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Radarsensoren für Verkehrs- und Beleuchtungs-Applikationen

27. Juni 2014, 9:09 Uhr | Von Dr. Thomas Wolf
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Radarsensoren für Abstandsmessungen

Zur Abstandsmessung wird im Gegensatz zum Dopplermodus ein Radarmodul benötigt, das einen FM-Eingang besitzt. Durch ein geeignetes Spannungssignal am FM-Eingang wird die Sendefrequenz des Radarmoduls innerhalb des K-Bands verändert.

Bei der FMCW-Betriebsart wird die Sendefrequenz durch eine dreieckförmige Signalspannung am FM-Eingang zwischen zwei Grenzfrequenzen (Frequenzhub fM) kontinuierlich verändert (Bild 7).

FMCW-Modus: Emittierte Frequenz fTx und empfangene Frequenz fRx als Funktion der Zeit. Während der Laufzeit des Signals vom Radarmodul zum Objekt und zurück verändert sich die Frequenz um den Betrag fb
Bild 7. FMCW-Modus: Emittierte Frequenz fTx und empfangene Frequenz fRx als Funktion der Zeit. Während der Laufzeit des Signals vom Radarmodul zum Objekt und zurück verändert sich die Frequenz um den Betrag fb. Diese Differenzfrequenz wird zur Abstandsberechnung herangezogen.
© Endrich Bauelemente

Wichtig ist, dass diese Frequenzänderung möglichst linear erfolgt, um die darauf basierende Abstandsmessung nicht zu verfälschen. Zu einem Zeitpunkt t erreicht die Sendefrequenz fTx einen Wert f1. Die Frequenz f2 der empfangenen Radarstrahlung fRx zum Zeitpunk t unterscheidet sich jedoch von f1, da die empfangene Radarstrahlung vor einer Zeit tp abgestrahlt wurde und sich während der Laufzeit des Radarsignals zum Objekt und zurück die Sendefrequenz fTx um die Differenz fb = f1 – f2 verschoben hat.

Durch den Mischer wird die Differenzfrequenz fb als Ausgangssignal IF ausgegeben. Zur Auswertung der Messung wird dieses Signal durch eine entsprechende Hardware digitalisiert und in sein Frequenzspektrum zerlegt. Der Abstand zum Objekt wird aus der Frequenz fb ermittelt, die ähnlich wie die Dopplerfrequenz im Frequenzspektrum als Peak erscheint. Aufgrund der begrenzten Bandbreite des K-Bandes (das bei der periodischen Frequenzänderung nicht verlassen werden darf) und unvermeidlichen Toleranzen können allerdings nur Objekte ab einem Mindestabstand von ca 1 bis 1,5 m erfasst werden.

FSK-Betriebsart: die emittierte Radarfrequenz wird periodisch zwischen zwei Werten geändert
Bild 8. FSK-Betriebsart: die emittierte Radarfrequenz wird periodisch zwischen zwei Werten geändert.
© Endrich Bauelemente

In der Praxis zeigt sich, dass FMCW nur mit Modulen mit engem Abstrahlwinkel sinnvoll eingesetzt werden kann. Bei Modulen mit breiter Abstrahlcharakteristik werden in der Regel viele Objekte erfasst, und es ist schwierig, den zum Messobjekt gehörenden Peak zu identifizieren. Bei der FSK-Betriebsart wird ebenfalls die Sendefrequenz des Radarmoduls mit Hilfe des FM-Eingangs geändert; allerdings nicht kontinuierlich, sondern es wird nur zwischen zwei Frequenzen hin- und hergeschaltet, die sich um einige MHz voneinander unterscheiden – siehe Bild 8.

Durch die Bewegung des zu messenden Objekts wird für jede der Frequenzen fa und fb eine Dopplerfrequenz erzeugt, die jedoch um den Winkel ∆φ phasenverschoben sind
Bild 9. Durch die Bewegung des zu messenden Objekts wird für jede der Frequenzen fa und fb eine Dopplerfrequenz erzeugt, die jedoch um den Winkel ∆φ phasenverschoben sind. Die beiden Kurven sind aus den Messwerten zu den Zeitpunkten txa und txb interpoliert.
© Endrich Bauelemente

