Vergleichbarkeit der Sicherheitsstandards bestätigt

Mehr Sicherheit im Auto durch Flugzeugtechnologie

29. Juni 2012, 13:34 Uhr | Von Dr. Matthias Gerlach und Dr Stefaan Sonck Thiebaut
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Partitionierung seit zehn Jahren im Flugzeug im Einsatz

Bild 1. Vereinfachte Darstellung des im Airbus A350 verbauten „Integrated Modular Avionics“-Moduls (IMA).
Bild 1. Vereinfachte Darstellung des im Airbus A350 verbauten „Integrated Modular Avionics“-Moduls (IMA).

In der Flugzeugtechnologie ist die Partitionierung durch Mikro-Kernel bereits seit zehn Jahren im Einsatz. Dabei wird diese Technologie als Teil der Integrated-Modular-Avionics-Architektur (IMA) (Bild 1) verwendet. Hier ist es schon vor Jahren gelungen, die Anzahl der Steuergeräte im Flugzeug zu senken – bei gleichzeitiger Zunahme der Anzahl der Software-Systeme. Airbus z.B. verwendet den Mikro-Kernel PikeOS der Firma Sysgo AG für sein Langstreckenflugzeug Airbus A350 und für sein militärisches Transportflugzeug Airbus A400M. PikeOS wurde nach dem Avionik-Sicherheitsstandard der DO-178B zertifiziert.

Die Tatsache, dass die Mikro-Kernel-Technologie in der Avionik bereits seit langem ausgereift ist, wirft die Frage auf, warum diese sichere Technologie nicht schon längst Einzug in die Automobilindustrie gehalten hat. Es ist anzunehmen, dass das Interesse an solchen Lösungen erst neuerdings aufkommt, weil im Gegensatz zum Flugzeug die hohe Zahl an Steuergeräten erst jetzt zur Herausforderung wird. Außerdem müssen jetzt die Sicherheitsanforderungen an die Software im Automobil und formale Anforderungen wie die Norm ISO 26262 erfüllt werden.

Bild 2. Architektur Coqos.
Bild 2. Architektur Coqos.

OpenSynergy hat 2007 begonnen, diese Idee zur Nutzung der Mikro-Kernel-Technologie für die Integration von Software im Automobil zu verfolgen, und hat sie marktfähig gemacht. Dafür hat das Unternehmen den Mi­kro-Kernel PikeOS in seine standardbasierte Software-Plattform Coqos integriert (Bild 2). Dank des Mikro-Kernels bietet Coqos vonei-nander unabhängige Partitionen, in denen Software-Systeme mit unterschiedlichen Zeitanforderungen und Sicherheitsansprüchen laufen können, ohne dass diese sich gegenseitig beeinflussen können. Das heißt, es kann auch in der einen Partition eine Linux-basierte Infotainment-Software ausgeführt werden, während in einer anderen Partition Automotive-Systeme laufen. Coqos bietet außerdem eine AUTOSAR-Schnittstelle für die Integration von Automotive-Software, sodass AUTOSAR-konforme Programme ohne signifikanten Aufwand integriert werden können.

Der Mikro-Kernel in Coqos wurde nach dem Avionik-Sicherheitsstandard der DO-178B zertifiziert. Da aber eine Übertragung von Komponenten aus der Avionik in die Automobilelektronik nicht üblich ist, war bislang nicht geprüft, ob und inwieweit Software aus der Avionik auch den Anforderungen von Automotive-Standards entspricht. Diese Frage stellt sich insbesondere vor dem Hintergrund, dass in Kürze die Norm ISO 26262 in Kraft tritt.


  1. Mehr Sicherheit im Auto durch Flugzeugtechnologie
  2. Partitionierung seit zehn Jahren im Flugzeug im Einsatz
  3. Forschungsprojekt VirtuOS
  4. Avionik bietet Vorteile für Automotive-Software
  5. Die Autoren

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