In einem ersten Projekt konnte werkzeugseitig dieses Vorgehen auf Schnittstellen und Funktionen in dem inte-grierten Werkzeug medini analyze abgebildet werden. Ausgangspunkt waren zunächst funktionale und technische Anforderungen, die bereits in DOORS abgelegt und anschließend importiert wurden. Auf dieser Basis konnte die Argumentationskette von funktionalen zu technischen Sicherheitsanforderungen mittels des graphischen Goal-Editors formalisiert werden, so dass die Beziehungen zwischen den Anforderungen visuell dargestellt und an verschiedenen Stellen vervollständigt wurden. Insbesondere die Herleitung des ASIL sowie Dekompositionen auf funktionaler Ebene konnten somit nachvollziehbar dokumentiert und automatisiert geprüft werden (Bild 2).
Parallel dazu diente ein in SysML erstelltes Architekturmodell auf Basis der Item-Beschreibung zur strukturellen und logischen Beschreibung des technischen Konzepts des elektrischen Antriebsstrangs. Neben den Systemkomponenten wurden an dieser Stelle Kommunikationsaspekte und weitere Details über das eingangsbeschriebene Zusammenwirken der Sicherheitsmechanismen berücksichtigt (Bild 3).
Das betraf sowohl Aspekte der Funktionsweise als auch der energetischen Schnittstellen wie die Hochvolttechnik. Im Hinblick auf die Darstellung der Umsetzung des Sicherheitskonzepts legte das Modell argumentativ dar, wie Anforderungen realisiert werden sollen und welche Abhängigkeiten und kritischen Pfade existieren. Ermöglicht wird das neben der feingranularen Allokation durch das Annotieren von zusätzlichen Informationen. Zum Beispiel lassen sich Sequenzablaufdiagramme, Fehlertoleranzzeiten für kritische Signalpfade oder Argumente zur Rückwirkungsfreiheit - „Freedom of Interference“ - durch Verlinkung an Modellelementen hinterlegen. Eine Ausleitung dieser Informationen in ein Dokument garantiert letztlich die kompakte Darstellung als Zusammenfassung oder zur Weitergabe.
Interessant bei dieser Art der Modellierung mit SysML ist der erweiterte Detaillierungsgrad über Ports und Datentypen, der über ein rein logisches Funktionsnetz mit abstrakten Abhängigkeiten hinausgeht, wie es zum Beispiel die VDA-Richtlinie zur FMEA vorgibt [4]. Dadurch wird die tatsächliche Informations- und Signalverarbeitung beliebig genau angenähert, was eine „hochauflösendere“ Spezifikation und Analysen erlaubt. Zudem hilft eine automatisierte Prüfung im Werkzeug, Inkonsistenzen aufzudecken.
Ausblick
Der modellorientierte Ansatz zur Erstellung des technischen Sicherheitskonzepts zeigt vielversprechende Verbesserungen in Effizienz und Qualität der Arbeitsprodukte. Durch den integrativen Ansatz und die enge Kopplung von Entwicklungsartefakten und Sicherheitsanalysen können Inkonsistenzen im Konzept erkannt und Lücken aufgedeckt werden. Voraussetzung dazu ist eine Werkzeugumgebung, die dieses Vorgehen wirkungsvoll unterstützt und verteilte Informationen zusammenführt.
Literatur:
[1] ISO 26262, Teile 1-10, http://www.iso.org
[2] medini analyze Werkzeuglösung, http://www.ikv.de/medinianalyze
[3] System Modeling Language (SysML), http://www.omgsysml.org/
[4] Verband der Automobilindustrie (VDA): Sicherung der Qualität in der Prozesslandschaft. Produkt und Prozess - FMEA (Band 4). ISSN 0943-9412, 2009
Die Autoren
Andreas Redtenbacher |
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arbeitet als Functional Safety Manager bei der BMW AG und koordiniert die sicherheitsgerichtete Entwicklung nach ISO 26262 auf E-Antriebsebene. |
Michael Soden |
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arbeitet als Lead-Architekt bei der ikv++ technologies ag und leitete die Produktentwicklung von medini analyze. Derzeit begleitet er die Werkzeugeinführung in Kundenprojekten. |
Michael Maruhn |
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von Rimpl Consulting GmbH unterstützt als Functional Safety Manager die sicherheitsgerichtete Entwicklung nach ISO 26262 auf E-Antriebsebene. |