Große Feldstudie

Was Navigationssysteme wirklich leisten können

6. August 2013, 12:10 Uhr | Von Dr. Barbara Metz, Mariana Just, Stefanie Schoch und Friedemann Kuhn
Leistung der Navigationssysteme
© BMW

Zu überraschenden Ergebnissen kommt eine große Feldstudie von BMW, Daimler und der Universität Würzburg: Navigationssysteme können nicht nur die Fahrtdauer signifikant verkürzen, sondern helfen auch, den Spritverbrauch zu senken.

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Wer heute ein Auto kauft, entscheidet sich damit auch für eine bestimmte Navigationslösung: Während die einen ein fest integriertes System bevorzugen, schwören andere auf mobile Lösungen - und vielen Fahrern reicht bei Orientierungsproblemen immer noch die gute alte Straßenkarte. Im Alltag spielen bei dieser Entscheidung vor allem subjektive Gründe wie individuelle Vorlieben und Gewohnheiten, aber natürlich auch die Kosten eine wichtige Rolle. Für einen wissenschaftlichen Vergleich der verschiedenen Navigationslösungen zählen dagegen nur harte Fakten: Wie häufig werden die einzelnen Navigationssysteme tatsächlich genutzt? Wirken sie sich messbar auf die Fahreffizienz aus? Lässt sich objektiv nachweisen, dass ihr Einsatz sogar die Fahrsicherheit beeinflussen kann?

Eckdaten der Feldstudie

Um diese Fragen zu beantworten, untersuchten die Projektpartner BMW, Daimler und die Universität Würzburg in einer Feldstudie die Auswirkung von Navigationssystemen auf das Fahren. Im Rahmen eines euroFOT-Projektes testeten rund hundert Versuchsteilnehmer für jeweils einen Monat sowohl ein von den Herstellern im Fahrzeug angebotenes, fest integriertes Navigationssystem als auch ein mobiles Navigationsgerät. Um die Auswirkung des Navigationssystems auf das Fahren beurteilen zu können, wurden die Untersuchungsteilnehmer außerdem gebeten, einen weiteren Monat ohne die Unterstützung eines Navigationssystems zu fahren. Die dort gesammelten Ergebnisse werden als „Baseline“ bezeichnet.

Abgesehen von Vorgaben zum Navigationssystem konnten die Fahrer im gesamten Zeitraum das Fahrzeug nach eigenem Gefallen verwenden. So war beispielweise die Nutzung der anderen Assistenzsysteme (Active Cruise Control, Spurverlassenswarnung usw.) freigestellt.

Bei den Untersuchungsteilnehmern handelte es sich überwiegend um langjährige Kunden der beiden involvierten Automobilhersteller, die extra für die Untersuchung ausgewählt wurden. 

Die Versuchsfahrzeuge sind mit spezieller Messtechnik ausgerüstet, um etwa Daten von CAN und anderen Bussystemen zu erfassen
Bild 1. Die Versuchsfahrzeuge sind mit spezieller Messtechnik ausgerüstet, um etwa Daten von CAN und anderen Bussystemen zu erfassen.
© BMW / Daimler

Die Stichprobe der Untersuchung besteht überwiegend aus Männern mittleren Alters. Dies liegt u.a. daran, dass für Daimler überwiegend Fahrer an der Untersuchung teilnahmen, die das Fahrzeug geschäftlich nutzen und deswegen eine hohe Kilometerleistung aufweisen.

Ausrüstung der Fahrzeuge

Im insgesamt dreimonatigen Untersuchungszeitraum fuhren die Probanden entweder einen Mercedes der E-Klasse oder eine BMW-5er-Limousine. Alle Fahrzeuge waren mit Messtechnik (Bild 1) ausgestattet, die bei Beginn einer Fahrt die Messung automatisch startete und bei Fahrtende automatisch herunterfuhr.

In jedem Fahrzeug zeichnen vier Kameras das Fahrgeschehen auf. Das linke Standbild des Fahrvideos stammt aus einem BMW, das rechte aus einem Mercedes
Bild 2. In jedem Fahrzeug zeichnen vier Kameras das Fahrgeschehen auf. Das linke Standbild des Fahrvideos stammt aus einem BMW, das rechte aus einem Mercedes.
© BMW / Daimler

Die Datenaufzeichnung umfasste neben objektiven Fahrzeugdaten von CAN und anderen Fahrzeug-Bussen (z.B. MOST, FlexRay) auch eine Videoaufnahme der gesamten Fahrt.

Für das Video wurden vier Kameras verwendet (Bild 2): Eine Kamera zeigte die Szenerie nach vorne, eine die Szenerie nach hinten, eine ein Bild des Fahrers und eine den Bereich der Mittelkonsole. Die vier Einzelbilder wurden zu einem Bild zusammengefügt und als Video mit 5 Hz abgespeichert.

Um die Auswirkung des Navigationssystems auf die Fahrsicherheit bewerten zu können, waren alle Versuchsfahrzeuge mit einer Reihe weiterer Fahrerassistenzsysteme ausgestattet. Durch die dafür in den Fahrzeugen serienmäßig verbaute Sensorik (Radar usw.) war es möglich, kontinuierlich Information zu Abstand und Spurposition direkt vom CAN-Bus aufzuzeichnen. Diese Informationen werden benötigt, um Aussagen über eine mögliche Auswirkung des Navigationssystems auf die Fahrsicherheit treffen zu können.

Alle im Rahmen der Feldstudie durchgeführten Fahrten der Testfahrzeuge in der geographischen Übersicht
Bild 3. Alle im Rahmen der Feld- studie durchgeführten Fahrten der Testfahrzeuge in der geographischen Übersicht.
© BMW / Daimler

Ergebnisse der Feldstudie

Die Studienergebnisse basieren auf den objektiven Fahrdaten von insgesamt 99 Untersuchungsteilnehmern, die je drei Monate an der Feldstudie teilgenommen haben.

Im Verlauf der Studie wurden 14.048 Stunden Fahrt bzw. 940.000 Kilometer während 37.217 Fahrten aufgezeichnet. Bild 3 zeigt den Verlauf aller in der Datenbasis enthaltenen Fahrten. Der Schwerpunkt der Fahrten liegt in Süddeutschland, es gibt aber auch Fahrten ins europäische Ausland.


  1. Was Navigationssysteme wirklich leisten können
  2. Akzeptanz und Nutzung von Navigationssystemen

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