Inzwischen gibt es zu den bekannten Tourenrädern, Rennrädern und Mountainbikes auch eine Auswahl an Lastenfahrrädern, Liegerädern oder Dreirädern - alles auch mit Elektrounterstützung. Jedes Jahr werden dem Zweirad-Industrie-Verband zufolge mehr als vier Millionen Stück in Deutschland verkauft - von Schnäppchen bis zu Preisen, für die es fast einen Kleinwagen gäbe. Die gesamte Fahrradbranche einschließlich Tourismus steht für einen Jahresumsatz von rund 16 Milliarden Euro.
Manche Stadt fährt schon länger als Vorbild voraus, etwa Münster, Karlsruhe oder Freiburg, die vordere Plätze im ADFC-Fahrradklimatest einnehmen. Andere Orte wie Stuttgart haben es schon wegen ihrer Lage im Talkessel schwerer, verstanden sich aber auch lange als Autostadt.
»Entscheidend ist heute, in den Städten gute Bedingungen für das Radfahren zu schaffen«, sagt Städtetagspräsidentin Eva Lohse. Nötig seien etwa die Öffnung von Einbahnstraßen und Fahrradachsen in den Innenstädten. »Radlerinnen und Radler wünschen sich sichere und eigene Fahrwege«, betont die Oberbürgermeisterin von Ludwigshafen.
Im ganzen Land existieren Leuchtturmprojekte, die das Radfahren attraktiver machen sollen. Dazu zählt die Nordbahntrasse in Wuppertal - eine ehemalige Bahnlinie, auf der Radler über 23 Kilometer freie Fahrt haben. Am Bahnhof von Offenburg nimmt ein vollautomatisches Parkhaus den Radbesitzern die Sorge um ihr Gefährt. 120 Stellplätze auf 5 Etagen werden vollautomatisch und diebstahlsicher beschickt.
Auch fern der Städte nimmt das Radfahren stetig zu. »Im Freizeitbereich ist Deutschland ganz eindeutig Fahrradland«, sagt etwa Jannik Müller vom Verein Sauerland-Radwelt. Schon jetzt gebe es Tourismusregionen mit hochwertigen Angeboten.
Das Bundesverkehrsministerium will besondere Fahrradschnellwege für tägliche Fahrten etwa zur Arbeit, Schule oder Uni mit 25 Millionen Euro unterstützen. Von «kleinen Fahrradautobahnen» ohne Gegenverkehr und Ampel spricht Staatssekretär Norbert Barthle (CDU). »In Göttingen wird eine solche fünf Kilometer lange Strecke zwischen Universität und Bahnhof von Tausenden gut angenommen«, betont er wiederholt.
Doch ob mit Millionenförderung oder ohne: Alles soll besser werden im oft heiklen Miteinander von Autofahrern, Radlern und Fußgängern. Viel öfter Tempo 30 in der Stadt und frühere Verkehrserziehung für Kinder sind Kernforderungen von Experten. Sie sollen im Autoland Deutschland die Lust aufs Radeln weiter erhöhen und auch die Zahl der Verkehrstoten senken - etwa durch eine mögliche Helmpflicht.