Spekulation.

Das politische Europa macht ja gerade keinen guten Eindruck. Denken Sie, dass das Wachstum dadurch gebremst wird?

Ich glaube nicht. Schauen Sie doch mal: ganz egal, wo Sie hinsehen, macht die politische Klasse gerade einen erbärmlichen Eindruck. UK wird von Amateuren regiert, Deutschland gar nicht. Und was passiert mit der Wirtschaft? Sie wächst. Was ich damit sagen will, keine Angst, der Himmel fällt uns nicht auf den Kopf, wenn sich gerade mal keiner mit staatstragenden Dingen befasst. Das ist auf globaler Ebene sicher anders.

Um nicht zu sehr ins Politische abzudriften…

Warum nicht? Der FBDi ist doch ein Interessenverband. Wir müssen doch die politische Lage für uns bewerten.
Dennoch, was passiert in der Distribution?

Das wüsste ich auch gern.

Wer, wenn nicht Sie...?

Naja, ich will ja nicht den gleichen Käse jedes Jahr wiederholen – IoT, Demand-Creation, Distributionmodell. Es gilt alles noch, was wir letztes Jahr besprochen haben. Die Distributoren sind unter Druck, entweder Dinge besser, schneller und günstiger zu machen oder zu reinen Logistikunternehmen reduziert zu werden. Es genügt nicht, eine Vielzahl von hochbezahlten und ausgelasteten Experten zu beschäftigen, die viele Dinge besser können als die Kunden oder die Hersteller; das Wichtigste ist der letzte Zehntel-Cent bei der Preisverhandlung unter Nichtberücksichtigung aller sonstigen Dienstleistungen, die wir meist kostenlos erbringen.

Da ist aber jemand sauer.

Ist doch so. Na gut, ich gebe zu, es ist etwas überspitzt, aber was würden Sie sagen, wenn Sie seit über 30 Jahren gute Arbeit leisten und dann sollen Sie auf einmal die günstigsten Preise über ein Auktionsportal abgeben. Oder Sie bauen den Markt für einen Hersteller über denselben Zeitraum auf, mit höchst erfolgreichen Designprojekten, um dann Channel-Bereinigungen zum Opfer zu fallen. Jeder Distributor kennt das. Wie ich letztes Jahr sagte, wir dürfen den Wert unserer Arbeit nicht schlechtreden lassen, vor allem müssen wir diesen Wert selbst bestimmen, als Unternehmer, die Risiken tragen aus eigener Erwägung und nicht der von anderen.

Vielleicht zum Schluss lieber etwas Positives?

Gern! Ich finde es total spannend, was gerade passiert, nicht nur bei uns, sondern generell in der Industrie und der Gesellschaft. Diese totale Datenflut wird unser aller Leben und auch die Arbeitswelten komplett revolutionieren. Kein Job wird in zehn Jahren mehr der gleiche sein. Was Analytics heute schon kann, ist erstaunlich, im Positiven wie Negativen. Wie die richtige Analyse von Daten und die richtigen Schlüsse daraus ganze Branchen ausradieren und andere entstehen lassen, das hat schon was von Magie. Interessanterweise findet auch gleich die Gegenbewegung statt. Ich denke, dass die EU mit GDPR (General Data Protection Regulation) ein gutes Instrument gegen die Allmacht von Google, Amazon und anderen hat.

Wie sieht das in der Distribution aus?


Unter Einhaltung aller gesetzlichen Bestimmungen muss der Handel natürlich auch versuchen, aus Daten und Informationen bzw. deren systematischer Analyse neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen, andere Preismodelle zu benutzen und weitere Dienstlei stungen rund um die reinen Produkte anzubieten. Das passiert gerade. Kein Unternehmen, kein Distributor, der nicht auf IoT Entwicklungen, Tools mit künstlicher Intelligenz, Predictive Analytics und vieles andere mehr setzt. Bin gespannt auf die Themen, die wir zum Beispiel nächstes Jahr auf der embedded world oder der electronica sehen. Vor allem bin ich gespannt auf die Stellenangebote.

Wollen Sie sich verändern?

Nicht wegen mir – ich meine generell, welche Leute von der Branche künftig benötigt werden. Da wird sich einiges wandeln. Wenn der Handel immer mehr automatisiert wird und mehr künstliche Intelligenz zum Einsatz kommt, um Angebote und Dienstleistungen maßzuschneidern, welche Mitarbeiter werden dann benötigt bzw. welche Weiterbildung muss ein Unternehmen seinen Mitarbeitern ermöglichen? Auf dem Weg zu Customer-Relationship-Manager, Data-Analyst, Content-Creator, Algorithmiker, Tax-Specialist, Supply-Chain-Architect, Digital/Social Marketeer...


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