MSC ist einer von drei Lattice-Distributoren in Europa. Wie hoch ist derzeit der Anteil von MSC am Distributionsgeschäft von Lattice?
Matthias Glattfelder : Wir sind derzeit mit 50 Prozent der größte Lattice-Distributor in Zentraleuropa, und das fast ohne Fullfilment-Geschäft, also rein über Design-In-Projekte.
Von 2009 auf 2010 haben wird den Umsatz mit Lattice mehr als verdoppelt, wobei 2010 sogar über dem Vorkrisenjahr 2008 lag.
Wann macht es für den Kunden überhaupt Sinn, die Bausteine extern programmieren zu lassen?
Matthias Glattfelder: Lattice ist einer der wenigen Hersteller, die nach wie vor effiziente nicht-flüchtige Bausteine anbieten. Die LatticeXP2- und MachXO2-Bausteine kombinieren in der so genannten flexiFLASH-Technologie eine Look-up-Table-basierende FPGA-Struktur mit nicht flüchtigen Flash-Zellen. Nur dadurch macht es überhaupt erst Sinn, sie »vorher« zu programmieren. Grundsätzlich hat der Zwang, Logik-Bausteine extern programmieren zu lassen, in den letzten Jahren aber stark nachgelassen. So gut wie alle Logikbausteine lassen sich inzwischen auch »On-Board« programmieren, und die Programmierzeiten sind kurz genug, diesen Schritt während des Endtests durchzuführen.
Gleichzeitig wächst aber der Markt für programmierbare Logik?
Thomas Klein: Eindeutig ja. 2010 konnte MSC im Bereich programmierbarer Bauelemente gegenüber dem bisherigen Rekordjahr 2008 ein Wachstum von über 30 Prozent verbuchen, und auch für 2011 erwarten wir wieder Steigerungsraten im mindestens hohen einstelligen Prozentbereich.
Welchen Produktsegmente bieten die größten Wachstumspotentiale – FPGAs oder CPLDs?
Gerhard Brüningk: Lattice ist weltweit führender Anbieter von Low-Density CMOS PLDs. Solche Low-Density-Produkte sind besonders in Zentral- und auch Osteuropa gefragt. Das ist ein großer Markt für uns. Aber auch die kleineren nichtflüchtigen FPGAs erobern noch immer neue Märkte, unter anderem als Ersatz für abgekündigte ASICs.
Und worin bestehen die Vorteile von FPGAs und CPLDs gegenüber ASICs und Mikroprozessoren?
Matthias Glattfelder: Zum einen bieten FPGAs und CPLDs gegenüber reinen digitalen ASICs eine wesentlich größere Design-Flexibilität. Selbst in der Produktion lassen sich noch kurzfristig Änderungen durchführen. Zum anderen rechnen sich ASICs nur bei wirklich großen Stückzahlen. Bei kleineren Mengen sind FPGAs und CPLDs eigentlich immer die deutlich kostengünstigere Alternative. Mikrocontroller und FPGAs/CPLDs sehe ich nicht als Konkurrenz, sondern eher als ideale Ergänzung. Das FPGA übernimmt die schnellen, zeitkritischen Funktionen und der Mikrocontroller die Steuerung. Solche Lösungen erweisen sich in der Praxis erfahrungsgemäß meistens als überaus effizient.
Im Frühjahr gab es eine gemeinsame Workshop-Reihe „Controller meets FPGA“. – Worin liegen die hier thematisierten technischen Herausforderungen bei der Implementierung und Aufteilung der Funktionen auf einen FPGA und einen Mikrocontroller?
Matthias Glattfelder: Die größte Herausforderung besteht darin, als Anwender erst einmal zu erkennen, dass eine Aufteilung der Funktionen auf Mikrocontroller und FPGA enorme Designvorteile bringen kann. Die Kommunikation zwischen den beiden Welten ist dann durch die z.B. bei der MachXO2-Familie bereits fest vorhandenen Schnittstellen wie SPI und I²C sehr einfach. Die hohe Teilnehmerzahl der Workshops hat uns bestätigt, dass dieses Thema bei Entwicklern auf großes Interesse stößt.
Mit MicroSemi hat MSC ja bereits einen weiteren Hersteller von programmierbarer Logik im Programm. Gibt es hier keine Überschneidungen?
Gerhard Brüningk: Natürlich wäre es für uns wünschenswert, dass MSC nur einen FPGA-Hersteller auf der Linecard hat. Aber MicroSemi ist eher ein Nischenanbieter und mit seiner programmierbaren Logik vor allem auf das Military-Segment spezialisiert. Daher gibt es keine großen Überschneidungen mit unseren Produkten.
Matthias Glattfelder: FPGAs sind komplexe Produkte, für die wie gesagt sehr dediziertes Wissen erforderlich ist. Schon deshalb macht es für uns gar keinen Sinn, möglichst viele FPGA-Hersteller auf der Linecard zu führen. Das Thema FPGAs ist ein typisches Beispiel dafür, dass weniger auch mal mehr sein kann.
Zu guter Letzt: Wie lauten die Lattice-Ziele für 2011?
Gerhard Brüningk: Wir wollen weltweit definitiv stärker wachsen als der Markt.
Thomas Klein: Dazu wollen wir natürlich ein entscheidendes Stück beitragen. Unser erklärtes Ziel ist ein Umsatzanteil von mehr als 50 Prozent im europäischen Lattice-Distributionsnetzwerk. Auch bei den neuen Design-Wins wollen wir noch zulegen und hier unseren Wertanteil ebenfalls auf über 50 Prozent ausbauen.