War Linux anfangs eher als Software für eine »sehr spezielle Bastler-Fangemeinde« bekannt, hat es inzwischen Kultstatus erreicht und das Bastler-Image längst abgelegt. »Wir stellen eine sehr starke Nachfrage nach Embedded Linux fest. Für Linux existiert ein riesiges Ecosystem an Software, das die Kunden gerne nutzen wollen«, so Staude. Außerdem gibt es laut Hecht sehr viele Treiber für die unterschiedlichsten Peripherien, und der Linux-Kernel entwickelt sich permanent weiter. »Linux kann man also derzeit getrost als Quasi-Standard bezeichnen – getrieben durch die Community hat Linux eine sehr breite Akzeptanz auch in der Industrie «, so Staude.
Warum Silica auf die Basis von Yocto setzt, liegt nach den Worten von Hecht auch daran, dass die Halbleiter-Hersteller zunehmend auf diesen Zug aufspringen. Mit Yocto ist es – einfach zusammengefasst – möglich, mit ein und demselben Tool das Linux für verschiedene Aufgaben zu skalieren und je nach Anforderungen eine schlanke oder »mächtige« Linux –Distribution zu erstellen – und das alles mit denselben Tools.
Boards für unter 100 Euro
Die Boards aus der ArchiTech-Schmiede liegen trotz ihrer vielfältigen Funktionen und der bereits erwähnten Value Adds preislich meist unter 100 Euro. Entwickelt hat Silica die Boards gemeinsam mit Partnern, aber unter der Regie von Silica.
Neu ist zum Beispiel das Entwicklungsboard Hachiko für die Renesas-RZ/A-MPU-Serie, basierend auf dem ARM-Cortex-A9-Core. Das Board hat bis zu 10 MB SRAM, das heißt die Notwendigkeit eines DRAMs fällt weg. Es ist eine schlanke Embedded-Linux-Distribution, die komplett im internen SRAM läuft und sich damit als kostengünstiges und optimiertes Design für Anwendungen wie Türsprechanlagen, Verkaufsautomaten, Barcode-Scanner, Überwachung und Datenkommunikationsmodule anbietet.
Die zweite Neuerung aus der Entwicklungsschmiede des ArchiTech-Teams ist Tibidabo: Dieses Entwicklungs- und Referenzboard ist mit dem Freescale i.MX 6Quad ausgerüstet und läuft ebenfalls auf Linux. Es hat einen doppelten Ethernet-Anschluss und ist besonders für Digital-Signage- und Gaming-Applikationen geeignet, weil es über eine leistungsstarke GPU und zwei LVDS-Schnittstellen verfügt. Außerdem ist es mit einem Raspberry Pi Connector sowie je einem Steckplatz für mSATA und mPCIe z.B. für WIFI ausgestattet.
Make or Buy?
Die ArchiTech Boards sind Evaluation-Tools, die dem Kunden dabei helfen sollen, die jeweiligen Bauteile zu evaluieren. Warum also nicht einfach ein Modul einsetzen? Nach Ansicht der Silica-Experten Oliver Staude und Martin Hecht tendiert der Kunde eher dazu, sein Basis-Know-how aufzubauen, als ohne Wenn und Aber ein fertiges Modul einzusetzen. »Module bedeuten meist auch kostenintensiven Overhead«, gibt Staude zu bedenken. Es gibt verschiedene Gründe für einen Kunden, ein eigenes Design einzusetzen: Beim Modulhersteller kommt eine zusätzliche Ebene ins Spiel, zudem ist ein Modul an der einen oder anderen Stelle immer ein Kompromiss. Meist muss der Kunde das Modul also sowieso anpassen. (zü)