Grundvoraussetzung für das FSK-Verfahren ist, dass sich das zu messende Objekt bewegt. Dadurch wird für jede der beiden Radarfrequenzen eine separate Dopplerfrequenz erzeugt. Da die Differenz ∆f = fa – fb im Vergleich zu den beiden Frequenzen fa und fb klein ist, ist die Frequenz der beiden Dopplersignale nahezu identisch. Beide Dopplersignale sind jedoch gegeneinander um den Winkel ∆φ phasenverschoben (Bild 9). Aus dieser Phasendifferenz wird der Abstand zum Objekt ermittelt. Die maximale, eindeutige Distanz ist bei einer Phasenverschiebung von 360° erreicht; diese Distanz kann durch geeignete Wahl der Differenzfrequenz festgelegt werden (z.B. 10 m bei ∆f = 15 MHz).

Screenshot einer FSK-Abstandsmessung: Das Rechtecksignal (rot) moduliert die Radarfrequenz zwischen zwei Werten fa und fb
Bild 10. Screenshot einer FSK-Abstandsmessung: Das Rechtecksignal (rot) moduliert die Radarfrequenz zwischen zwei Werten fa und fb. Die blaue Kurve zeigt die beiden verschobenen Dopplersignale zu den beiden Frequenzen, aus deren Phasenverschiebung ∆φ der Abstand zum Objekt ermittelt werden kann. Die schwarze Kurve (unten) zeigt einen vergrößerten Ausschnitt der Dopplersignale
© RALAB

In Bild 10 ist der Screenshot einer FFT-Abstandsmessung dargestellt. Das Rechtecksignal (rot) zeigt das Umschalten der Radarfrequenzen zwischen den Werten fa und fb. Die blaue Kurve stellt die beiden (phasenverschobenen) Dopplersignale zu den beiden Frequenzen dar, die mittels der Sampling-Zeiten txa und txb (Bild 8) gewonnen werden. Aus deren Phasenverschiebung ∆φ kann der Abstand zum Objekt ermittelt werden. FSK kann nur für bewegte Objekte angewendet werden; allerdings lassen sich mehrere Objekte mit unterschiedlicher Geschwindigkeit unterscheiden.

ST-200-Screenshot im FMCW-Modus mit angeschlossenem K-MC1-Radar-Transceiver [2]. Aus dem Frequenzspektrum oben links lässt sich ein Objekt im Abstand 4,4 m identifizieren. Unten rechts ist die Spannung am VCO und die daraus resultierende Radarfrequen
Bild 11. ST-200-Screenshot im FMCW-Modus mit angeschlossenem K-MC1-Radar-Transceiver [2]. Aus dem Frequenzspektrum oben links lässt sich ein Objekt im Abstand 4,4 m identifizieren. Unten rechts ist die Spannung am VCO und die daraus resultierende Radarfrequenz gezeigt. Durch eine entsprechende Wahl der Parameter lässt sich dieser Zusammenhang bezüglich Linearität optimieren. Unten links sind die Ausgangssignale I und Q graphisch dargestellt. Das Dopplersignal (bei bewegtem Objekt) ist oben rechts gezeigt.
© Endrich Bauelemente

Die Messauflösung ist nur limitiert durch die Signalverarbeitung, jedoch nicht (wie im Fall von FMCW) durch die Bandbreite des K-Bands. Beide Verfahren (FSK und FMCW) erfordern eine hohe Rechenleistung des Mikroprozessors und Erfahrung bei der Auswertung der Daten. Für den schnellen und einfachen Einstieg in FMCW- und FSK-Messmethoden ist das Starter Kit ST-200 geeignet.

Hier handelt es sich um ein 16-bit-Datenerfassungs- und Aufbereitungssystem (Sampling-Rate: 250 kS/s), basierend auf einem NI-USB-6211-Multifunktions-DAQ-Modul von National Instruments. Dies ermöglicht neben Dopplermessungen auch Abstandsmessungen mittels FMCW und FSK. Bild 11 zeigt einen Screenshot des Signal Viewer in der Betriebsart FMCW. Doppler- und FSK-Modus werden durch die entsprechende Wahl der Reiter in der Bedienoberfläche ausgewählt.


  1. Radarsensoren für Verkehrs- und Beleuchtungs-Applikationen
  2. Wie Radarsensoren verwendet werden
  3. Radarsensoren für Abstandsmessungen
  4. Metallgegenstände als ideale Radarziele

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