Ungeeignet

Kaum E-Autos als Taxis

22. Mai 2018, 6:20 Uhr | dpa, Heinz Arnold
Die meisten Taxis sind nach wie vor mit Verbrennungsmotoren ausgestattet, Eletrotaxis gibt es kaum.
© Emily Wabitsch/dpa

Die Taxibranche tut sich mit der Elektromobilität schwer – das wird erst einmal so bleiben, obwohl sich der Einsatz rechnen kann.

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Die bundesweite Gesamtzahl der Taxis beläuft sich laut dem Deutschen Taxi- und Mietwagenverband in Frankfurt/Main auf rund 56.300 Fahrzeuge. Dem gegenüber stehe ein Anteil von bundesweit wahrscheinlich nicht mehr als 100 reinen Elektro-Taxis, sagte Thomas Grätz der Geschäftsführer des Verbandes.

Das sei vor allem dem aktuellen Stand der Technik geschuldet. »Der ist vollkommen ungeeignet für den Taxibetrieb«, so Thomas Grätz. Die Reichweite von 200 Kilometern bei erschwinglichen Fahrzeugmodellen reiche einfach nicht aus, beispielsweise wenn ein Auto im Schichtdienst auch mal mehr als acht Stunden unterwegs sei.

Auch sonst bestehe die Gefahr, dass einem Unternehmen eine gute Fahrt entgehe, weil das Taxi nicht ausreichend aufgeladen sei, sagte Grätz. Aus Sicht eines Taxisunternehmens müsste die Reichweite auf 400 bis 500 Kilometer erhöht werden.

Auch das Laden per Kabel kann ein Hindernis sein: Die Taxifahrer warteten in einer Schlange hintereinander an einem Haltepunkt, erklärte Grätz. Fahre einer weg, schließe der Rest auf. Problematisch werde es dann, wenn eines der Fahrzeuge gerade am Ladekabel hänge. »Soll der Fahrer dann abstöpseln und an die nächste Ladestelle am Halteplatz?«

Die einzige praktikable Lösung derzeit sei es, Ladesäulen auf dem eigenen Betriebshof zu installieren. Das könne aber nur ein Unternehmen mit einem großen Fuhrpark nutzen – während ein Fahrzeug auflade, sei ein anderes im Dienst. Bei kleinen Betrieben seien möglicherweise alle Autos zugleich im Einsatz.

Einen Pluspunkt für Elektro-Taxis gibt es aus Grätz' Sicht aber jetzt schon. »Das kann sich von den Betriebskosten durchaus rechnen.« Taxiunternehmen könnten beispielsweise von Kooperationen mit Energieanbietern profitieren.

Ländlicher Raum ungeeignet – Beispiel Rheinland-Pfalz

Dem Deutschen Taxi- und Mietwagenverband in Frankfurt/Main zufolge waren in Rheinland-Pfalz Ende 2016 knapp 1.700 Taxis und solche Fahrzeuge unterwegs, die sowohl als Taxi und als Mietwagen genutzt werden dürfen. Doch nur maximal zehn Elektro-Taxis gebe es in Rheinland-Pfalz, sagte Guido Borning vom Verband des Verkehrsgewerbes Rheinland auf Anfrage: »Wer als Taxi-Unternehmer aktuell Elektro-Taxis betreibt, tut dies wesentlich aus Marketing-Gründen.«

Besonders in Rheinland-Pfalz, wo es viel ländlichen Raum gibt, seien Elektro-Taxis nicht für den Alltag geeignet. Das liege unter anderem daran, dass die einzelnen Fahrten im Durchschnitt länger seien als im Stadtbetrieb. Elektro-Autos seien daher derzeit höchstens für Großstädte geeignet.


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